Die Olympischen Winterspiele in Peking werfen ihre Schatten voraus. Zwar beginnt der Kampf die Medaillen erst im Februar, doch die diplomatischen Auseinandersetzungen sind bereits in vollem Gang.
Die Führung übernahmen die USA, die als Protest gegen Menschenrechtsverletzungen im Reich der Mitte keine diplomatischen Vertreter schicken wollen. Dem folgten die Australier und am Mittwoch schloß sich mit Großbritannien die Phalanx der angelsächsischen Staaten.
Da wollen auch deutsche Politiker im Wettstreit des politischen Haltungszeigens nicht leer ausgehen. So forderte der CDU-Bundestagsabgeordnete Johann Wadephul einen entsprechenden Schritt der europäischen Staaten. Die Jungen Liberalen verlangen von der frisch vereidigten Ampel-Koalition ebenfalls den diplomatischen Boykott. Sie begründeten das unter anderem mit dem Vorgehen der chinesischen Regierung gegen die moslemische Minderheit der Uiguren.
Der Mut zu harten Sanktionen gegen China fehlt
Der neue Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spielt derzeit auf Zeit. Zunächst wolle er sich mit den Partnerländern abstimmen und betonte zugleich die Bedeutung der Dialogbereitschaft in der Außenpolitik. Hat sich da etwa jemand die Worte von Altkanzler und Genossen Gerhard Schröder zu Herzen genommen? Der hatte unlängst noch davor gewarnt, mit einer moralisierenden Außenpolitik Staaten wie China zu brüskieren.
Angesichts der engen wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Deutschland und China wäre es höchst unklug, für eine kurzfristige Symbolpolitik eine weitere Verschlechterung der Beziehungen zu riskieren. Es bliebe ohnehin der Verdacht, daß die westlichen Staaten sich zu harten Sanktionen nicht durchringen könnten, da sie sich damit selbst schaden würden.
Schuster, bleib bei deinen Leisten
Die Bühne des Sports mußte in den vergangenen Monaten bereits für peinliche Haltungs- und Moralinszenierungen herhalten, wie der Streit um ein regenbogenfarbenes Fußballstadion während der Europameisterschaft gezeigt hat. Da bei einem ledglich diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele die Athleten ohnehin vor Ort um Medaillen kämpfen, sollte man sie ihrer Aufgabe nachgehen lassen: dem fairen sportlichen Wettkampf.
Das Geschäft der Politik mit all seinen Facetten, Abwägungen, Drohgebärden und Winkelzügen mögen die Diplomaten betreiben. So wirke jeder an seinem Platz. Denn bei der Politisierung des Sports ist er der erste Verlierer.