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Frankfurter Buchmesse: Linker Katzenjammer

Frankfurter Buchmesse: Linker Katzenjammer

Frankfurter Buchmesse: Linker Katzenjammer

Proteste Ffm
Proteste Ffm
Proteste gegen eine Veranstaltung des Verlags Antaios mit dem AfD-Politiker Björn Höcke Foto: picture alliance/dpa
Frankfurter Buchmesse
 

Linker Katzenjammer

Wohl selten war die Frankfurter Buchmesse politisch so aufgeladen wie in diesem Jahr. Das lag aber weniger an einigen wenigen als rechts verschrienen Verlagen, als an dem unsouveränen bis hysterischem Umgang mit diesen. Der Kulturbetrieb will in seiner linken Blase nicht gestört werden.
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FRANKFURT/MAIN. Heinrich Riethmüller ist zufrieden. Es ist Sonntag abend, die Frankfurter Buchmesse ist gerade offiziell zu Ende gegangen und der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ist voll des Lobes. „In den vergangenen Tagen hat sich die Buchbranche lebendig und vielfältig gezeigt und einen starken Appell für Meinungsfreiheit und Pluralismus, für eine offene und tolerante Gesellschaft von Frankfurt aus in die Welt gesendet.“

Diesen Appell für Meinungsfreiheit und Pluralismus hatten zuvor ein paar Verlage hautnah zu spüren bekommen. Der Antaios-Verlag von Götz Kubitschek beispielsweise war mehrfach Ziel von Attacken. Mal wurden Bücher mit Zahnpasta und Kaffee beschmiert, mal das Inventar des Standes geklaut und die Mitarbeiter regelmäßig bepöbelt und beschimpft. Schon zu Beginn der Messe hatte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels höchstpersönlich unter dem Motto „Für Freiheit und Vielfalt, gegen Rassismus“ gegen Antaios demonstriert.

Faustschlag gegen Apo-Rentner

Den Manuscriptum-Verlag traf es in der Nacht zu Donnerstag. Unbekannte stahlen alle Bücher und besudelten den Stand. Es war das Resultat eines Aufrufs des Börsenvereins, der die Besucher aufforderte, „Haltung“ gegen die beiden Verlage sowie die JUNGE FREIHEIT zu zeigen – und dafür auch praktischerweise gleich die Stand- und Hallennummern mitveröffentlichte. Allerdings war zum Zeitpunkt der oben geschilderten Attacken die Buchmesse nur für das Fachpublikum geöffnet. Für andere Besucher öffnete die Bücherschau ihre Tore erst am Sonnabend.

Am Freitag kam es auch zu einer Auseinandersetzung am Stand der JF. Der linke Verleger Achim Bergmann (Trikont) pöbelte und krakeelte während einer Veranstaltung mit Karlheinz Weißmann zum Thema Kulturbruch 1968. Mehrfach schrie Bergmann verärgert herum und beschimpfte die Referenten. Ein Zuhörer sagte ihm darauf, er solle sein „Maul“ halten.

Bergmann antwortete ihm, er solle selbst „die Fresse“ halten und sich „ficken“. Daraufhin versetzte ihm der Zuhörer einen Faustschlag ins Gesicht. Als Bergmanns weibliche Begleitung den Täter kurze Zeit später filmte, entriß dieser ihr das Handy und warf es durch die Messehalle.

Störung von Antaios-Veranstaltung

Bergmann klagte laut, wo denn die Polizei sei, wenn man sie einmal brauche, aber da hatten die Beamten den Schläger schon festgenommen. Bergmann versuchte noch einmal, in den Stand der JF zu gelangen, was aber von Mitarbeitern des Verlags freundlich abgelehnt wurde, da die Veranstaltung mit Karlheinz Weißmann zu diesem Zeitpunkt noch lief und aufgezeichnet wurde. Unter wüsten Drohungen, die JF werde auf dieser Messe keine ruhige Minute mehr haben, dafür werde er schon sorgen, zog der Altrevoluzzer dann davon.

Doch es blieb bei der Drohung, die weiteren Veranstaltungen am JF-Stand verliefen störungsfrei. Anders bei Antaios. Dort hatten am Sonnabend unter anderem Thüringens AfD-Fraktionsvorsitzender Björn Höcke sowie der Chef der Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, ihr Kommen angekündigt.

