BERLIN. Die Affäre um die mittlerweile zurückgetretene RBB-Intendantin Patricia Schlesinger ist nach Ansicht von Mitarbeitern des Senders noch lange nicht ausgestanden. „Die ganz häßlichen Sachen kommen noch“, zitiert die BZ aus einer Personalversammlung am Dienstag. Rund tausend Mitarbeiter diskutierten hier in aufgewühlter Atmosphäre die aktuelle Situation.
„Ich finde das ganze alles Scheiße, was hier passiert“, gestand der stellvertretende Intendant Hagen Brandstäter auf der Versammlung ein. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Schlesinger, ihren Ehemann Gerhard Spörl, sowie Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf wegen des Verdachts der Korruption. Tatsächlich lebte die Führungsriege des eher kleinen Regionalsenders auf großem Fuß.
RBB-Mitarbeiter bekommen horrende Zahlen präsentiert
Als beispielsweise Schlesinger den Vorsitz der ARD übernahm, ließ sie sich die Führungsetage im 13. Stock des Berliner Rundfunkhauses für 658.112,25 Euro umbauen, wie das RBB-Gebäudemanagement gegenüber der Bild einräumte. Allerdings war das nur ein Teil der Kosten, wie Brandstäter nun auf Nachfrage von Mitarbeitern auf der Personalversammlung einräumte.
Tatsächlich habe der Umbau des rechten Flügels, wo das ARD-Direktorenbüro liegt, etwa 750.000 Euro gekostet. Der Umbau des linken Flügels, in dem sich das Büro des Intendanten befindet, habe mit weiteren 661.000 Euro zu Buche geschlagen. Hinzu kommt der Umbau der Etage des RBB-Produktions- und Betriebsdirektors Christoph Augenstein für zusätzliche 750.000 Euro.
Direktvergabe ohne Ausschreibung durchgedrückt
Pikant auch, daß der Verlegeauftrag für das Parkett auf Schlesingers Etage nach Bild-Informationen ohne Ausschreibung an die Berliner Manufaktur Scheffler erging. Schlesinger habe demnach auf eine Direktvergabe des Auftrags von rund 17.000 Euro bestanden, da die Bauarbeiten während ihrer Urlaubsreise stattfinden sollten. Vorbehalte der Innenrevision seien daher überstimmt worden.
Auf der Personalversammlung wurden Brandstäter und Programmchef Jan Schulte-Kellinghaus zum Rücktritt aufgefordert. „Die Geschäftsleitung hat es mit vor die Wand gefahren“, brachte ein Personalratsmitglied die Stimmung auf den Punkt. Beide RBB-Chefs lehnten dies ab. Besondere Empörung schallte ihnen demnach entgegen, als bekannt wurde, daß die Führungsriege sich selbst hohe Prämien gegönnt hatte – für Sparmaßnahmen.
„Wir brauchen Demut und nicht Top-Gehälter an der Spitze und Boni im Zigtausender-Bereich“, kritisierte ein Mitarbeiter. In einem Bericht des RBB wurde am Montag erstmals die Führungsetage im Fernsehen gezeigt. „Es wirkte wie der Besuch des DDR-Fernsehens in der Bonzensiedlung Wandlitz nach dem Sturz von Egon Krenz“, spottete ein Mitarbeiter. (JF)
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