JF-Exklusiv: Deutschland „Mitte-Rechts“ – Das sind die beliebtesten Politiker

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Deutschland „Mitte-Rechts“ – Das sind die beliebtesten Politiker

Sonderthema
02. Februar 2023
Autor: Henning Hoffgaard
13 Kommentare

So eine Umfrage gab es noch nie. Wie ticken die Wähler rechts der Mitte? Im Auftrag der JUNGEN FREIHEIT erstellte das Insa-Institut eine Liste der beliebtesten Politiker im „Mitte-Rechts“-Deutschland. Eine faustdicke Überraschung gibt es bei den AfD-Wählern.

In Deutschland ist „Rechts“ umstritten, dient vornehmlich als Kampfbegriff. Doch ist es nackte Realität, daß in den Parlamenten Abgeordnete links, in der Mitte und rechts sitzen und sich danach die politischen Grundströmungen benennen. Die JUNGE FREIHEIT stellt anläßlich des 10. Gründungstages der Alternative für Deutschland (AfD) ein Gedankenspiel an: Was wäre, wenn das Spektrum „Mitte-Rechts“ politisch wirksam würde? Die Wähler der CDU/CSU, der AfD und der FDP verorten sich überwiegend in der Mitte und rechts. Zusammen mit der geschmähten AfD kämen Union und FDP laut aktueller Umfrage (30. Januar) des Meinungsforschungsinstituts Insa auf einen Anteil von 55,1 Prozent der Bundestagssitze – und könnten regieren!

Aktuelle INSA-Sonntagsfrage mit der Möglichkeit der einer Mehrheit aus Union, AfD und FDP — Aktuelle Sonntagsfrage von Insa: Grafik: JF

Wer sind die beliebtesten Politiker für das Spektrum „Mitte-Rechts“? Exklusiv für die JUNGE FREIHEIT befragte Insa bis zum 23. Januar 4.015 Bürger. Sie sollten die zwölf bekanntesten Politiker des „Mitte-Rechts“-Spektrums bewerten. Darunter neben Politikern von Union, FDP und AfD auch zwei Querköpfe von links: Sahra Wagenknecht (Linke) und Boris Palmer (Grüne).

Wen mögen Unions-, FDP- und AfD-Wähler?

Die beliebtesten Politiker der Mitte-Rechts-Wähler in Deutschland — Ranking der beliebtesten Politiker der Mitte-Rechts-Wähler und der Anteil derjenigen, die den Politiker nicht kannten Grafik: JF

Gefragt wurden für diese Auswertung ausschließlich Unions-, FDP- und AfD-Wähler. Die Frage lautete: „Wie bewerten Sie die folgenden Politiker auf einer Skala von 0 (= sehr schlecht) bis 10 (= sehr gut)?“ Die Ergebnisse der Beliebtheits-Umfrage unter den Wählern des „Mitte-Rechts“-Spektrums wird die JF ab sofort monatlich von Insa ermitteln lassen und veröffentlichen.

In der Januar-Befragung liegen die Parteichefs CSU und CDU, Markus Söder und Friedrich Merz, auf den Spitzenplätzen. Ihnen auf den Fersen sind allerdings zwei Politiker aus dem linken Spektrum. Auf den dritten Platz setzt sich Sahra Wagenknecht, dann kommt Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer, der seine Mitgliedschaft bei den Grünen derzeit ruhen läßt.

AfD-Frontfrau Alice Weidel (AfD) ist unter den Anhängern von Union, AfD und FDP die beliebteste Politikerin ihrer Partei und läßt damit sogar Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hinter sich. Im Mittelfeld finden sich die beiden FDP-Größen Wolfgang Kubicki und Finanzminister Christian Lindner wieder. Auf den beiden letzten Plätzen finden sich Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn und Thüringens AfD-Vorsitzender Björn Höcke.

