FREIBURG. Der Verdächtige im Mordfall der Freiburger Studentin Maria L. hat zu Beginn des Prozesses gestanden, die Behörden über sein Alter getäuscht zu haben. Bei seiner Ankunft in Deutschland 2015 sei er bereits 18 Jahre alt gewesen und nicht, wie von ihm angegeben, 16 Jahre. „Wenn man minderjährig ist, ist die Situation in Deutschland besser“, begründete Hussein K. laut Welt seine Lüge. Die Ermittler gehen davon aus, daß Hussein K. zur Tatzeit sogar bereits 22 Jahre alt war.
Der aus Afghanistan stammende Asylbewerber ist angeklagt, im Oktober 2016 die damals 19 Jahre alte Studentin vergewaltigt und ermordet zu haben. Fahnder hatten ihn Anfang Dezember 2015 anhand von Videoaufnahmen und einer DNS-Spur überführt. Bereits zuvor hatte die JUNGE FREIHEIT berichtet, daß die Polizei zwar über DNS-Material von der Tat verfügte, dieses aber nicht vollständig auswerten durfte. Neben der DNS-Spur und dem Geschlecht erlaubte die Strafprozeßordnung keine Auswertung weiterer Merkmale.
Staatsanwalt: Maria L. könnte noch leben
Vor dem Landgericht Freiburg schilderte der Staatsanwalt die Tat am Dienstag wie folgt: Hussein K. habe Maria L. gegen drei Uhr nachts an einem Radweg aufgelauert. Die junge Frau war auf dem Heimweg von einer Party. Er riß sie vom Fahrrad, biß sie in Kopf und Brust und zerrte ihr die Kleider vom Körper. Dann würgte und vergewaltigte er sie brutal.
Nach der Tat legte er sein bewußtloses Opfer in die Dreisam, einem Fluß am Radweg. Die Anklage vertritt die Ansicht, Hussein K. habe den Tod von Maria L. bewußt gewollt, das Wasser habe seine Spuren verwischen sollen. „Wenn der Täter das Opfer nicht in den Fluß geworfen hätte, dann würde Maria L. heute noch leben“, sagte der Staatsanwalt nach einem Bericht des Focus.
Vor Gericht gab K. an, er sei im Alter von 13 Jahren aus Afghanistan in den Iran gekommen. Von dort sei er über die Türkei weiter nach Griechenland gereist. Auch hier soll er ein brutales Verbrechen begangen haben. Im Mai 2013 habe er laut griechischen Behörden versucht, eine 20 Jahre alte Studentin zu ermorden, indem er sie auf Korfu eine Steilküste herunterwarf.
Alkohol und Drogen
Zuvor hatte er die Frau ausgeraubt, war dann bei der Tat aber dadurch überrascht worden, daß sich zwei Autos näherten. Das Opfer überlebte verletzt. Ein griechisches Gericht verurteilte Hussein K. deshalb im Februar 2014 wegen Raubes und versuchten Mordes zu zehn Jahren Haft.
Schon Ende Oktober 2015 wurde er jedoch gegen Auflagen aus der Haft entlassen und machte sich nach Deutschland auf. Am 12. November 2015 meldete er sich auf dem Bundespolizeirevier in Freiburg, gab an, 1999 in Afghanistan geboren zu sein und keine Papiere zu besitzen. Im Februar 2016 beantragte er formell Asyl und wurde wegen seines angeblich minderjährigen Alters bei einer Freiburger Pflegefamilie untergebracht.
Über seine Zeit in der Universitätsstadt berichtete Hussein K. am Mittwoch vor Gericht, er habe regelmäßig größere Mengen Alkohol getrunken und Haschisch geraucht. Auch habe er zweimal die Woche Heroin konsumiert. „Das war unser Leben“, zitiert ihn die Welt. Der Prozeß wird wegen der bislang unklaren Altersangaben vor der Jugendkammer des Landgerichts geführt. Ein Urteil gegen Hussein K. wird frühestens im Dezember erwartet. (krk)