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Pegida: Hat Höcke wirklich zum Umsturz aufgerufen?

Pegida: Hat Höcke wirklich zum Umsturz aufgerufen?

Pegida: Hat Höcke wirklich zum Umsturz aufgerufen?

Björn Höcke
Björn Höcke
Björn Höcke bei Pegida in Dresden Foto: picture alliance/Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa / Screenshots: berliner-zeitung.de/Twitter / JF-Montage
Pegida
 

Hat Höcke wirklich zum Umsturz aufgerufen?

Die „Berliner Zeitung“ ist sich sicher – und Twitter auch: Björn Höcke hat erneut für einen Skandal gesorgt und einmal mehr sein totalitäres Gesicht gezeigt. Bei der Pegida in Dresden habe er zum Umsturz aufgerufen und die Gegendemonstranten als „geistig gestört“ oder „irre“ beschimpft. Das Problem ist nur: Beide Vorwürfe sind falsch.
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Unwort, Umfrage, Alternativ

Die Berliner Zeitung ist sich sicher – und Twitter auch: Björn Höcke hat erneut für einen Skandal gesorgt, einmal mehr sein totalitäres Gesicht gezeigt. Über die Pegida-Demonstration in Dresden mit dem Thüringer AfD-Chef schlagzeilt Andreas Förster in der Berliner Zeitung: „Björn Höcke ruft zum Umsturz auf“.

Im Bericht heißt es, der AfD-Politiker habe in seiner Rede „praktisch unverhohlen zum Umsturz in der Bundesrepublik“ aufgerufen. Als vermeintlichen Beweis gibt Förster ein angebliches Zitat Höckes wieder:

„Die Herrschaft der verbrauchten Parteien und Eliten muß abgelöst werden, und wir werden sie ablösen. Das Land steht Kopf. Wir müssen es wieder auf die Füße stellen, wir müssen das Unterste wieder nach unten stellen. Wir werden diesen Kampf gemeinsam führen und gemeinsam gewinnen.“

Das Problem ist nur: Das hat Höcke so nie gesagt. Korrekt lautet das Zitat vielmehr:

„In Deutschland sind wirklich alle Maßstäbe verrückt. Dieses Land steht Kopf. Das Unterste ist nach oben gewendet. Wir müssen dieses Land wieder vom Kopf auf die Füße stellen. Wir müssen das Unterste wieder nach unten wenden, wo es hingehört. Es ist so, wie das Henryk M. Broder einmal diagnostiziert hat. Deutschland ist ein Irrenhaus. Und wenn man ein Dach darüber ziehen könnte, dann wäre es eine geschlossene Anstalt.“

Einige Minuten später beklagt Höcke zudem eine „Herrschaft des Schlechten“ in Deutschland:

„Weil wir Deutschen schlecht regiert werden. Weil hier in diesem Land gegen die Interessen unseres Volkes Politik gemacht wird von den Herrschenden. Weil wir und unsere Kinder und Enkel um unsere Zukunft gebracht werden. Deswegen ist die Herrschaft der verbrauchten Parteien eine Ochlokratie. Eine Herrschaft der Schlechten. Eine Herrschaft des Schlechten, die abgelöst werden muß, und die wir ablösen werden.“

Und zum Schluß seiner Rede:

„Die verbrauchten Parteien von der Ex-SED bis zur Merkel-Söder-Union: Sie ziehen sich jetzt zusammen zu einer neuen Einheitsfront. Wir alle spüren, daß es so ist. Diese verbrauchten Parteien sind keine Wahl für einen aufrechten Staatsbürger, sind keine Wahl für einen aufrechten Demokraten, sind keine Wahl für einen aufrechten Patrioten. Diese verbrauchten Parteien, sie lösen unser Deutschland auf wie ein Stück Seife unter einem lauwarmen Wasserstrahl. Drehen wir diesen Wasserhahn jetzt gemeinsam ab, liebe Freunde. Dazu braucht es mutige und friedvolle Stimmen in den Parlamenten. Und es braucht mutige Stimmen und friedvolle Stimmen auf den Straßen und Plätzen unserer Republik, hier und heute und überall, jetzt und sofort. Es lebe Sachsen! Es lebe unser deutsches Vaterland! Es lebe das wahre Europa!“

„Verbrauchte Parteien“, „Einheitsfront“, eine „Herrschaft des Schlechten“, die abgelöst werden müsse: harte Worte, keine Frage. Aber ein Aufruf zum Umsturz ist das nicht.

Vorwurf Beschimpfung der Gegendemonstranten als „irre und geistig gestört“

Doch damit endet die Falschdarstellung noch nicht. Förster berichtet, Höcke habe „Kritiker seiner Partei“ unter dem „begeisterten Beifall der Pegida-Anhänger als hemmungslos irre, völlig verrückt und geistig gestört“ bezeichnet. Allerdings: Auch diese Schilderung entspricht nicht der Wahrheit.

Höcke hat weder die Gegendemonstranten noch Kritiker der AfD als „geistig gestört“ oder „irre“ bezeichnet. Vielmehr ging es in der von Förster falsch zitierten und aus dem Zusammenhang gerissenen Passage von Höckes Rede um ein Zitat des abgetretenen Chefs der Thüringer Staatskanzlei, Benjamin-Immanuel Hoff (Linkspartei).

Dieser hatte dem neugewählten Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich (FDP) vorgeworfen, „ein Ministerpräsident von Gnaden derjenigen zu sein, die Liberale, Bürgerliche, Linke und Millionen weitere in Buchenwald und anderswo ermordet haben“. Höcke zitierte Hoffs Anwürfe wörtlich und beurteilt das wie folgt:

„Liebe Freunde, das ist nicht mehr nur antidemokratisch und undemokratisch. Das ist hemmungslos. Das ist irre. Das ist völlig verrückt. Und das, liebe Freunde, so eine Aussage, das ist im übrigen eine Verharmlosung der Verbrechen des Nationalsozialismus.“

Zu den Gegendemonstranten hatte sich Höcke in diesem Moment gar nicht geäußert. In deren Richtung sagte er viel später nur, ihr Anblick zaubere ihm immer ein gewisses Lächeln ins Gesicht:

„Mir tut das richtig gut, wenn ich sehe, daß da ein paar verirrte Geister unterwegs sind. Das macht dann doch viel mehr Spaß für die gerechte und richtige Sache das Wort zu erheben.“

Björn Höcke bei Pegida in Dresden Foto: picture alliance/Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa / Screenshots: berliner-zeitung.de/Twitter / JF-Montage
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