BERLIN. Anderthalb Jahre nach dem islamischen Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz haben Opfer-Angehörige ihre ersten Rentenbescheide erhalten. Die Enttäuschung bei den Hinterbliebenen sei jedoch groß, sagte die Sprecherin der Gruppe, Astrid Passin, am Dienstag dem rbb. „Viele empfinden das, was die Bundesregierung uns nun anbietet, als lächerlich und peinlich.“
Passin wird demnach eine monatliche Rente in Höhe von 140 Euro bewilligt. Seit der Ermordung ihres Vaters durch den Attentäter Anis Amri leide sie an einer psychoreaktiven Störung. Ihren Modeladen mußte sie deshalb in den vergangenen 18 Monaten immer wieder schließen.
In anderen Fällen sei der Rentenantrag trotz diagnostizierter Störung abgelehnt worden, weil der nötige Schädigungsgrad nicht erreicht worden sei. Passin kritisierte das deutsche Verfahren, wonach Angehörige von Anschlagsopfern nicht automatisch einen Rentenanspruch erhalten, sondern erst eine Schädigung nachweisen müssen.
Umgang mit Opfern und Hinterbliebenen wurde mehrfach kritisiert
„Ich weiß nicht, wie man das katalogisieren kann. Wenn ich bei der Untersuchung zusammenklappe und einen psychisch angeschlagenen Eindruck hinterlasse, bekomme ich etwas. Wenn ich am Tag der Untersuchung aber gefestigt und tough auftrete, gehe ich leer aus? Das kann doch nicht sein“, verdeutlichte die Sprecherin.
Der Umgang mit den Opfern und Hinterbliebenen des Anschlags war mehrfach kritisiert worden. Bislang hatten Angehörige eine Direkthilfe von 10.000 Euro und einen Schadensausgleich in Höhe von 25.000 Euro erhalten. Der Beauftragte der Bundesregierung, Kurt Beck, hatte diese Summen als zu gering bezeichnet.
Die Hinterbliebenen hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mehrfach Untätigkeit und politisches Versagen vorgeworfen. (ls)