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Persönliche Netzwerke ziehen an: „Migration ist ein sich selbst verstärkender Effekt“

Persönliche Netzwerke ziehen an: „Migration ist ein sich selbst verstärkender Effekt“

Persönliche Netzwerke ziehen an: „Migration ist ein sich selbst verstärkender Effekt“

Flüchtlinge aus Syrien warten im Ankunftsbereich für Geflüchtete im Hauptbahnhof auf die Registrierung. Migration zieht mehr Migranten an.
Flüchtlinge aus Syrien warten im Ankunftsbereich für Geflüchtete im Hauptbahnhof auf die Registrierung. Migration zieht mehr Migranten an.
Flüchtlinge aus Syrien warten auf die Registrierung (Symbolbild): Migration zieht weitere Migranten an Foto: picture alliance/dpa | Robert Michael
Persönliche Netzwerke ziehen an
 

„Migration ist ein sich selbst verstärkender Effekt“

Migranten folgen Migranten. Das ist das Prinzip der Wanderungsbewegungen der Menschen, sagt der Bremer Migrationsforscher Stefan Luft. Er kritisiert auch eine ideologische Ausrichtung seines Faches.
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BREMEN. Der Migrationsforscher Stefan Luft hat auf die Folgewirkung von Wanderungsprozessen hingewiesen. Migration schafft als „ein dynamischer, sich selbst verstärkender Prozeß“ weitere Zuwanderung. „Einige gehen voraus, andere ziehen nach, das ist das Prinzip der Kettenwanderung,“ erläuterte der Politikwissenschaftler der Universität Bremen im Gespräch mit der Welt.

Persönliche Netzwerke im Zielland seien eine starke Anziehungskraft.  In den Netzwerken sprechen sich laut dem Forscher Chancen auf einen attraktiven Lebensstandard, Rechtsansprüche auf Sozialleistungen sowie Bleiberecht schnell herum. „In der Migrationsforschung wird nicht bestritten, daß es Abstoßungs- und Anziehungseffekte gibt“, erklärte Luft dazu. In Ländern mit geringen Aussichten auf ökonomischen Erfolg wie Bulgarien blieben deswegen auch nur wenige Migranten.

Starke Zuwanderung geht dem Forscher zufolge oft mit einer Unterschichtung einher mit ethnokulturell homogenen Gruppen in Stadtteilen und Schulklassen, die „den öffentlichen Raum zunehmend dominieren“. Wohlhabendere Familien ziehen weg oder schicken ihre Kinder auf weiter entfernte Schulen. „So bilden sich dann Sozialräume, in denen die Menschen wenig verbindet, die Folge sind mehr Spannungen.“

Migration sei nicht Normalfall

Teile der Migrationsforschung haben eine „starke ideologisch Ausrichtung“, wie Luft sagte. Zu den Grundannahmen vieler seiner Kollegen gehörten drei Dinge: Zuwanderung sei der Normalfall; Wanderungsbewegungen ließen sich nicht staatlich steuern; und Kolonialismus sei eine Erbschuld des Westens und Migration eine Folge der vermeintlichen Ausbeutung des reichen Westens, die hinzunehmen sei. Luft entgegnete darauf, daß nicht Wanderbewegungen, sondern Seßhaftigkeit für 95 Prozent der Weltbevölkerung der Normalfall sei.

Viele statistische Daten zu Zuwanderung unterschieden nur nach „mit“ und „ohne Migrationshintergrund“. Diese Gruppe sei aber viel heterogener. Politik und Gesellschaft sollten wissen, führte Luft aus, wie sich die unterschiedlichen Gruppen in der Bildung, im Sozialhilfebezug oder bei der Kriminalität entwickeln. Jedoch stünden solche Forschungsprojekte unter Verdacht, einzelne Gruppen zu diskriminieren.  (ca)

Flüchtlinge aus Syrien warten auf die Registrierung (Symbolbild): Migration zieht weitere Migranten an Foto: picture alliance/dpa | Robert Michael
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