LAMPEDUSA. Nachdem in den vergangenen 72 Stunden fast 7.000 Migranten, zumeist junge afrikanische Männer, die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa unweit der tunesischen Küste erreicht haben, hat die Gemeinde den Notstand ausgerufen. „Wir halten durch, aber die Überführungen aufs Festland dürfen nicht aufhören“, mahnte das italienische Rote Kreuz am Mittwoch laut der Tageszeitung La Repubblica. Die Situation sei „schwierig“. Inzwischen sollen sich mehr Migranten auf der Insel befinden, als diese Einwohner hat – nämlich etwas mehr als 6.000.
„Es ist beeindruckend, was wir in diesen Stunden erleben“, betonten indes auch die Polizeibehörden am Dienstag laut der Zeitung Il Giornale. Die Beamten seien mit ihren Kräften am Ende. Teils würden die neu ankommenden Menschenmassen versuchen, Polizeiabsperrungen auf der Insel zu überwinden. „Solche Versuche hat es mehrfach gegeben.“
#Lampedusa Nuovi momenti di forte tensione sull'isola, caos all'hotspot dove ci sono migliaia e migliaia di migranti dopo gli sbarchi record pic.twitter.com/cE4pxkkuOP
— Local Team (@localteamit) September 14, 2023
Allerdings sei es gelungen, die Menge „in Schach zu halten“. Die Küstenwache hilft daher inzwischen damit aus, Migranten weiter zu verschiffen. 2.000 Migranten seien bereits unterwegs nach Sizilien, um das Gedränge auf Lampedusa zu mindern.
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„Es ist eine Apokalypse“
Da die Aufnahmefähigkeit der Insel durch die hohen Ankunftszahlen überlastet wird, bahnt sich vor Ort eine humanitäre Notlage an. Es fehlt sowohl an Lebensmitteln als auch an Trinkwasser, Medikamenten und sanitären Einrichtungen, um die ankommenden Menschen zu versorgen. Die ankommenden Behelfsboote stauen sich mittlerweile auch an den Anlegern. Die Versorgungsknappheit soll mittlerweile auch zu kleineren Unruhen unter den Neuankömmlingen führen.
Continuano in mattinata gli #sbarchi a #Lampedusa dopo la giornata di martedì 12 in cui oltre 5mila persone sono arrivate sull'isola: nelle immagini, l'arrivo di un barchino e di due motovedette della Guardia di Finanza pic.twitter.com/W3vtnyqL6T
— Local Team (@localteamit) September 13, 2023
„Es ist eine Apokalypse“, betonte auch der Pfarrer der katholischen Inselgemeinde, Don Carmelo Rizzo. Lampedusa sei nicht mehr in der Lage, das Chaos zu bewältigen. Kurz zuvor erst hatte die Kirche eigene Räumlichkeiten für die Unterbringung von Migranten frei gemacht.
Bürgermeister von Lampedusa fordert Eingreifen des Zivilschutzes
Der Bürgermeister von Lampedusa, Filippo Mannino, bedankte sich derweil für den unermüdlichen Einsatz der Polizei- und Rettungskräfte. Viele hätten bereits Doppel- und Dreifachschichten eingelegt, um mit dem Takt der Ereignisse mitzuhalten. „Mein Dank gilt auch der Polizei und dem Roten Kreuz, die seit Tagen ihr Möglichstes tun, um dieses humanitäre Drama zu bewältigen“, schrieb der Lega-nahe Lokalpolitiker auf Facebook.
Aber auch er warnte laut der Tageszeitung Corriere della Sera: „Wir sind am Ende unserer Kräfte, helft uns, wir brauchen Personal und Mittel.“ Der Zivilschutz müsse dringend eingreifen, um sowohl die Migranten als auch die Einwohner von Lampedusa zu unterstützen.
#Lampedusa Malesseri tra i migranti all'hotspot. Alcuni sono rimasti contusi nella calca. Intenso lavoro per gli uomini della Croce Rossa pic.twitter.com/dvqRaZVD9I
— Local Team (@localteamit) September 14, 2023
Mehrere Behelfsboote sollen unterdessen noch kurz vor der Küste von Lampedusa verunglückt sein, wobei mehrere Migranten ertrunken sein sollen – darunter auch ein Mädchen. Die Stadt richtete daraufhin eine Messe für das etwa fünf Monate alte Baby aus. Über 807 Erstaufnahmeeinrichtungen hat die italienische Regierung inzwischen eingerichtet, um die Bootsflüchtlinge von Lampedusa nach Sizilien und Kalabrien aufzuteilen. (fw)
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Die JUNGE FREIHEIT war kürzlich vor Ort und hat über die Zustände auf der Mittelmeerinsel berichtet.
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