HAMBURG. Der designierte Erste Bürgermeister von Hamburg, Christoph Ahlhaus (CDU), hat sich von der Heidelberger Turnerschaft Ghibellinia distanziert. Er habe den Erstchargierten (Vorsitzenden) der Studentenverbindung gebeten, ihn nicht mehr als „Conkneipant“ (nicht stimmberechtigtes Mitglied) zu führen, sagte ein Sprecher von Ahlhaus der Hamburger Morgenpost.
Der noch amtierende Innensenator der Hansestadt war in die Kritik geraten, weil er in seiner Zeit als Kommunalpolitiker in Heidelberg Kontakt zu der Turnerschaft Ghibellinia gehabt hatte.
„Fließender Übergang zu nationalistischem Gedankengut“
So hatte beispielsweise die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grün- Alternativen-Liste (GAL), Antje Möller dem Hamburger Abendblatt gesagt, sie könne sich einen Bürgermeister, der Mitglied einer schlagenden Verbindung ist, nicht vorstellen. „Vereine, die Frauen keinen Zutritt gewähren, finde ich befremdlich“, kritisierte Möller.
Zudem sei der Übergang zwischen kameradschaftlichen Männerbünden und nationalistischem Gedankengut „fließend“, weshalb die Innenexpertin der GAL Aufklärung darüber forderte, „wie weit die Kontakte gegangen sind“.
Die Grünen stellen gemeinsam mit der CDU den Senat in Hamburg. Ahlhaus soll Ole von Beust (CDU) Ende August im Amt als Erster Bürgermeister folgen. Von Beust hatte Mitte Juli seinen Rückzug aus der Politik angekündigt.
Coburger Convent weist Vorwürfe zurück
Der Coburger Convent als Dachverband der studentischen Landsmannschaften und Turnerschaften wies die Vorwürfe der Grünen unterdessen scharf zurück. Man sei weltanschaulich, politisch und religiös ungebunden“, sagte der Pressesprecher des Verbands, Rüdiger Gerald Franz. „Aus Tradition und Überzeugung stehen wir zu unserem Land und seiner freiheitlichen demokratischen Grundordnung.“
Die Mitgliedschaft im Coburger Convent sei nichts, wofür man sich schämen müsse. Vorwürfe, der Verband und seine Mitglieder seien frauenfeindlich, rechtsradikal oder hätten ein chauvinistisches Weltbild, entbehrten jeder Grundlage, sagte Franz.
Kritik an der Haltung der Grünen kam auch vom Hamburger SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Kars: Man müsse Verbindungen nicht gut finden, „aber daß das für den Verbleib der Grünen in der Koalition ein wichtiges Kriterium ist, ist bei den Themen Nordbank, Elbphilharmonie, Kita-Gebühren oder Sparprogramm ein Witz“, sagte Kahrs der Hamburger Morgenpost.
Die Grünen setzten ihre Prioritäten komplett falsch, kritisierte der SPD-Politiker, der selbst Mitglied in einer christlichen Studentenverbindung ist. (krk)