Der Vorschlag von Ulrich Clauß fußt auf dem gleichen, welches er den Parteien vorwirft: eine allgemeine Entpolitisierung. Letzte Woche las ich, daß „nur noch“ 20 Prozent den Parteien vertrauten. Da frage ich zurück: Wieso „vertraut“ man ihnen überhaupt? Parteien, lieber Herr Clauß, sind keine selbstlosen Lieferanten „guter“ gar selbstloser Politik, sondern Interessengruppen zur Durchsetzung von Partikularinteressen. Hier erkenne ich eine Mischung aus Naivität und Infantilität unter den Deutschen, die uns schon seit langem begleitet, wohlmöglich, wie so vieles in der deutschen Urkatastrophe des 30jährigen Krieges gründet. Bereits die Annahme der Existenz einer „Volkspartei“ beweist dies und dem typischen Hang zu einem autoritären Kommutartismus. Keine Partei kann, will und soll „das Volk“ repräsentieren – sondern Interessen, die durchgesetzt werden wollen. Streit, Intrige, Ranküne, Täuschung und Verrat gehören zur Politik so dazu wie Populismus, Attraktivität und das Erlebnis der Masse. Der Ruf nach einer Expertenregierung ist daher nichts weiter als Denkfaulheit, Angst vor individueller Verantwortung, Anstrengung und dem Wunsch nach dem gütig herrschenden Vater.