HANAU. Nach mehreren Schußwaffenattacken mit elf Toten im hessischen Hanau hat der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernommen. Grund dafür seien Hinweise auf ein ausländerfeindliches Motiv des mutmaßlichen Täters, meldete die Nachrichtenagentur dpa.
❗ #Update nach #Schießerei in #Hanau ❗
Mutmaßlicher Täter wurde leblos an seiner Wohnanschrift in #Hanau aufgefunden. Zudem entdeckten Spezialkräfte der Polizei dort eine weitere Leiche.
Die Ermittlungen dauern an.
Aktuell gibt es keine Hinweise auf weitere Täter.
— Polizei Südosthessen (@Polizei_soh) February 20, 2020
Ersten Informationen zufolge hatte ein Mann am Mittwoch abend bei zwei Shisha-Bars neun Menschen erschossen, teilte die Polizei am Donnerstag morgen mit. Beamte hätten dann in der Wohnung des Schützen zwei weitere Leichen gefunden. Eine davon soll die des mutmaßlichen Täters sein. Hinweise auf weitere Täter gebe es nicht.
Mutmaßlicher Täter veröffentlichte Video mit verschwörungstheoretischen Äußerungen
Wie die Bild-Zeitung und Focus Online aus Sicherheitskreisen erfuhren, handelt es sich bei dem Verdächtigen um Tobias R. Die Polizei habe in seiner Wohnung ein Bekennervideo und ein 24 Seiten langes Bekennerschreiben gefunden, in dem er laut Bild auch rechtsextreme Motive äußere.
Beamte der Spurensicherung untersuchen den Fluchtwagen des Amokschützen von #Hanau, im BMW soll weitere Munition liegen. Zeugen hatten das Auto am Tatort beobachtet und der Polizei den entscheidenden Hinweis gegeben. pic.twitter.com/Vf25EdQrMz
— Frank Schneider (@chefreporterNRW) February 20, 2020
Wenige Tage vor der Tat hatte der Mann ein Video mit einer „persönlichen Botschaft an alle Amerikaner“ hochgeladen. Darin spricht Tobias R. von unterirdischen Militäreinrichtungen in den USA, in denen Kinder mißbraucht und getötet würden. Außerdem werde dort dem Teufel gehuldigt. Amerikanische Staatsbürger sollten aufwachen und gegen diese Zustände kämpfen.
Auf seiner Internetseite schrieb Tobias R.: „Etwas sehr Großes wird vor der Menschheit verborgen gehalten!“ Die Seite wurde mittlerweile vom Netz genommen.
Als Sportschütze aktiv
Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) teilte mit, Tobias R. habe legal Waffen besessen und sei als Sportschütze aktiv gewesen.
Bundesregierung erschüttert über Tat
Die Bundesregierung reagierte bestürzt auf die Gewalttat. „Die Gedanken sind heute morgen bei den Menschen in #Hanau, in deren Mitte ein entsetzliches Verbrechen begangen wurde“, schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert am Donnerstag morgen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. „Tiefe Anteilnahme gilt den betroffenen Familien, die um ihre Toten trauern.“
Die Gedanken sind heute morgen bei den Menschen in #Hanau, in deren Mitte ein entsetzliches Verbrechen begangen wurde. Tiefe Anteilnahme gilt den betroffenen Familien, die um ihre Toten trauern. Mit den Verletzten hoffen wir, dass sie bald wieder gesund werden.
— Steffen Seibert (@RegSprecher) February 20, 2020
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe ihre Reise nach Halle abgesagt. „Die Bundeskanzlerin lässt sich fortlaufend über den Stand der Ermittlungen in Hanau unterrichten.“
Grünen-Politiker bringt Tat mit AfD in Zusammenhang
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz sagte der Bild-Zeitung, er sei tief betroffen über den „grauenvollen Terroranschlag“. Die Hintergründe müßten aufgeklärt werden, es sei die Stunde der Ermittler. „Klar ist aber auch, dass das Hetzen gegen Migranten, das Bedienen antisemitischer Narrative und die Verächtlichmachung von Staat und Medien wie es auch von der AfD seit Jahren systematisch betrieben wird, tödliche Konsequenzen hat.“
Er ergänzte: „Dieses vergiftete gesellschaftliche Klima ist der Nährboden für die rechtsterroristischen Strukturen, mordende Einzeltäter und Terroranschläge wie in Halle, Kassel und nun Hanau.“
Gauland und Weidel: „Abscheuliches Verbrechen macht uns fassungslos“
Die beiden AfD-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Alice Weidel und Alexander Gauland, teilten mit: „Das abscheuliche Verbrechen in Hanau erschüttert uns zutiefst und macht uns fassungslos. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten den Opfern dieser grauenvollen Gewalttat und ihren Angehörigen. Den Verletzten wünschen wir eine schnelle Genesung.“ (ls)