WIESBADEN. Im vergangenen Jahr haben mehr als fünf Millionen Menschen in Deutschland ihre Wohnung aus finanziellen Gründen nicht richtig heizen können. „Der Anteil hat sich gegenüber dem Jahr 2021 verdoppelt“, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit.
5,5 Millionen Menschen in Deutschland lebten 2022 in Haushalten, die nach eigener Einschätzung ihre Wohnung aus finanziellen Gründen nicht angemessen #heizen konnten. Das waren 6,6 % der Bevölkerung. EU-weit waren es 9,3%. Unsere #ZahlDerWoche: https://t.co/AnW1pYG9gQ pic.twitter.com/0tWdco9Ns2
— Statistisches Bundesamt (@destatis) November 28, 2023
Insgesamt 6,6 Prozent hätten sich kein warmes Zuhause leisten können. 2021 habe der Anteil noch bei 3,3 Prozent gelegen. „Besonders häufig waren Menschen in Alleinerziehenden-Haushalten betroffen“, erläuterten die Statistiker ihre Erkenntnisse. Mehr als 14 Prozent von ihnen hätten angegeben, ihre Wohnung aus Geldmangel nicht angemessen heizen zu können.
Heizen wegen Krieg in der Ukraine teurer
Auch Haushalte aus zwei Erwachsenen und mindestens drei Kindern (9,7 Prozent) sowie allein lebende Menschen (7,3 Prozent) hätten überdurchschnittlich oft Probleme mit dem Heizen gehabt. „Grund für den Anstieg dürften vor allem die höheren Energiepreise im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine gewesen sein“, kommentierte das Bundesamt seine Zahlen.
Der Anteil der Menschen, die sich das Heizen aus finanziellen Gründen nicht leisten können, liege mit 6,6 Prozent allerdings nach wie vor unter dem Durchschnitt in der Europäischen Union. „In der EU waren im vergangenen Jahr rund 9,3 Prozent der Bevölkerung nach eigener Einschätzung finanziell nicht in der Lage, ihre Wohnung angemessen warmzuhalten.“ Spitzenreiter seien Bulgarien (22,5 Prozent), Zypern (19 Prozent) und Griechenland (18 Prozent). Schlußlichter hingegen sind Slowenien (2,6 Prozent), Luxemburg (2,1 Prozent) und Finnland (1,4 Prozent).
Mieterbund warnt vor Aussetzung der Gaspreisbremse
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte zuvor bei seiner Regierungserklärung im Bundestag angekündigt, die Energie- und Gaspreisbremse zu Anfang kommenden Jahres auslaufen zu lassen. Die Speicher seien schon „so gut gefüllt, daß wir nicht mit plötzlichen Preissprüngen rechnen“, betonte der Sozialdemokrat am Dienstag.
Der Deutsche Mieterbund warnte derweil vor dem Aus der Hilfszahlungen. „Insbesondere bei Erdgas werden viele Mieterinnen und Mieter den Preisanstieg erst 2024 spüren und stehen vor hohen Nachzahlungen und Anpassungen der Heizkostenvorauszahlung. Daher ist die soziale Abfederung der Preisbremsen auch über das Jahr 2023 hinaus enorm wichtig“, warnte die Bundesdirektorin des Mieterbundes, Melanie Weber-Moritz, am Montag.
DMB-Bundesdirektorin @mwebermoritz warnt vor einem vorzeitigen Ende der #Preisbremsen für Strom, Gas und Wärme. Zwar sind die aktuellen Preise wieder rückläufig, viele Mieter und Mieterinnen profitieren davon aber kaum: https://t.co/LtgsXaAncL pic.twitter.com/bUQ76ZILuN
— Deutscher Mieterbund (@DMBMieterbund) November 27, 2023
Mietern in Deutschland drohe auch weiterhin die Kündigung, wenn sie die Nachforderungen der Nebenkostenabrechnung nicht fristgerecht erfüllen könnten. Ende vergangenen Jahres erst hatte eine von der Bundesregierung beauftragte Kommission in einem Bericht die Einführung von Härtefallregelungen für überforderte Haushalte empfohlen. (fw)