Ist die Linke konservativ?: Soziologe Streeck: „Ich wünsche Sahra Wagenknecht jeden nur denkbaren Erfolg“
Ist die Linke konservativ?: Soziologe Streeck: „Ich wünsche Sahra Wagenknecht jeden nur denkbaren Erfolg“
Ist die Linke konservativ?: Soziologe Streeck: „Ich wünsche Sahra Wagenknecht jeden nur denkbaren Erfolg“
Linken-Ikone Marx in modern (Graffito in Bochum): „Der Konsumkapitalismus hat es geschafft, den Antiautoritarismus der siebziger Jahre in einen für ihn profitablen way of life zu verwandeln.“ Foto: picture alliance / imageBROKER | Karl F. Schöfmann
Ist die Linke konservativ?
Soziologe Streeck: „Ich wünsche Sahra Wagenknecht jeden nur denkbaren Erfolg“
Kommt die Revolution noch? Für den Soziologen Wolfgang Streeck, ein Klassiker seines Fachs, ist die Linke auf Abwege geraten. Er hofft auf Wagenknecht, in deren Partei er auch ein Angebot an Konservative sieht. Die JF hat mit dem renommieren Linksintellektuellen gesprochen.
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Streeck hat Recht, wenn er der AfD eine „ausgeprägte personelle und gedankliche Anspruchslosigkeit“ bescheinigt.
Indes fürchte ich, dass Sahra Wagenknecht zwar intellektuell leistungsfähig ist – aber das war Karl Marx auch (und weitaus mehr).
Doch fehlt der Realitätsbezug (was bei einem Theoretiker wie Marx weniger problematisch ist wie bei einem praktisch handelnden Politiker).
Bzw. genauer fehlt der Wagenknecht die Einsicht, dass intelligente Menschen, insbesondere im demokratischen Kollektiv und nach gründlicher Debatte, zwar immer wieder steuernd und korrigierend eingreifen müssen, weil es natürlich auch Fehlentwicklungen gibt und der Markt eben nicht alles optimal regelt.
Aber niemand – kein Kollektiv und erst Recht kein Individuum – ist so klug und so umfassend informiert, um die Gesellschaft bzw. speziell die Wirtschaft insgesamt in irgendeine vermeintlich „richtige“ Richtung steuern zu können.
Genau DAS glaubt sie aber anscheinend.
Sie könnte es schaffen die Linke und die SPD aus dem Bundestag verschwinden zu lassen, dafür wünsche ich ihr viel Erfolg!
Nein, das wird sie nicht. Die SPD wird (im Westen) und die Linke (Im Osten) überwiegend von Wählern gewählt, die über 60 Jahre alt sind. Sie wurden in den jeweiligen Teilstaaten sozialisiert und sehen beide Parteien als Refugium vor den Wirren der heutigen Zeit an. Dazu versprechen beide hohe Sozialleistungen und Renten auf Kosten der arbeitenden Mittelschicht.
Alte Wähler wechseln die Partei, die sie wählen, sehr selten, und sie gehen wählen, auch dann, wenn sie unzufrieden sind. Ohne diese Wähler im Rentenalter wäre die SPD national längst einstellig und die Linkspartei verschwunden. Wagenknecht hat nur eine Chance, wenn sie Nichtwähler und solche, die sich im Bereich der sog. Querfront verorten, gewinnen kann. Ob das dann für 5 % + reichen wird, muß man abwarten, aber SPD und Linken wird es nur anteilig schaden, aber nicht unmittelbar.
Es reicht! Er will also, wenn es sich nicht mehr vermeiden lässt, AfD-Politiker in Lager sperren? Der junge Mann auf dieser Veranstaltung hatte völlig recht: „Mehr wollte ich nicht wissen, Sie sind für mich unwählbar“. Der Kerl hört sich selbst gern reden. Allzu sinnvolles – um nicht zu schreiben, das meiste ist einfach Blödsinn – konnte ich dem Interview nicht entnehmen. Gehen mir voll auf den Sack solche Typen. Ein paar Fremdwörter, ein paar andere linke Knalltüten zitieren, und fertig ist der Kladderadatsch. Braucht kein Mensch.
Wagenknecht bedient einen Gemischtwarenladen, den es bei der Querfront schon lange gibt, und der sich dort wegen der offensichtlich sich widersprechenden Ideologien nie durchsetzen konnte. Sie wird Russizististen und Alt-Pazifisten der Bonner-Hofgarten-Ära ein Angebot machen, dazu die Sozialstaat-für-jeden-Ideologie der Linken auf „aber nur für Deutsche“ abwandeln, und sonst auf ihr Charisma und Medienpräsenz setzen. Die spannende Frage ist, ob das über den Tag hinaus tragen wird. Fest steht: Die AfD wird als Partei gegen das linksliberale System Konkurrenz bekommen. Und sie wird sich fragen müssen, wo sie glaubwürdig bleiben kann und wo sie es besser sein läßt. Sich in einen Überbietungswettbewerb um Rußlandnähe und Sozialstaat einzulassen, würde der AfD, bedenkend, woher sie kommt, nicht guttun. Bliebe es aber dabei, dann würde das dafür sprechen, daß eine rechte, aber westlich orientierte Partei (Maaßen, Krall) eine Chance hätte, denn ewig werden nationalliberale AfD-Wähler den Kurs eines Tino Chrupalla nicht goutieren. Insoweit wird BSW die Erosion des BRD-Parteiensystems weiter vorantreiben. Und dafür wird es mehr als Zeit.
Ganz nette Diskussion! Aber was eind Liste Wagenknecht betrifft, bleibe ich doch sehr skeptisch. Erst mal sehen, was das überhaupt für ein Gebilde mit was für Leuten wird. Frau Wagenknecht ist durchaus eine sympathische und gebildete Person, was sie von vielen Linksgrünen wohltuend unterscheidet. Aber die deutsche Wirtschaft möchte ich ihr genau so wenig anvertrauen wie den Grünen.
Alles Weitere muss man sehen, wenn es soweit ist. Spannend wird sicher die Frage sein, ob sie zu Koalitionen mit der AfD bereit sein wird. Das würde in der Tat neue Möglichkeiten eröffnen.
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Linken-Ikone Marx in modern (Graffito in Bochum): „Der Konsumkapitalismus hat es geschafft, den Antiautoritarismus der siebziger Jahre in einen für ihn profitablen way of life zu verwandeln.“ Foto: picture alliance / imageBROKER | Karl F. Schöfmann
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