Am 15. Dezember teilte Elon Musk ein kurzes Video eines maskierten jungen Mannes in einem Auto mit kalifornischem Kennzeichen, das einen Tag zuvor in Los Angeles ein Auto mit seinem zwei Jahre alten Sohn an Bord verfolgt hatte, wohl in der Annahme, es sei Musk persönlich. Der „Antifa“-artige Stalker habe daraufhin den Wagen blockiert und sei auf die Motorhaube geklettert, berichtet der Twitter-Chef.
Anyone recognize this person or car? pic.twitter.com/2U0Eyx7iwl
— Elon Musk (@elonmusk) December 15, 2022
Musk kündigte rechtliche Schritte gegen den Stalker sowie gegen all jene, die vertrauliche persönliche Daten über ihn und seine Familie teilten (sogenanntes „Doxxen“), an. Der 20 Jahre alte Hacker Jack Sweeney aus Florida hatte auf dem Konto „ElonJet“ die aktuellen Bewegungen von Musks Privatjet veröffentlicht, sowie die von Facebook-Chef Mark Zuckerberg, Microsoft-Chef Bill Gates und anderen. Musk hatte Sweeney 5.000 Dollar geboten, um seine Privatsphäre zu respektieren. Sweeney verlangte das zehnfache und einen Job bei Twitter.
Der Tesla-Chef hatte im Oktober die Flugdaten seines Jets durch die US-Flugaufsicht sperren lassen, aber Sweeney hatte die Informationen gehackt und weiterhin gepostet. „Dies ist ein persönliches Sicherheitsrisiko“, kritisierte der Familienvater, der seit seinem Eintreten für Meinungsfreiheit ins Fadenkreuz der Linken geraten ist.
Linksradikale Journalisten werden hofiert
Musk sprach von „Anschlagsziel-Koordinaten“ und sperrte Sweeney sowie fünf linke Journalisten, die ihn angeblich aktiv gestalkt hatten, darunter Donie O’Sullivan von CNN, Ryan Mac von der New York Times, den entlassenen Vox-Journalisten Aaron Rupar, der manipulativ geschnittene Videos produziert, und den ehemaligen MSNBC-Moderator Keith Olbermann, der schon mal die Hinrichtung von Donald Trump gefordert hatte.
so far, i’ve been able to confirm about half the accounts suspended posted links to the jet tracker thing in violation of the new doxx’ing policy. unclear just yet about the rest, but i think it’s safe to say the rule is for real. https://t.co/8MDCG19kNO
— Mike Solana (@micsolana) December 16, 2022
Twitter sperrte außerdem die Washington Post Journalistin Taylor Lorenz, die eine Karriere daraus gemacht hat, „Rechte“ zu doxxen und vor den Wohnhäusern ihrer Freunde und Verwandten aufzutauchen. Lorenz benutzte dabei Informationen des „Hassreden-Trackers“ Travis Brown, der unter anderem von der deutschen Bundesregierung finanziert wird.
Bundesregierung betreibt Heuchelei
Deutsche Medien und Politiker verteidigten nicht etwa Musk, der sich in Lebensgefahr sah, sondern die Doxxer und Stalker. Das Auswärtige Amt schrieb: „Pressefreiheit darf nicht nach Belieben ein- und ausgeschaltet werden. Unten stehende Journalisten können auch uns ab heute nicht mehr folgen, kommentieren und kritisieren. Damit haben wir ein Problem, Twitter.“
#Pressefreiheit darf nicht nach Belieben ein- und ausgeschaltet werden. Unten stehende Journalisten können auch uns ab heute nicht mehr folgen, kommentieren und kritisieren. Damit haben wir ein Problem @Twitter. pic.twitter.com/Cliuih8Gyq
— Auswärtiges Amt (@AuswaertigesAmt) December 16, 2022
Der Deutsche Journalisten-Verband DJV kritisierte nicht etwa das unethische Verhalten der Kollegen, sondern ihre Sperre:
Wir fordern Elon Musk und #Twitter auf, unverzüglich die Konten der gesperrten Journalist*innen wieder freizugeben. Diese willkürliche Einschränkung von #Pressefreiheit und #Meinungsfreiheit muss sofort beendet werden. #FreeSpeech @Twitter @elonmusk
PM: https://t.co/QLicyckEn8 pic.twitter.com/k6AKOoZr4x— Journalisten-Verband (DJV) @DJV@social.dev-wiki.de (@DJVde) December 16, 2022
EU-„Wertekommissarin“ Věra Jourova drohte, es gebe „rote Linien“ und „Sanktionen“, meinte aber ebenfalls nicht die Kampagne gegen Musk, sondern scheinbar Twitters Regeln gegen Stalking und Doxxing.
