HERFORD. Die FDP in Herford hat aus Angst vor linksextremen Übergriffen ihre Gedenkfeier für den liberalen Politiker Hermann Höpker-Aschoff abgesagt. Eigentlich wollte sich die FDP wie jeden Januar an seinem Grab versammeln. „Heute erhielten wir ernst zu nehmende Hinweise, daß es zu einer Gegenaktion linksgerichteter Aktivisten kommen kann“, teilte die Partei mit.
Daher habe sich der Kreisverband zu einer kurzfristigen Absage der Veranstaltung entschlossen. „Wir bedauern dies sehr, wollen aber keinen Anlass zu einer Störung der Ruhe auf dem Friedhof oder gar einer Eskalation dort geben. Wir haben daher entschieden, das Gedenken entfallen zu lassen.“
FDP: Die Umgangsformen werden rauher
„Ich möchte auch unsere Teilnehmer schützen, für den Fall, daß es ein Handgemenge gegeben hätte“, bestätigte der Kreisvorsitzender Stephen Paul gegenüber der Neuen Westfälischen Zeitung. „Die Umgangsformen werden rauher, auch bei uns in der Provinz.“ Er habe sich „doch erschrocken“, als er von der Polizei informiert wurde, Linksextreme könnten die FDP- Geschäftsstelle besetzen. „So was kennt man sonst eher aus Berlin.“
Höpker-Aschoff, Jahrgang 1883, war bis zu seinem Tod 1954 der erste Präsident des Verfassungsgerichtes in Karlsruhe. Der Jurist war Mitglied des Parlamentarischen Rates und als solches maßgeblich an der im Grundgesetz vorgesehenen Finanzregelung zwischen Bund und Ländern beteiligt. Auch die politische Unabhängigkeit der Bundesbank ist auf Initiative des Liberalen zurückzuführen.
Im zweiten Weltkrieg hatte Höpker-Aschoff, der sich in der Zeit des Nationalsozialismus aus der Politik zurückgezogen hatte, eine Abteilung in der Haupttreuhandstelle Ost geleitet. Als solcher beteiligte er sich an der Erfassung, Verwaltung und Verwertung des Vermögens des polnischen Staates und seiner Bürger sowie osteuropäischer Juden. 1944 geriet er in Streit mit dem Leiter der Parteikanzlei der NSDAP, Martin Bormann, und wurde versetzt. (JF)