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„Schweigen ist der Anfang der Diktatur“

„Schweigen ist der Anfang der Diktatur“

„Schweigen ist der Anfang der Diktatur“

 

„Schweigen ist der Anfang der Diktatur“

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Auch in diesem Jahr gliederte sich die Gedenkveranstaltung an die Opfer des sowjetischen Speziallagers Sachsenhausen, die Anfang September auf dem Gelände der heutigen Mahn- und Gedenkstätte stattfand, in zwei Teile: Der erste wurde von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten organisiert, für den zweiten mit Totengedenken und Vortrag trug hingegen die Arbeitsgemeinschaft Lager Sachsenhausen 1945-1950 die Verantwortung. Im Vorfeld der Veranstaltungen gab es zum wiederholten Male deutliche Spannungen zwischen Stiftung und Arbeitsgemeinschaft. Nur zwei Wochen vor dem jetzigen Gedenken ließ der Direktor der Stiftung, Günter Morsch, der Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft, Gisela Gneist, über seine Rechtsanwälte eine Unterlassungserklärung zusenden. In dieser Erklärung sollte Gneist unter anderem die Feststellung widerrufen, daß für Morsch die Opfer des Speziallagers im Vergleich zu den Opfern des NS-Konzentrationslagers „Opfer zweiter Klasse“ darstellten. Um größere Konflikte zu vermeiden, bemühte sich die Wissenschafts- und Kultusministerin Johanna Wanka um eine einstweilige Verständigung. Am 30. August fand ein gemeinsames Treffen der CDU-Politikerin mit Morsch, Gneist, Landtagspräsident Gunter Fritsch und Thüringens ehemaligem Ministerpräsidenten Bernhard Vogel (CDU) statt. „Beide Seiten (haben) den grundsätzlichen Willen zur weiteren Zusammenarbeit zum Ausdruck gebracht“, lautete das anschließende Fazit der Ministerin. Im Mittelpunkt der Veranstaltung der Stiftung stand ein Referat der wissenschaftlichen Mitarbeiterin der Gedenkstätte Sachsenhausen, Ines Reich, zur „Inhaftierung von Verurteilten sowjetischer Militärtribunale (SMT) im Speziallager Nr. 7 / Nr. 1 (Sachsenhausen) in den Jahren 1946-1950“ mit einer anschließender Zeitzeugenbefragung. Reich verwies dabei auf eine aktuelle Studie des Dresdener Hannah-Ahrendt-Stiftung zu diesem Komplex. Die Studie belege, daß die Mehrzahl der SMT-Verurteilten „unschuldig“ war oder nur ein „sehr geringer Belastungsgrad“ bestand. Mit direktem Verweis auf diese Angabe protestierte ein Sachsenhausen-Opfer dagegen, daß trotzdem von vielen Medien immer noch von „Kriegs- bzw. NS-Verbrechern und Unschuldigen“ geschrieben oder gesprochen werde, obwohl erstere „nicht einmal ein Prozent aller Inhaftierten“ dargestellt hätten. Die Stiftung widerspreche dieser Auffassung nicht in ausreichendem Maße. Dadurch entstünde bis heute der Eindruck, der Vorwurf, unter den Speziallager-Insassen hätten sich viele hohe NS-Kader befunden, sei – wenn auch in abgeschwächter Form – letztlich doch berechtigt. Im Mittelpunkt der von der Arbeitsgemeinschaft organisierten Gedenkstunde stand das Referat des Vorsitzenden der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG), Horst Schüler. Darin erinnerte Schüler an das bereits weitgehend in Vergessenheit geratene „Wendgräbener Manifest“, welches zahlreiche Opfer kommunistischen Terrors im Mai 1996 während einer Veranstaltung in der kleinen brandenburgischen Gemeinde Wendgräben verfaßten. In dem Manifest wird auf die Mahnung des spanischen Dichters Jorge Semprun – der von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Buchenwald eingesperrt worden war – hingewiesen: Die eigene moralische Integrität und Glaubwürdigkeit verspiele, wer menschenverachtende und völkerzerstörende totalitäre Verbrechen nur erkennen will, wenn sie unter dem Zeichen des Hakenkreuzes geschahen. Zudem hieß es in der Erklärung wörtlich: „Schweigen ist der Anfang der Diktatur. Verschweigen, Erinnerung unterdrücken bedeutet Komplizenschaft mit den Tätern, ist Fortsetzung der Verfolgung mit anderen Mitteln. Wer politische Gruppenschicksale dadurch bewältigen will, daß er sie ins Vergessen verbannt, schneidet auch die Wurzeln der eigenen Zukunft ab. Niemand trägt dabei nur Verantwortung für das eigene Tun. Schuldig macht auch Geschehenlassen. Wenn auch die Opfer schweigen, fängt alles – für alle – immer wieder von neuem an.“ Diese Worte seien heute aktueller denn je, so Schüler. Der UOKG-Vorsitzende warnte zudem davor, einseitig rechtsextreme Tendenzen zu bekämpfen, den Linksextremismus jedoch zu verharmlosen bzw. zu beschönigen.

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