KÖLN. Der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Woelki hat der CSU eine Spaltung der Gesellschaft vorgeworfen. Die Partei würde mit ihren Forderungen nach einer Obergrenze für Asylsuchende und einer Bevorzugung von Einwanderern aus dem christlichen Kulturkreis die Gesellschaft noch mehr polarisieren als die AfD. „Ich halte nichts davon, das nachzubeten, was andere falsch vorgedacht haben“, sagte Woelki dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Die CSU-Forderung, bevorzugt christliche Asylsuchende aufzunehmen, wäre „genau das Gegenteil dessen, worum es uns als Christen gehen muß: Begegnungsräume schaffen und einander kennenlernen“. Zudem rief Woelki die CSU zu Verfassungstreue auf. „Wenn die CSU das Grundgesetz ernst nimmt, kann sie keine Obergrenze verlangen. Das läßt das Asylrecht nicht zu. Und das Asylrecht muß bleiben, wie es ist.“ Die „unsinnige“ Diskussion über Obergrenzen müsse daher aufhören.
Gute Wahlergebnisse der AfD „furchtbar“
Überdies warnte er die CSU vor der Annahme, von einer Politik und Rhetorik der Scharfmacherei profitieren zu können. Wer das wolle, was die CSU fordere, „wählt am Ende gleich die AfD“. Diese werde der lachende Dritte sein. Das Landtagswahlergebnis der AfD in Mecklenburg-Vorpommern bezeichnete Woelki als „furchtbar“ und als eine „beunruhigende Herausforderung“.
Wer die „christlich-abendländische Tradition“ verteidigen wolle, müsse die Menschenwürde jedes Einzelnen respektieren und den Werten des Grundgesetzes Raum geben. „Christen unterscheiden nicht nach Herkunft, Rasse oder Religion, sondern erkennen in jedem Menschen das Abbild Gottes.“ Der gesellschaftliche Konsens müsse gewahrt werden, auch wenn ihn Populisten von Rechts und Links zu verspielen drohten. „Die Sprache verroht. Es wird auf Kosten anderer argumentiert und gelebt.“ (ls)