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Isolierung der JUNGEN FREIHEIT: Der Freiheit eine Sackgasse

Isolierung der JUNGEN FREIHEIT: Der Freiheit eine Sackgasse

Isolierung der JUNGEN FREIHEIT: Der Freiheit eine Sackgasse

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Sonderisolierstation im Klinikum Schwabing: Vorbild für die Frankfurter Buchmesse? Foto: picture alliance/dpa
Isolierung der JUNGEN FREIHEIT
 

Der Freiheit eine Sackgasse

Die Entscheidung der Frankfurter Buchmesse, die JUNGE FREIHEIT in diesem Jahr räumlich zu isolieren, stößt zunehmend auf Kritik. „Quarantäne-Station“, „begehbarer Giftschrank“, „schäbig und diskriminierend“, urteilen Journalisten und Publizisten. Mit dem Vorgehen leiste die Buchmesse dem Meinungsklima in Deutschland einen Bärendienst, kritisiert Bestseller-Autor Thilo Sarrazin.
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BERLIN. Die Entscheidung der Frankfurter Buchmesse, die Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT in diesem Jahr räumlich zu isolieren, stößt zunehmend auf Kritik. Der frühere Focus-Chef Helmut Markwort nannte das Vorgehen der Messeleitung „auffällig unfair und einen Affront gegen die Meinungsfreiheit in Deutschland“.

Hintergrund ist der Plan der Buchmesse, den Stand der JF sowie den des Manuscriptum-Verlags in der abgelegenen Ecke einer Nebenhalle zu plazieren – und zwar in einer extra hierfür errichteten Sackgasse. Wer zur JUNGEN FREIHEIT will, muß zuerst einen mehr als 20 Meter langen Gang aus Trennwänden durchschreiten, mit dem die Zeitung vom Rest der Buchmesse abgeschirmt wird.

Als Grund hierfür gab die Messeleitung Sicherheitserwägungen an. So solle die JF „besser kontrolliert“ werden. Sie kam damit einer Forderung der Amadeu-Antonio-Stiftung nach, die Buchmesse müsse sich ein neues Konzept im Umgang mit rechten Verlagen überlegen.

Sarrazin: „Schäbig und diskriminierend“

Standposition der JF

Scharfe Kritik an dem Vorgang äußert nun auch der Bestseller-Autor Thilo Sarrazin. „Die angeführten Sicherheitsfragen sind offenkundig vorgeschoben. Auf diese Art setzt das Management der Frankfurter Buchmesse sich selbst ins Zwielicht und leistet für das Meinungsklima in Deutschland einen Bärendienst“, sagte er auf Anfrage dieser Zeitung. Die Behandlung der JF durch die Buchmesse nannte Sarrazin „schäbig und diskriminierend“.

Der Journalist Patrick Bahners warf der Messeleitung in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vor, einen „begehbaren Giftschrank“ errichtet und die JF an einem „toten Punkt“ plaziert zu haben. „Die diskriminierende Absicht hinter der kühlen Behandlung ist offenkundig. Jeden Messebesucher müßte es frösteln.“

Auch der Spiegel-Kolumnist Jan Fleischhauer sprach von einer „Quarantäne-Station“. Scheinbar denke die Buchmesse, sie könne sich des Themas entledigen, wenn sie solche Verlage in eine Ecke sperre. „Das wird man natürlich nicht“, sagte Fleischhauer in einem Video-Streitgespräch mit dem Freitag-Herausgeber Jakob Augstein. Offenbar herrsche in großen Teilen des „hochanständigen Buchmessepublikums“ die Ansicht, Stände wie der der JF seien „wahnsinnig gefährlich“. Wenn diese aus ihrem „Ghetto“ ausbrächen, sei Deutschland „infiziert“.

Maaz warnt vor Beschädigung der Demokratie

Augstein hingegen sprach von einer „eleganten Lösung“. Die Messe zeige damit: „Na klar, wir haben Meinungsfreiheit, wir haben Pluralität, ihr könnt auch kommen, aber ihr kriegt den Tisch am Klo. Das ist eine britisch-elegante Lösung, wie man solche Leute rauskickt.“

Ähnlich wie Fleischhauer hatte sich bereits zuvor dessen früherer Kollege Matthias Matussek geäußert. „Lage und Zugang erinnern an eine Quarantäne-Station. Offenbar befürchten die lamm- und staatstreuen Messeplaner den Ausbruch eines gefürchteten Virus: den des Widerspruchsgeistes, der Unbotmäßigkeit gegen die Herrschaftsbürokratie, gemeinhin bekannt unter dem Namen ‘Herrschaftskritik’.“ Diese Hochnäsigkeit könne sich aber rächen, warnte der Publizist. „Glaubwürdigkeit ist ein Kapital, mit dem man gerade auf einer Messe, die von der Intelligenz frequentiert wird, sorgsam umgehen sollte.“

Die Zeit-Journalistin Mariam Lau bezeichnete die Plazierung der JF als „raumgewordenen politischen Katzentisch“. Der Messeleitung gehe es nicht nur um Sicherheit, sie wolle auch „Haltung zeigen“, schrieb Lau in der Zeit. Eine solche „Form der Diskurshygiene von oben“ irritiere. Es sei nicht einzusehen, warum die JF in einer Sackgasse verschwinden solle.

Auch der Psychoanalytiker und Publizist Hans-Joachim Maaz warnte, die Demokratie werde schwer beschädigt, wenn kritische Verlage oder Stimmen ausgegrenzt, behindert, benachteiligt oder sogar diffamiert würden. „Demokratie lebt von der inhaltlichen Auseinandersetzung mit verschiedenen Positionen und besonders mit Inhalten von Kritik und ‘Andersdenkenden’. Wird Kritik in irgend eine Ecke geschoben, verschwindet sie ja nicht, sondern wird erst recht interessant, wird weiter gestärkt, geht aber einem immer notwendigen demokratischen Diskurs verloren und kann weniger dazu beitragen, gesellschaftliche Konflikte und Fehlentwicklungen zu erkennen und zu konstruktiven Veränderungen beizutragen.“

Die JUNGE FREIHEIT ist seit 1991 auf der Buchmesse in Frankfurt vertreten. Im vergangenen Jahr hatte Buchmessedirektor Juergen Boos rechten Verlagen allerdings den Kampf angesagt. Diese wolle man in Frankfurt nicht dabeihaben, müsse sie aber zulassen. Um ein Zeichen gegen die Präsenz rechter Verlage zu setzen, hatte die Buchmesse der Amadeu-Antonio-Stiftung einen kostenlosen Stand zur Verfügung gestellt. Dies sollte für einen „aktiven Umgang“ mit den Inhalten der unliebsamen Gäste sorgen. (krk)

> Die JUNGE FREIHEIT ist ab Mittwoch auf der Buchmesse in Frankfurt am Main in Halle 4.1, Stand R3.

Sonderisolierstation im Klinikum Schwabing: Vorbild für die Frankfurter Buchmesse? Foto: picture alliance/dpa
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