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WM-Blamage, Fahndungsplakat und Zukunftsängste: Kaisers royaler Wochenrückblick

WM-Blamage, Fahndungsplakat und Zukunftsängste: Kaisers royaler Wochenrückblick

WM-Blamage, Fahndungsplakat und Zukunftsängste: Kaisers royaler Wochenrückblick

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
WM-Blamage, Fahndungsplakat und Zukunftsängste
 

Kaisers royaler Wochenrückblick

Deutschland gibt in Katar den Moral-Weltmeister, Böhmermann dürstet es nach einem neuen Skandal und die Jugend treibt die Sorge vor den Preisschocks um. Boris T. Kaiser blickt zurück.
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Es ist Fußball-Weltmeisterschaft und Deutschland ist im „Binden-Fieber“. Die Symptome sind: Rasende Hysterie, aufsteigende Moralinsäure und chronische Schwatzhaftigkeit. In der Berichterstattung über das Turnier in Katar ging es in der ersten Woche kaum – oder eher so gut wie gar nicht – um Sport, sondern nahezu ausschließlich um die „One Love“-Kapitänsbinde, mit der die Kicker unbedingt auflaufen wollten, aber nicht durften.

Die große Debatte um das „wichtige Zeichen für Vielfalt und Demokratie“ führt Deutschland zwar mal wieder weitgehend mit sich selbst, dafür aber wie so oft umso intensiver. Wobei es im Grunde auch keine wirkliche Debatte ist, denn zu einer solchen gehören ja traditionell immer mindestens zwei Meinungen. Das ist allerdings ein Standard, von dem man sich in der Bundesrepublik schon lange verabschiedet hat.

Spieler halten sich demonstrativ den Mund zu

Der klare Fokus, den der vierfache Weltmeister Deutschland bei dieser WM gesetzt hat, wurde auch nach der peinlichen Niederlage gegen die fußballerischen Zwerge aus Japan nicht verschoben. Im Gegenteil. Nach dem Spiel gegen die Mannschaft, die zu den vielen Teams gehört, die sich bei einer Fußball-Weltmeisterschaft in geradezu egoistischer Weise nur auf den Fußball konzentrieren, gab es in der Nachbetrachtung der Partie nur ein Thema: Das Mannschaftsfoto, mit dem die DFB-Elf vor ihrem ersten Vorrundenspiel gegen das von der Fifa erteilte „Binden-Verbot“ protestierten.

Die Spieler hatten sich für Bild allesamt den Mund zugehalten, was so viel bedeuten sollte wie: Wir dürfen hier nicht unsere politische Meinung kundtun und den Rest der Welt darüber aufzuklären, was richtig und was falsch ist. Daß Tugend-Protzerei offensichtlich die Beine schlapp macht, wollte kaum jemand sehen. Im Gegenteil. Der stellvertretende Sportchefredakteur der Bild-Zeitung, Carli Underberg, ließ sich gar zu der These hinreißen, das Tragen der „One Love“-Binde hätte eine Niederlage abgewendet.

Das erinnert an Zitate aus Filmen über die Kreuzzüge, in denen die Ritter dem Grundsatz folgten: „Keine Armee kann geschlagen werden, wenn sie das Kreuz Jesu Christ vor sich herträgt.“ Es kann eigentlich nur eine Frage der Zeit sein, bis im Namen der Woke-Ideologie die ersten Kriege geführt werden. Geopolitisch würde das aber wohl nicht viel verändern. Schließlich wären die potentiellen Angriffsziele die gleichen Länder, denen der Westen bereits seit Jahrzehnten versucht, seine Werte einzubomben.

Böhmermann sorgt mit Fahndungsplakat für Trubel

Jan Böhmermann hat es derweil mit einfachsten Mitteln geschafft, die gesamte liberal-konservative Twitter-Blase gegen sich aufzubringen – und dabei ganz nebenbei einen seiner Aufmerksamkeit generierenden Skandale auszulösen. Diesmal hat der Moderator ein Fahndungsplakat geteilt, welche an die damaligen Suchaufrufe nach Mitgliedern der RAF erinnern. Bei Böhmermanns Version sind mehrere FDP-Politiker und Journalisten abgebildet. Auf ihre „Ergreifung“ beziehungsweise Hinweisen, die zu einer solchen führten, sei eine „Belohnung von 100.000 DM ausgesetzt“, heißt es auf dem Plakat.

Die Abgebildeten zeigen sich nun entsprechend entsetzt darüber, mit Terroristen gleichgesetzt zu werden. Was einerseits verständlich ist, zeigt auf der anderen Seite auch die Verlogenheit vieler, die trotz ihrer nichtlinken politischen Meinung bislang noch nicht komplett vom „Mainstream“ ausgestoßen wurden. So lautstark sie sich nun, da es plötzlich sie trifft, empören, so still waren viele von ihnen, als in der Vergangenheit immer wieder „rechtspopulistische“ Politiker und Publizisten, Ungeimpfte oder Anhänger nicht-linker NGOs wie IB-Chef Martin Sellner öffentlich in die Nähe von Terrorismus gerückt wurden.

Junge Menschen erkennen langsam den Ernst des Lebens

Die deutsche Jugend hat unterdessen ganz andere Sorgen. Sie hat den Ernst der aktuellen Lage nämlich offensichtlich erkannt. Die Studie „Jugend in Deutschland“ zeigt: Die in den vergangenen Jahren oft als „wohlstandsverwahrlost“ wahrgenommene Generation der 14- bis 29jährigen fürchtet sich inzwischen davor, daß es mit ihrem Wohlstand bald vorbei sein könnte.

Rund 71 Prozent der Befragten gaben an, daß ihnen die Folgen der aktuellen Preissteigerungen am meisten Angst machen. So fürchten drei von vier Jugendlichen die gewachsenen Kosten für Nahrungsmittel, gefolgt von der Sorge um die finanziellen Folgen des Preisanstiegs bei Strom und Gas. Es sind ganz neue Töne aus den Altersjahrgängen, deren größten Sorgen bisher die Erderwärmung, daß ihr persönlicher „Safe Space“ verletzt werden könnte, oder jemand im Indianer-Kostüm auf ihrer Karnevals-Party auftaucht, zu sein schien. Willkommen im Ernst des Lebens.

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
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