News about arbitrary suspension of journalists on Twitter is worrying. EU’s Digital Services Act requires respect of media freedom and fundamental rights. This is reinforced under our #MediaFreedomAct. @elonmusk should be aware of that. There are red lines. And sanctions, soon.
— Věra Jourová (@VeraJourova) December 16, 2022
Musk sucht neuen Geschäftsführer für Twitter
Musk sieht sich seit seiner Twitter-Übernahme einer weltweiten Kampagne ausgesetzt, um die Wiederherstellung der Meinungsfreiheit auf Twitter zu verhindern. Das setzt offenbar selbst ihm zu, wenn sein kleiner Sohn durch maskierte Stalker bedroht wird. Als Reaktion ließ Musk die Nutzer darüber abstimmen, ob er Chef von Twitter bleiben soll. 57 Prozent stimmten dagegen.
„Ich werde als Geschäftsführer zurücktreten, sobald ich jemanden gefunden habe, der töricht genug ist, diesen Job anzunehmen. Danach werde ich mich nur noch um die Software- und Server-Teams kümmern“, schrieb Musk, der auch per Abstimmung entscheiden ließ, die gesperrten Journalisten freizuschalten. Musk wurde beim WM-Finalspiel in Katar mit Trump-Schwiegersohn Jared Kushner gesehen, was Spekulationen über eine Zusammenarbeit befeuerte.
I will resign as CEO as soon as I find someone foolish enough to take the job! After that, I will just run the software & servers teams.
— Elon Musk (@elonmusk) December 21, 2022
Derweil gingen die spektakulären Enthüllungen der Twitter-Leaks weiter. Am 19. Dezember enthüllte der Journalist Michael Shellenberger, daß das FBI Twitter über die Enthüllungen zu Hunter Bidens millionenschwerer Lobbytätigkeit in der Ukraine und China vorgewarnt hatte. Diese seien „russische Propaganda“.
12. And yet, during all of 2020, the FBI and other law enforcement agencies repeatedly primed Yoel Roth to dismiss reports of Hunter Biden’s laptop as a Russian “hack and leak” operation.
This is from a sworn declaration by Roth given in December 2020.https://t.co/IvTjyYw9iR pic.twitter.com/5iq2ATB3bW
— Michael Shellenberger (@ShellenbergerMD) December 19, 2022
FBI zahlte Millionen für Zensur-Planspiel auf Twitter
Im Juli 2020 hatte das FBI Twitter-Managern sogar eine Sicherheitsstufe gewährt und eine sichere Kommunikations-App namens „Teleporter“ eingerichtet. Es gab soviele ehemalige FBI-Agenten bei Twitter, daß sie einen eigenen Chat-Kanal brauchten, um sich zu koordinieren.
29. As of 2020, there were so many former FBI employees — „Bu alumni“ — working at Twitter that they had created their own private Slack channel and a crib sheet to onboard new FBI arrivals. pic.twitter.com/prVhPGohOC
— Michael Shellenberger (@ShellenbergerMD) December 19, 2022
Im September 2020 veranstaltete das FBI mit Ex-Twitter-Zensurchef Yoel Roth ein „Planspiel“ zu einem mutmaßlichen Hack und Leak von Hunter Biden, um zu beeinflussen, wie die Medien darüber berichten.
30. Efforts continued to influence Twitter’s Yoel Roth.
In Sept 2020, Roth participated in an Aspen Institute “tabletop exercise” on a potential „Hack-and-Dump“ operation relating to Hunter Biden
The goal was to shape how the media covered it — and how social media carried it pic.twitter.com/lQSorONUSh
— Michael Shellenberger (@ShellenbergerMD) December 19, 2022
Das „Planspiel“ wurde von Viviane Schuller geleitet, Ex-Mitarbeiterin der New York Times, NBC und NPR. Zu den Teilnehmern zählten Journalisten der New York Times und Washington Post sowie der Facebook-Sicherheitschef.
Twitter operierte offenbar effektiv als „psychologische Operation“ des FBI, so Shellenberger, und erhielt dafür zwischen Oktober 2019 und Februar 2021 rund 3,5 Millionen US-Dollar von der Bundespolizei.
Der deutsche Journalistenverband und EU-Wertekommissarin Věra Jourova äußerten sich dazu bisher nicht.
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