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„Die Linke war stets konservativ“: Linksintellektueller Streeck verteidigt Wagenknecht

„Die Linke war stets konservativ“: Linksintellektueller Streeck verteidigt Wagenknecht

„Die Linke war stets konservativ“: Linksintellektueller Streeck verteidigt Wagenknecht

Für ihre Parteipläne steht Sahra Wagenknecht (Linkspartei) vor allem bei Genossen in der Kritik – der linksintellektuelle Soziologe Wolfgang Streeck verteidigt sie gegen Anwürfe Foto: picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt/picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt
Für ihre Parteipläne steht Sahra Wagenknecht (Linkspartei) vor allem bei Genossen in der Kritik – der linksintellektuelle Soziologe Wolfgang Streeck verteidigt sie gegen Anwürfe Foto: picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt/picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt
Für ihre Parteipläne steht Sahra Wagenknecht (Linkspartei) vor allem bei Genossen in der Kritik – der linksintellektuelle Soziologe Wolfgang Streeck verteidigt sie gegen Anwürfe Foto: picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt/picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt
„Die Linke war stets konservativ“
 

Linksintellektueller Streeck verteidigt Wagenknecht

Die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht gründet eine eigene Partei. Dafür muß sie vor allem von einstigen Weggefährten viel Kritik einstecken. Unterstützung bekommt sie grundsätzlich vom renommierten Soziologen Wolfgang Streeck.
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BERLIN. Der renommierte Soziologe Wolfgang Streeck hat eine mögliche Parteineugründung der Linken-Ikone Sahra Wagenknecht (Linkspartei) befürwortet. Er wünsche ihr „jeden nur denkbaren Erfolg“, sagte er im Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT.

Darin bezeichnete er Wagenknechts Parteiplanspiel auch als Einladung an Konservative. „Verglichen mit dem Kapitalismus der ‘schöpferischen Zerstörung’ war die Linke immer konservativ.“ Menschen wollten ihre soziale Existenz nicht jederzeit „flexibel“ in Anpassung an die „Erfordernisse“ von Markt und Wettbewerb wechseln. Gerade Konservative müßten das doch eigentlich verstehen, betonte der ehemalige Direktor des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln.

Streeck moniert „Gegen Orbán statt gegen Microsoft“-Mentalität

Gleichzeitig monierte der Intellektuelle die schwindende Bereitschaft zu Kapitalismuskritik in linken Kreisen. „Heute geht es gegen Autoritarismus oder was man darunter versteht, nicht mehr gegen Kapitalismus: gegen Orbán statt gegen Microsoft“, erläuterte er. Der Konsumkapitalismus habe es geschafft, den Antiautoritarismus der siebziger Jahre in einen für ihn profitablen „way of life“ zu verwandeln.

Wagenknecht selbst hatte sich in ihrem 2021 erschienenen Buch „Die Selbstgerechten“ ebenfalls über „Lifestyle-Linke“ beklagt. „Glaube, Nation und Heimat sind den Linksliberalen Chiffren für Rückständigkeit“, kreidete die langjährige Galionsfigur der parteiinternen „Kommunistischen Plattform“ ihren Genossen seinerzeit an. Statt soziale Politik zu machen, würden sich diese sich in den Untiefen der Identitätspolitik für „skurrile Minderheiten“ verlieren.

Soziologe will AfD-Wähler für demokratische Linke zurückgewinnen

Der Publizist Streeck hatte sich 2018 in der von Wagenknecht initiierten linken Sammelbewegung „Aufstehen“ engagiert und 2023 das von ihr und der Feministin Alice Schwarzer gemeinsam aufgesetzte „Manifest für Frieden“ unterzeichnet. Die angekündigte Partei der Linken-Ikone auch nannte er indes eine Möglichkeit, Wähler der AfD zur demokratischen Linken zurückzuholen. „Wenn man verhindern will, daß die Leute die Falschen wählen, muß man ihnen die Chance geben, die Richtigen zu wählen“, unterstrich er.

Dem politischen Mainstream sowie dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk machte er zum Vorwurf, die sich durch „personelle und gedankliche Anspruchslosigkeit“ auszeichnende AfD durch die „unbekömmliche Milch der frommen Denkungsart“ zusätzlich Wähler zuzutreiben. „Einer neuen linken Partei muß es dagegen darum gehen, den Hasen die Angst zu nehmen und sie in Sicherheit zu bringen: raus aus der Küche, rein ins demokratische Leben!“, forderte er.

Soziologe Streeck: „Ich wünsche Sahra Wagenknecht jeden nur denkbaren Erfolg“

Wissler, Gysi und Riexinger distanzieren sich von Wagenknecht

Prominente Linken-Politiker haben sich unterdessen bereits von Wagenknechts Parteiprojekt distanziert. Ko-Parteichefin Janine Wissler bezeichnete den Schritt am Mittwoch in der „Tagesschau“ als „Egotrip“. Auch der ehemalige Fraktionschef der Linkspartei im Bundestag, Gregor Gysi (Linkspartei), bekräftigte am Mittwoch in der Talk-Sendung „Maischberger“ in der ARD: „Ich bleibe selbstverständlich bei meiner Partei.“

Gegner hätten schon mehrmals versucht, die Linkspartei zu demontieren. „Und nun haben sich ein paar Linke gesagt: ‘Wenn es den Gegnern nicht gelingt, müssen wir das eben selber machen’. Und dagegen werde ich mich genauso stellen“, betonte Gysi.

Wagenknecht kündigt Vorstellungstermin für neue Partei an

Der ehemalige Linken-Parteivorsitzende Bernd Riexinger (Linkspartei) zeigte sich hingegen erleichtert über die Ankündigung seiner Noch-Parteifreundin. „Alle die durch Frau Wagenknecht daran gehindert wurden uns zu wählen oder sogar bei uns Mitglied zu werden sind herzlich eingeladen“, schrieb der frühere Gewerkschaftler am Dienstag auf dem einst „Twitter“ genannten Kurznachrichtendienst X.

Wagenknecht hatte zuvor eine Pressekonferenz für den kommenden Montag anberaumt, um dann voraussichtlich ihre neue Partei vorzustellen und erste programmatische Duftmarken zu setzten, wie der Spiegel am Mittwoch berichtete. Neben Wagenknecht selbst sollen auch die Noch-Fraktionsvorsitzende der Linken-Bundestagsfraktion Amira Mohamed Ali und der Bundestagsabgeordnete Christian Leye (Linkspartei) an dem Termin teilnehmen. (fw)

Für ihre Parteipläne steht Sahra Wagenknecht (Linkspartei) vor allem bei Genossen in der Kritik – der linksintellektuelle Soziologe Wolfgang Streeck verteidigt sie gegen Anwürfe Foto: picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt/picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt
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