Während Höcke noch mit Kubitschek einen Rundgang über die Messe machen und einer Diskussionsveranstaltung des Antaios-Verlags beiwohnen konnte, mußte das geplante Messegespräch mit Sellner wegen linker Proteste abgebrochen werden. Störer hatten begonnen, Parolen zu rufen, worauf ihnen Mitglieder der Identitären Bewegung mit „Jeder haßt die Antifa“ antworteten.

Ex-Titanic-Chef verbreitet Fake News

Die Situation schaukelte sich immer weiter auf, und die Polizei mußte zahlreiche Beamte einsetzen, um die beiden Lager voneinander zu trennen. Irgendwann erklärte dann die Messe, die von Antaios gemietete Zeit für das Forum sei nun abgelaufen, der Verlag müsse die Veranstaltung deshalb beenden.


In diesem Zusammenhang machte auch Nico Wehnemann von der Satirepartei „Die Partei“ unfreiwillig Bekanntschaft mit dem Hallenboden. Er hatte versucht, eine Absperrung zu durchbrechen und war von einem Sicherheitsmann der Messe zu Boden gebracht worden. Auf Twitter veröffentlichte der Frankfurter Stadtverordnete hinterher ein Foto der Szene und klagte, die Polizei hätte nur zugeschaut, während ein „Nazi“ auf ihm gelegen habe.

Sein Parteifreund, der frühere Titanic-Chefredakteur Leo Fischer, verbreitete im Anschluß das Märchen, Wehnemann sei von einem „Nazi“ unter „Sieg Heil“-Rufen zusammengeschlagen worden. Videos des Vorgangs zeigen jedoch, daß Fischer offenbar Opfer seiner eigenen Phantasie geworden war. Auch die Polizei hatte, trotz zahlreicher eingesetzter Beamter, nichts von irgendwelchen „Sieg Heil“-Rufen mitbekommen. Das hielt mehrere Medien trotzdem nicht davon ab, die Fischer-Wehnemann-Story zu verbreiten.

Messe: Lehnen politische Haltung der Neuen Rechten ab

„Rechtsradikale prügeln gegen Linke auf Buchmesse“, titelte beispielsweise das Neue Deutschland. Die Buchmesse selbst verteidigte am Sonntag abend ihre Entscheidung, auch rechte Verlage zugelassen zu haben. Die Messe sei ein Ort, der von einer Vielfalt an Meinungen lebe, sagte Messedirektor Juergen Boos, um sogleich gewissenhaft zu versichern: „Wir lehnen die politische Haltung und verlegerischen Aktivitäten der Neuen Rechten entschieden ab.“

Man sei aber als Veranstalter dem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung verpflichtet. „Konflikte bleiben hier nicht aus. In diesem Jahr wurden wir Zeugen von Handgreiflichkeiten, die von der Polizei aufgelöst wurden. Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung verurteilen wir aufs schärfste.“

Gegenüber Spiegel Online schob Boos nach, auch er wolle rechte Verlage nicht auf der Messe, müsse diese aber weiterhin zulassen. Die Frankfurter Buchmesse habe eine Monopolstellung und rechte Verlage könnten bei Ausschluß gegen die Messe klagen. Zu dem von linken Störern provozierten Abbruch der Antaios-Veranstaltung sagte Boos, hier hätten sich zwei Gruppen getroffen, die sich über den Haß definierten. „Die wollen den Haß, um sich selbst als Gruppe stärker zu fühlen.“

Daß das nun solche Wellen geschlagen habe, sei auch die Schuld der Medien, denn diese hätten die Erregung noch gefüttert (den Protestaufruf des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels erwähnte der Messedirektor in diesem Zusammenhang nicht). „Schon im vorhinein wurde ausführlich über die drei, vier rechten Stände berichtet und ihre Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse skandalisiert. Das Interesse an der Sensation macht solche Veranstaltungen noch wirkmächtiger“, klagte Boos. Das fände er schlimm.

„Wir müssen gerade deshalb bei unserer Position bleiben: Wir müssen es aushalten, wenn da jemand ist, dem wir nicht zuhören wollen. Wenn wir das verbieten, können wir den Laden auch gleich zumachen.“

Proteste gegen eine Veranstaltung des Verlags Antaios mit dem AfD-Politiker Björn Höcke Foto: picture alliance/dpa
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