KÖLN. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki hat Christen dazu aufgerufen, sich nicht an Demonstrationen der islamkritischen Pegida-Bewegung zu beteiligen. Auch sollten sie bei Wahlen nicht ihr Kreuz bei Parteien wieder AfD machen. „Die Maxime ist ganz klar: Wähler, die von sich sagen, daß sie Christen sind, können nicht fremdenfeindlich wählen und sollten nicht mit Pegida oder anderen Gruppen für das Erreichen fremdenfeindlicher Ziele demonstrieren“, sagte Woelki dem Handelsblatt. Christen hätten einen klaren Maßstab und Auftrag. „Im Zweifel kann ich Bibel und Parteiprogramm nebeneinanderlegen.“
Auf die Frage, ob ein Christ sich an Pegida-Demonstrationen beteiligen oder die AfD wählen dürfe, sagte Woelki: „Da ist natürlich die Gewissensentscheidung jedes Einzelnen gefragt. Christsein steht für Werte wie die Unveräußerlichkeit der Menschenwürde unabhängig von Hautfarbe, sozialem Status oder Herkunft. Als Kirche stehen wir dafür, allen Menschen in Not zu helfen.“
Ihm bereite der derzeitige Zulauf für die AfD große Sorge. „Es ist dringend notwendig, sich im politischen Diskurs mit den Positionen der AfD auseinanderzusetzen, deutlich ihre Defizite aufzuzeigen und vor allem auf ihre mangelhaften Lösungsvorschläge hinzuweisen“, mahnte Woelki.
Wertschätzung gegenüber dem Islam
Gefragt, ob Christen sich vom Islam abgrenzen dürften, antwortete der Erzbischof, der Islam gehöre zu den großen monotheistischen Religionen. „Die katholische Kirche weiß sich den Muslimen in diesem Sinne verbunden, würdigt ihre Suche nach Gott, nach Wahrheit und nach Werten.“
Eine solche Wertschätzung gegenüber dem Islam und anderen Religionen sei weder blind noch naiv. „Sie übersieht nicht die Unterschiede, die es zwischen den Religionen gibt. Sie übersieht auch nicht die Herausforderungen, die es immer gibt, wenn Menschen sich darüber verständigen müssen, wie sie zusammenleben wollen.“
Damit Religion nicht für Terror mißbraucht werde, empfahl Woelki „Entgegenkommen, Respekt, großherzige Gastfreundschaft und ehrliches Interesse füreinander“ im Alltag. (krk)