BERLIN. Die Sorge, daß der Steuerzahler die Kosten der Euro-Rettung tragen muß, überflügelt seit Jahren alle anderen Ängste der Deutschen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der R+V-Versicherung, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.
Für die Langzeitstudie werden seit mehr als 20 Jahren jährlich rund 2.400 Bürger ab 14 Jahren nach ihren größten wirtschaftlichen, politischen und persönlichen Ängsten befragt. Zwar lägen 2014 die Ängste der Deutschen der Studie zufolge auf dem niedrigsten Niveau seit zwanzig Jahren, dennoch bedrücke die Bundesbürger die Angst ums Geld, die Umwelt und die eigene Gesundheit.
„Die Mehrheit der Deutschen befürchtet, daß die Euro-Schuldenkrise die Steuerzahler teuer zu stehen kommt und die Lebenshaltungskosten weiter steigen“, so Rita Jakli, Leiterin des R+V-Infocenters. Jeder zweite habe große Angst vor zunehmenden Naturkatastrophen und davor, im Alter auf Pflege angewiesen zu sein.
„Berechtigte Sorgen“
Die Befragten belasteten ferner die Angst vor einer schweren Erkrankung (47 Prozent), die Überforderung der Politiker (44 Prozent), Spannungen durch Ausländer (43 Prozent) und eine allgemein schlechte Wirtschaftslage (41 Prozent).
In Berlin, wo laut Studie die zuversichtlichsten Deutschen leben, rangierte die Sorge vor einwanderungsbedingten Spannungen sogar mit 47 Prozent auf Platz zwei der großen Ängste, nur übertroffen von steigenden Lebenshaltungskosten.
Der Heidelberger Politologe Manfred G. Schmidt widersprach bei der Vorstellung der Studie der Einschätzung, die Deutschen seien ein Volk von Angsthasen. Vielmehr handele es sich um „wirklichkeitsnahe Ängste“ und „berechtigte Sorgen“. Die Bürger merkten, daß sie die Hauptlast der Euro-Schuldenkrise zu tragen hätten. „Sie leisten sich ein eigenes Urteil.“ (dk)