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EU-Verbot des Verbrennermotors ab 2035: Utopische Maßnahmen

EU-Verbot des Verbrennermotors ab 2035: Utopische Maßnahmen

EU-Verbot des Verbrennermotors ab 2035: Utopische Maßnahmen

EU-Verbot für Verbrenner
EU-Verbot für Verbrenner
Verbrennermotor: Ab 2035 sollen in der EU keine Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr vom Band rollen Foto: picture alliance / Daniel Kubirski | Daniel Kubirski
EU-Verbot des Verbrennermotors ab 2035
 

Utopische Maßnahmen

Das EU-Parlament stimmt für ein Verbot des Verbrennungsmotors ab 2035. Für die Autohersteller ist die Entscheidung keine schlechte Nachricht: Sie können ihre Produktion unter dem Beifall von grüner Gesellschaft und Gewerkschaften ins billigere Ausland verlagern. Gelackmeiert ist vor allem der deutsche Steuerzahler. Ein Kommentar von Holger Douglas.
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Mission erfüllt, darf man getrost feststellen. Das Projekt „Green Deal“ ist einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Das Europäische Parlament stimmte in der vergangenen Woche mit 339 Stimmen gegen 249 bei 24 Enthaltungen für das Aus des Benzin- und Dieselantriebes. Endgültig festgezurrt ist die Sache noch nicht: Formal nahmen die Abgeordneten einen Gesetzestext an, der das Mandat des Parlaments für die weiteren Verhandlungen mit den EU-Mitgliedstaaten begründet.

Damit unterstützen die Parlamentarier den vor einem Jahr vorgelegten Entwurf der EU-Kommission, bis zum Jahr 2035 eine „emissionsfreie Mobilität“ im Straßenverkehr zu erreichen – was auch immer das heißt. Den Grundstein hatte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bereits vor zwei Jahren gelegt, als sie spektakulär den „European Green Deal“ verkündete und ziemlich großspurig die Summe von einer Billion Euro in den Raum warf, die für eine „Klimaneutralität bis 2050“ ausgegeben werden soll.

„Jetzt ist klar, daß die Zukunft in der Elektromobilität liegt. Damit haben wir uns für die Zukunft des Automobilstandorts Europa entschieden“, jubelte Michael Bloss, klimapolitischer Sprecher der Grünen im EU-Parlament, nach der Abstimmung. „Das Europäische Parlament lehnt den von der fossilen Lobby und Allianz aufgeweichten Emissionshandel ab. Konservative, Liberale und Rechte wurden in ihre Schranken verwiesen.“

Im Klartext bedeutet das: Bisherige Autos mit Benzin- oder Dieselmotor sollen ab 2035 nicht mehr zugelassen werden. Ab dann müssen alle neu zugelassenen Autos „null Emissionen“ ausstoßen. Gemessen werden soll jedoch nur am Auspuff – das E-Auto hat keinen, also kommt nichts heraus. Daß der Auspuff nur am nächsten Kraftwerk steht, entgeht dieser Logik.

EU-Verbot gilt nicht für Lkw

Bisher gilt das geplante Verbot für Pkw und leichte Transporter, Lkw sind nicht betroffen. Zu offensichtlich ist hier der Wahnwitz eines elektrischen Antriebes, wenn entsprechende Lastwagen so schwere Batterien haben müßten, daß sie kaum noch Zuladung transportieren könnten.Für die Autohersteller jedoch ist die Entscheidung keine schlechte Nachricht: Sie können ihre gesamte Produktion unter dem Beifall von grüner Gesellschaft und Gewerkschaften ins billigere Ausland verlagern sowie einen Großteil der teuren Belegschaft entlassen. Zusätzlich sparen sie erhebliche Energiekosten. Das ist gut für die Aktienkurse, aber schlecht für die Beschäftigten und die mittelständischen Zulieferer, die nicht so ohne weiteres umziehen können.

Ebenfalls gelackmeiert ist der Steuerzahler, der wesentliche Teile der neuen Infrastruktur bezahlen muß. Mindestens notwendig sind neue Nieder- und Mittelspannungsnetze für eine komplette neue Ladeinfrastruktur. Dafür wird mal eben so eine in über hundert Jahren gewachsene Energieversorgung über Bord geworfen.

