SALEM. Der US-Bundesstaat Oregon hat Rassismus im Mathematikunterricht den Kampf erklärt. Künftig sollen Lehrer mittels eines Leitfadens lernen, daß es auch bei vermeintlich richtigen Ergebnissen von Rechenaufgaben um „weiße Überlegenheit“ gehe.
Die Bildungsbürokraten des Bundesstaates wollen in insgesamt fünf Schritten die Pädagogen „zur kontinuierlichen Selbstreflexion“ anleiten, „wenn sie versuchen, eine antirassistische Mathematikpraxis zu entwickeln“, wie es in dem Programm heißt. Dazu sollen sich die Lehrer auch von angeblich überkommenen Vorstellungen verabschieden, wonach es „neutrale Antworten“ gebe. Dieser Überzeugung anzuhängen, sei „allein schon ein Charakterzug weißer Überlegenheit“. Profitieren sollen von den neuen Richtlinien schwarze, lateinamerikanische und mehrsprachige Schüler der Klassen sechs bis acht.
Um diese Gruppen nicht zu benachteiligen, sollen künftig mindestens zwei Antworten gelten. Dazu heißt es in dem Schreiben: „Das Konzept, daß Mathematik rein objektiv ist, ist falsch. Die Aufrechterhaltung der Idee, daß es immer richtige und falsche Antworten gibt, verewigt die Objektivität.“
Mathematik diene Aufrechterhaltung des Kapitalismus
Auch die bisherige Hausarbeitspraxis gehört laut den neuen Vorgaben auf den Prüfstand. So solle die „Hausaufgabenpolitik an die Bedürfnisse der farbigen Schüler“ angepaßt werden.
Künftig sollten die Lehrer auch die gesamtgesellschaftliche Dimension ihres Fachs berücksichtigen. So werden sie gebeten, herauszuarbeiten, „wie Mathematik verwendet wird, um kapitalistische, imperialistische und rassistische Ansichten“ aufrecht zu erhalten.
Der Bundesstaat Oregon im Nordwesten der USA gilt als liberale Hochburg. In der dort gelegenen Stadt Portland war es im vergangenen Jahr zu monatelangen Ausschreitungen der „Black Lives Matter“-Bewegung gekommen. Die demokratische Gouverneurin Kate Brown lehnte dennoch den Einsatz der Bundespolizei gegen die Randalierer ab. (ag)