FRANKFURT/MAIN. Die Publizistin Jutta Ditfurth hat eine Überprüfung der Frankfurter Buchmesse auf rechte Verlage durch die Antifa ins Spiel gebracht. „Die Buchmesse sollte die Öffentlichkeit frühzeitig informieren, welche Verlage im Anmeldeverfahren sind. Es würde reichen, rechte Verlagsprogramme in ihrer Hauptlinie zu bewerten, man muß nicht jedes einzelne Buch lesen“, erläuterte die einstige Grünen-Politikerin am Montag im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau.
Eine solche Bestandsaufnahme könnten Historiker, Wissenschaftler und „erfahrene Antifaschisten“ in kurzer Zeit leisten. Der „weiße privilegierte“ Teil der Gesellschaft würde die Erfahrungen nicht verstehen, die Farbige tagtäglichen mit Rassismus machen müßten.
Ditfurth: Jungeuropaverlag fungiert als „Andockstelle für andere Nazis“
„Ja, die gesamte Buchmesse sollte ein sicherer Raum sein für BPoC (Schwarze und Andersfarbige Anm. d. Red.), Menschen mit Kippa oder andere mögliche Opfer von Nazis. Die Buchmesse kann nur dann ein solcher Ort sein, wenn rassistische, völkische, antisemitische Verlage rausgehalten werden“, bekräftigte sie in diesem Zusammenhang. Die Fehler der vorherigen Buchmesse dürften sich nicht wiederholen. „Denn so ein Stand wie der von Jungeuropa ist immer auch eine organisatorische Andockstelle für andere Nazis, die dann gemeinsam über die Messe ziehen und eine Gefahr sind“, mahnte sie weiter.
Am Freitag erst hatte sich der Frankfurter Kulturausschuß über das Thema ausgetauscht. Der Stadtverordnete Thomas Bäppler-Wolf (SPD) forderte bei der Sitzung, rechte Verlage auf der Buchmesse auszugrenzen. „Platzieren Sie die rechten Verlage dorthin, wo sie hingehören, in die letzte Halle, neben die Toilette“, verlangte er.
Autorin will nicht neben Stand von rechtem Verlag auftreten
Die Anwesenheit des rechten Jungeuropa-Verlags auf der Messe vergangenes Jahr hatte für Diskussionen gesorgt. Die Autorin Jasmina Kuhnke hatte sich damals geweigert, an einer Diskussionsrunde in der Nähe des Verlagsstandes aufzutreten.
Die Grünen-Stadtverordnete Mirrianne Mahn kritisierte daraufhin während der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an die simbabwische Schriftstellerin Tsitsi Dangarembga die aus ihrer Sicht fehlende Solidarität mit Kuhnke. „Das Paradox ist, daß wir hier in der Paulskirche – der Wiege der Demokratie – einer schwarzen Frau den Friedenspreis verleihen, aber schwarze Frauen auf der Buchmesse nicht willkommen waren“, betonte sie auf der Veranstaltung. (fw)