Bekannt und unbeliebt

Neben den addierten Punktwerten fragte Insa für die JUNGE FREIHEIT auch die Haltung gegenüber den zwölf genannten Politikern ab. Hier konnten die Befragten Wähler von Union, AfD und FDP auf einer Skala zwischen 1 (sehr negativ) und 10 (sehr positiv) ihre Einschätzungen äußern. Das Ergebnis: Einzig die beiden Unions-Vertreter Markus Söder (43 Prozent positiv, 27 Prozent negativ) und Friedrich Merz (35 Prozent positiv, 30 Prozent negativ) werden jeweils häufiger positiv als negativ eingeschätzt.

Am seltensten werden von dieser Gruppe Carsten Linnemann (elf Prozent) und Björn Höcke (13 Prozent) positiv angesehen. Am unbekanntesten sind in dieser Teilgruppe der Wählerschaft von Union, FDP und AfD Carsten Linnemann (75 Prozent Bekanntheit) und Boris Palmer (84 Prozent Bekanntheit).

Einschätzung der Befragten Anhänger von Union, FDP und AfD Grafik: INSA

So beliebt ist Sahra Wagenknecht bei AfD-Anhängern

Doch wie sieht es es nun bei den einzelnen Wählergruppen der Parteien aus? Eine faustdicke Überraschung gibt es bei den Sympathisanten der AfD. Während bei allen anderen Parteianhängern die Politiker der eigenen Partei die Nase vorn haben, genießt hier die in der Linkspartei mehr und mehr isolierte Sahra Wagenknecht extrem hohe Beliebtheitswerte.

Beliebteste Politiker unter den AfD-Anhängern Grafik: Insa

Wagenknecht schiebt sich sogar vor den Partei- und Fraktionsvorsitzenden der AfD, Tino Chrupalla, und Thüringens AfD-Chef Höcke. Nur gegen Spitzenfrau Weidel zieht die Ikone eines Teils der Linken noch den Kürzeren. Ein respektables Ergebnis unter diesen Wählern erhält noch Kubicki. CDU-Chef Merz schneidet schwach ab.

Wenig überraschend ist dagegen das Abschneiden der zwölf von der JF ausgewählten Politiker bei Unionsanhängern und FDP-Sympathisanten. In Führung liegen die Politiker der Partei, zu der die Befragten ohnehin neigen.

Beliebteste Politiker unter den FDP-Anhängern Grafik: Insa

Beliebteste Politiker unter den Unions-Anhängern Grafik: Insa

Auf den letzten Plätzen reihen sich die drei AfD-Politiker ein. Auch Sarah Wagenknecht schneidet deutlich schlechter ab als bei den Anhängern der AfD. Interessant: Den innerparteilichen Wettkampf innerhalb der Union gewinnt CSU-Chef Söder gegen den Parteivorsitzenden der großen Schwester.

Mitte-Rechts-Wähler: Wie viele sind das eigentlich?

Neben den Einzelauswertungen drängt sich eine Frage auf: Wie viele Wähler identifizieren sich selbst eigentlich als „links der Mitte“, „rechts der Mitte“ oder „in der Mitte“. Auch hier liefert Insa im Auftrag der JF interessante Zahlen.

Selbstversorgung der Wähler laut einer Umfrage von INSA im Auftrag der JUNGEN FREIHEIT — Selbsteinschätzung der Wähler Grafik: INSA

Während sich 30 Prozent der Befragten im politischen Spektrum links der Mitte verorten, sieht sich gut ein Viertel (26 Prozent) der politischen Mitte zugehörig und etwas mehr als ein Fünftel (22 Prozent) platziert sich in diesem Spektrum rechts der politischen Mitte.

Wenig überraschend lassen sich aus der Eigeneinschätzung der Umfrage-Teilnehmer auch konkrete Politikerpräferenzen ableiten. So schneidet Boris Palmer links der Mitte deutlich besser ab. Merz dagegen schwächelt in diesem Spektrum, wird jedoch immer beliebter, je mehr die Befragten sich rechts der Mitte einordnen.

Politikerbeliebtheit nach der Selbstverortung der befragten Wähler in einer Umfrage von INSA für die JUNGE FREIHEIT — Politikerbeliebtheit nach der Selbstverortung der Befragten Grafik: JF

Zu beachten ist, daß die Wähler, die sich selbst rechts der Mitte einordnen, nicht Deckungsgleich mit jenen Wahlberechtigten sind, die Union, AfD oder FDP wählen. Sehr stark schneidet im rechten Spektrum Alice Weidel ab, die dort auch CDU-Chef Merz auf Platz drei verweist. Gewinner auch hier: Söder. Wenig Anklang finden dagegen Ex-Gesundheitsminister Spahn und Höcke.