Woher der Strom für Industrie, Bahn und Privathaushalte künftig kommen soll, kann aktuell niemand beantworten – nun kommen auch noch Millionen neuer Elektroautos dazu. Schon jetzt häufen sich bedenklich Stromausfälle. Kohle- und Kernkraftwerke werden unter grünem Jubel wie am Fließband abgeschaltet. Klar ist nur: Sonne und Wind können die notwendigen Mengen nicht liefern, bei Flaute und nachts schon gleich gar nicht. Es gibt nicht genügend elektrische Energie, sämtliche fast 50 Millionen Kraftfahrzeuge in Deutschland zu ersetzen.

Abhängigkeit erhöht

In Sachen Rohstoffe verstärkt sich die Abhängigkeit von China, das wesentliche Materialien liefert, meist mit hohem Energieaufwand produziert. Auch was mit den Benzin- und Dieselmengen geschehen soll, die die Raffinerien unverändert produzieren, bleibt unklar. Grünen-Politiker Michael Bloss freut sich trotzdem: „Die zukünftig besten Elektroautos samt neuesten Batterien werden von hier herkommen. Das ist eine Zeitenwende, die wir jetzt bestreiten. Wer jetzt noch auf den Verbrenner setzt, schadet der Industrie, dem Klima und verstößt gegen europäisches Recht.“ Er weiß möglicherweise nicht, daß Batteriefabriken weitgehend automatisierte Fertigungsstätten sind, die selbst viel Energie benötigen.

Die entscheidende Zellchemie dazu kommt überwiegend aus China. Dort ist auch das entsprechende Know-how vorhanden. Deutschland macht sich also weiter abhängig von Zulieferern aus Fernost.

Und da die sogenannte Elektromobilität nicht in der Lage ist, die Verkehrsleistung von derzeit 50 Millionen Autos samt funktionierender Infrastruktur zu übernehmen, bleibt demzufolge auch nur eine Lösung: Die Mobilität muß drastisch reduziert werden. „Das Auto soll weg“ ist kein neuer Ruf. Mit „Volk ohne Wagen“ erschien bereits vor fünf Jahren das passende Buch von Zukunftsforscher Stephan Rammler, das davon handelt, wie Deutschland das Auto abschafft.

Euro, EU oder Elektromobilität?

Der Bürger soll künftig möglichst zu Hause bleiben. „Einige von uns werden in nicht allzu ferner Zukunft eines Tages aufwachen und feststellen, daß wir uns keine Bewegungsfreiheit leisten können“, hat einmal Carlos Tavares gesagt, Chef von Stellantis, dem viertgrößten Autohersteller der Welt. Er wetterte als einer der wenigen Autokonzernlenker laut gegen die Dogmatiker, die wild herumreden und „verantwortungslos utopische Maßnahmen“ verkünden. Als europäischer Staatsbürger fordere er jeden auf, „eine 360-Grad-Sicht auf das Umweltproblem zu haben und nicht nur auf den Auspuff des Autos zu zeigen“.

Fernsehliebling Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft, sieht das bekantlich anders. „Wir haben die Technik und die finanziellen Möglichkeiten, um die Klimaziele zu erreichen. Wir müssen es nur angehen und sofort handeln. Unser Wille entscheidet.“ Seine Schlußfolgerung: In Ländern wie Deutschland müßten wir die Zahl der Autos pro Kopf mindestens halbieren, wie er ausgerechnet einem Magazin des Autoherstellers VW erklärte.

Dem Beschluß des EU-Parlaments müssen in einer weiteren Verhandlungsrunde mit dem Europäischen Rat noch die europäischen Länder zustimmen. Die haben mitunter Beschlüsse des Parlamentes revidiert. Also: Mission erfüllt? Es könnte die Frage sein, was eher zerstört ist: der Euro, die EU oder die neue Elektromobilität?

JF 25/22

 

Verbrennermotor: Ab 2035 sollen in der EU keine Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr vom Band rollen Foto: picture alliance / Daniel Kubirski | Daniel Kubirski
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