Sie ist längst kein Geheimtipp mehr, die Märchenhütte im Monbijoupark in Berlin Mitte. Vor mehr als zehn Jahren wurden die zwei urigen Holzhütten oberhalb eines alten Bunkers unweit der Spree errichtet. Seitdem erfreuen dort Schauspieler in den Wintermonaten nachmittags Kinder und abends Erwachsene mit klassischen Märchen wie Frau Holle, Gevatter Tod, Der Fischer und seine Frau oder der Tannenbaum von Hans Christian Andersen.
Gut anderthalb Stunden dauern die Vorführungen meist, in denen in der Regel zwei Schauspieler je ein Märchen aufführen. Dazu gibt es Glühwein und Schmalzstullen. In der Pause kann man sich zwischen der Jakob- und der Wilhelmhütte an einem Lagerfeuer wärmen und in den Berliner Nachthimmel gucken. Die Karten kosten um die 15 Euro und sind in der Regel schon nach kurzer Zeit für Wochen im Voraus ausverkauft. Denn die Märchenhütten und ihre Darsteller erfreuen sich großer Beliebtheit.
Doch damit soll jetzt Schluß sein. Bau-Bezirksstadtrat Ephraim Gothe (SPD) untersagte Anfang der Woche endgültig den Spielbetrieb. „Den Betreibern der Märchenhütten wird eine Nutzungsuntersagung für den Theaterbetrieb und eine Beseitigungsanordnung zum Abbau der Märchenhütten vom 28. November zugestellt“, teile das Bezirksamt Mitte am Montag mit.
Betreibern droht kostenpflichtige Räumung
Man habe die Hütten zwar in der Vergangenheit geduldet, doch diese Duldung werde nun nach zwölf Jahren nicht mehr verlängert. Für den Weiterbetrieb sei eine Baugenehmigung notwendig und die könne für Grünflächen wie den Monbijoupark nicht erteilt werden. Die Betreiber sollen den Spielbetrieb deshalb sofort einstellen – trotz bereits nach eigenen Angaben bis Jahresende verkaufter 20.000 Tickets. Andernfalls droht ihnen die kostenpflichtige Räumung.
Es ist nicht unwahrscheinlich, daß sich der Park nach einem Abzug der Märchenhütten zu einem weiteren Treffpunkt für Trinker und Obdachlose entwickelt, wie dies bereits an zahlreichen öffentlichen Plätzen der Stadt zu beobachten ist. Doch Recht ist Recht und Regeln müsse für alle gelten, mag man sich in der Bezirksverwaltung denken.
Dem normalen Berliner Bürger ist das allerdings kaum zu vermitteln. Der fragt sich nämlich, warum er mit seinen Steuergeldern öffentlich geduldete Drogenverkaufsstellen wie im Görlitzer Park finanzieren muß, wo afrikanische Dealer in vom Bezirk extra eingerichteten Sonderzonen ihre illegale Ware straffrei anbieten dürfen, während eine kleine Märchen-Truppe, die sich ohne staatliche Subventionen selbst finanziert, gnadenlos mit dem Verweis auf geltendes Recht verjagt wird.