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Kommentare

Widerstandsgewächs sagt:

2. Februar 2023 um 3:05 Uhr

Es gibt möglicherweise Menschen, die Aufrichtigkeit und Nachdenken schätzen, ohne die politische Richtung von Frau Wagenknecht oder Herrn Palmer zu mögen, bzw, zu fördern. Noch dazu sollte sich Gesellschaft von dem Gedanken verabschieden, dass alle, die in der AfD eine Chance oder Notwendigkeit zu gesellschaftlicher Veränderung sehen, rechts, geschweige denn rechtradikal oder rassistisch sind, genau wie viele Antifeministen nicht Frauenfeinde sind, oder gar die Disparitäten in der Behandlung der Geschlechter verkennen!
NochEinLeser sagt:

1. Februar 2023 um 21:23 Uhr

Björn Höcke wird weiterhin unterschätzt – gut für ihn! Ich gehe davon aus, dass er in ein paar Jahren ein hohes politisches Amt bekleiden wird, weil es am Ende keine andere Möglichkeit mehr gibt als es mal mit der äußersten Rechten zu probieren. Außerdem scheint Höcke einen Plan zu haben und den auch nachdrücklich zu verfolgen. Ähnlich wie in Dänemark oder Schweden muss die Karre aber erst einmal richtig tief in den Dreck, bevor er seine Chance bekommt. Mein Tipp: Seine nächste Etappe wird die Regierungsbeteiligung in Thüringen sein. Und zwar schon im kommenden Jahr.

Die Geschichte der Bundesrepublik hat gezeigt, dass sich unterschätzte Politiker meist besonders lange halten: Adenauer galt als zu alt, Kohl als zu provinziell und Merkel als zu unerfahren. Warten wir es also ab. Söder, Merz, Wagenknecht, Palmer: alles interessante Persönlichkeiten, ohne Frage. Nur wird niemand von ihnen höher steigen als er jetzt schon ist. Söder hatte seine Chance, als er Laschet den Vortritt ließ. Merz hat noch nie eine Wahl gewonnen und die beiden letztgenannten sind selbst innerhalb ihrer kleinen Parteien nur Außenseiter.
Rodolfo Panetta sagt:

1. Februar 2023 um 20:28 Uhr

Die Meinungen über die einzelnen Politiker werden von den Leitmedien stark beeinflußt. Wer täglich verleumdet und mit Dreckkübeln übergossen wird, kann keine guten Werte haben. Für mich ist es allerdings anders. Je stärker ein Politiker von den Korrupten angegriffen wird, um so mehr schätze ich ihn.
CharlieII sagt:

1. Februar 2023 um 19:11 Uhr

Das Problem ist doch etwas einzuorten heutzutage. Früher konnte man sagen dir FDP ist die Mitte. CDU als konservative Partei Rechts daneben. Links davon die SPD und noch linker die Grünen und die Linkspartei. Die damaligen Splitterparteien rechts der CDU waren ja nur Beiwerk und spielten kaum eine Rolle. Heute sind alle Altparteien soweit nach links gerutscht dass man von Mitte nicht mehr reden kann. Sie sind quasi eins. Die AFD steht natürlich rechts davon. Aber die Inhalte hatte die CDU vor vielen Jahren ebenso. Also wo ist die Mitte?
Mephisto sagt:

