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„Hart aber fair“: Was wäre, wenn die Täter Nazis gewesen wären?

„Hart aber fair“: Was wäre, wenn die Täter Nazis gewesen wären?

„Hart aber fair“: Was wäre, wenn die Täter Nazis gewesen wären?

Frank Plasberg
Frank Plasberg
Frank Plasberg: Gibt es eine Lügenpresse? Foto: dpa
„Hart aber fair“
 

Was wäre, wenn die Täter Nazis gewesen wären?

Frank Plasberg wollte es am Montag wissen: „Frisierte Polizeiberichte, bevormundete Bürger – darf man bei uns noch alles sagen?“ Die Meinungen gingen auseinander. Doch mit einer Frage zu den Massenbelästigungen in Köln und anderen Städten traf der Moderator einen wunden Punkt.
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„Wir sind natürlich angewiesen, pro Regierung zu berichten.“ Mit diesen Worten sorgte die WDR-Reporterin Claudia Zimmermann am Montag deutschlandweit für Aufsehen. Später nahm sie die Äußerung zurück. Das Live-Interview mit einem niederländischen Radiosender habe sie überfordert. Das kann man glauben oder eben nicht. Es paßte auf jeden Fall bestens ins Konzept von Frank Plasberg. Sein Thema: „Frisierte Polizeiberichte, bevormundete Bürger – darf man bei uns noch alles sagen?“ Eingeladen waren Alexander Gauland, Fraktionschef der AfD in Brandenburg, Axel-Springer-Journalist Claus Strunz, die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, ARD-Moderatorin Anja Reschke sowie Sebastian Krumbiegel, Sänger der „Prinzen“.

Die Grundfrage allerdings lautete: Gibt es in Deutschland eine Lügenpresse? Selbst der sonst um keinen Klartext verlegene Gauland stellt klar: „Der Begriff ist überspitzt, er stellt aber etwas Wahres dar.“ Er glaube nicht, daß die Regierung den öffentlich-rechtlichen Sendern direkte Anweisungen gebe, doch daß eine „Schere im Kopf“ existiere, glaube er sehr wohl. Was er damit meint, verdeutlichte der Brandenburger, als er den Begriff Lügenpresse durch „Reschke-Fernsehen“ ersetzte. Die angesprochene Panorama-Moderatorin wirkte paralysiert. Am Ende der Sendung wird sie sagen, was sie hofft. Nämlich, daß es kein „vor“ und „nach“ Köln gebe. Daß alles so bleibe wie vorher.

Distanz zu Gauland

Strunz, sichtlich bemüht, Distanz zu Gauland zu wahren, schilderte, wie er von einem Mitglied des Parteirates der Grünen als „Mainstreamhetzer“ bezeichnet worden sei. Der Grund: In einem Kommentar hatte Strunz gesagt: „Wir haben jetzt den Kampf der Kulturen auf unseren Straßen, und wenn wir nicht aufpassen, verlieren wir den.“ Genau von „der Seite“ bekäme man einen Maulkorb verpaßt, was schließlich dazu führe, daß viele Menschen in diesem Land gar nichts mehr sagen würden, meint der Journalist.

Gleichzeitig betonte er jedoch, die AfD sei rechts oder rechtsaußen, weshalb die durch Angela Merkels Linksschwenk politisch heimatlos gewordenen Bürger nicht in ihre Fänge gedrängt, sondern in der Mitte gehalten werden müßten.

„Auf dem linken Auge blind“

Ein Gedankenexperiment von Moderator Frank Plasberg erhitzte die Gemüter ganz besonders. Wäre die Debatte über Köln schärfer, wenn die Täter Neonazis gewesen wären, die nordafrikanische Frauen auf der Domplatte bedrängt hätten? Reschke dementiert. Denn die „Empörung ist groß, wir haben seit zwei Wochen kein anderes Thema“, glaubt sie, vergißt jedoch zu erwähnen, daß die überregionale Berichterstattung und Debatte erst mehrere Tage nach den Vorfällen einsetzte. AfD-Vize Gauland bot Plasbergs These die Möglichkeit, zu erwähnen, daß Deutschland nach wie vor „auf dem linken Auge blind“ sei. Selbst wer in linksextremen Parteien aktiv sei und einem Diktator wie Pol Pot applaudiert habe, könne es in der deutschen Politik weit bringen. Wer aber Mitglied in einer rechten Partei gewesen sei, bekomme deswegen ein Leben lang Probleme.

Strunz wollte das Feld der Medienkritiker allerdings nicht Gauland überlassen und analysierte die „linksbürgerliche Gesellschaft“, die nach Köln zunächst gehofft hatte, daß keine Ausländer an den Vorfällen beteiligt waren. Dann, als sich dies bewahrheitete, daß keine Flüchtlinge unter den Tätern gewesen seien und schließlich darauf, daß es den Männern in erster Linie nicht um sexuelle Nötigung, sondern um Diebstahl gegangen sei. Von diesen Denkmustern müsse man sich verabschieden, betonte Strunz, denn „auch ein unterdrückter Flüchtling kann ein böser Mensch sein“.

„Sprechen Sie nie mit Menschen?“

Daß Köln offenbar doch eine Zäsur in der politischen Debatte Deutschlands darstellt, zeigten das Auftreten von Reschke und Göring-Eckardt. Nichts war mehr zu sehen von dem Elan, den Reschke ausstrahlte, als sie noch vor der Zuspitzung der Asylkrise zur besten Sendezeit der Asyllobby nach dem Mund redete und dafür im Netz gefeiert wurde. Von Medienkritik will sie nichts wissen. Es gebe keine Tabus, schließlich könne jeder sagen, was er denke. Auch Göring-Eckardt wirkte stoisch. Sie hätte schon immer für mehr Polizei und Meinungsvielfalt plädiert. Das derzeitige Schwarz-Weiß-Denken müßte aufgebrochen werden, denn es gebe „sehr viel Fans der Farbe Grau“.

Gauland, der das Schlußwort erhalten sollte, betonte noch einmal: „Es gibt ein vor Köln und ein nach Köln, und nach Köln ist der Zusammenbruch der öffentlich-rechtlichen Schweigespirale, und ich glaube, daß die Menschen jetzt mehr Mut haben, sich auch mal zu Dingen zu bekennen, zu denen sie vor Köln nicht mehr so viel Mut hatten.“ Reschke schüttelte den Kopf. Sie könne diese Schweigespirale nicht erkennen. „Sprechen Sie nie mit Menschen?“, fragt der AfD-Vize. „Die Leute haben das Gefühl, daß sie nicht mehr dazu gehören.“

Frank Plasberg: Gibt es eine Lügenpresse? Foto: dpa
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