1. Februar 2023 um 18:51 Uhr

Mich freut, dass Alice Weidel so gut abschneidet. Frau Wagenknecht, möge sie weiterhin Bücher schreiben und Talksshow bereichern und ihrer Partei treu bleiben ist ein Sonderfall, der aus der deutschen Geschichte resultiert.
Viele ehemaligen SED Symphatisanten ( bis zu den Nullerjahren erzielte sie im Osten 30% Wählerstimmen) wurden heimatlos , als die SED sie nach Machtübernahme der La Fontainisten nach stalinistischer Manier als Wähler nicht mehr bediente . Durch die unseligen Querfrontler stießen sie dann zu den Rechten und abenteuerlichen Vorstellungen von NationalSozialismus/ Bolschewismus anzuhängen. So ist die AFD in einer Art babylonischen Gefangenschaft dieser Wähler. Sozialismus bedeutet immer Freiheitseinschränkung und desolate wirtschaftliche Verhältnisse und Untertanen und ein ZK plus Führer. Rechts , auf preußischer Tradition berufend , ist deren Antipol. Ich vermute, Wagenknechtanhänger sind deutlich älter und hauptsächlich in den neuen Bundesländern sozialisiert. Kohls Fehler nach der Wiedervereinigung war, eine lückenlose Entbolschewierung analog zur Entnazifizierung zu veranlassen.
Wertkonservativer Akademiker sagt:

1. Februar 2023 um 18:31 Uhr

„Zusammen mit der geschmähten AfD kämen Union und FDP … auf einen Anteil von 55,1 Prozent der Bundestagssitze – und könnten regieren!“

Die AfD ist 2013 als rechte Alternative gestartet und dann immer weiter in die rechtsradikale bis rechtsextreme Ecke abgedriftet. Dazu agiert die Partei als fünfte Kolonne Russlands. Sie war noch nie weiter von einer Regierungsbeteiligung entfernt als heute.

Für Konservative sind Union, FDP und AfD in meinen Augen keine Wahloption. Mangels Angebot bleibt für diese Menschen nur die Partei der Nichtwähler.

„Eine faustdicke Überraschung gibt es bei den Sympathisanten der AfD. Während bei allen anderen Parteianhängern die Politiker der eigenen Partei die Nase vorn haben, genießt hier die in der Linkspartei mehr und mehr isolierte Sahra Wagenknecht extrem hohe Beliebtheitswerte.“

Für mich ist das keine Überraschung, sondern nur ein weiterer Hinweis für die Richtigkeit der Hufeisentheorie. Denn auch wenn Sahra Wagenknecht in der Linkspartei kein Zuhause mehr hat – sie ist und bleibt eine Kommunistin.
1. Mephisto sagt:
  
  1. Februar 2023 um 18:54 Uhr
  
  Hoffnung gibt, dass die unter 50 Jährigen Rechten ganz anders denken. Gönnen Sie sich doch einmal das Magazin Krautzone.
2. jodibel sagt:
  
  1. Februar 2023 um 20:46 Uhr
  
  Zitat:
  
  „Für Konservative sind Union, FDP und AfD in meinen Augen keine Wahloption. Mangels Angebot bleibt für diese Menschen nur die PARTEI DER NICHTWÄHLER.“
  
  Tut mir leid, wertkonservativer Akademiker, aber das ist akademischer Nonsens.
  Steht es zwischen links und rechts 45 : 55 und bleiben von den 55 % 25 % weg, dann steht es
  45 : 30 oder auf 100 umgerechnet 60 % zu 40 %.
  Ergo: Nicht wählen ist Blödsinn und schwächt denn politischen Gegner.
  
  jodibel
  1. Wertkonservativer Akademiker sagt:
    
    2. Februar 2023 um 13:58 Uhr
    
    Es gibt rechts der Mitte kein „Wir“. Anton Hofreiter und Björn Höcke sind mir gleichermaßen zuwider.
3. Noctuus sagt:
  
  2. Februar 2023 um 7:07 Uhr
  
  Sehe ich auch so. Absolut!
4. Carsten Schulz sagt:
  
  2. Februar 2023 um 9:26 Uhr
  
  @Wertkonservativer Akademiker,
  ‚Fünfte Kolonne Russlands‘? – Welch ein Unsinn! Die AfD hat nie den Kriegskurs von Putin unterstützt oder gerechtfertigt. Allerdings bringt sie einen anderen Zungenschlag in die Debatte. Sie will nicht alle Brücken nach Moskau abbrechen, setzt mehr auf Verhandlungen als auf bedingungslosen Krieg. Man kann das für falsch halten, aber zu einer ‚Fünften Kolonne‘ macht sie das noch lange nicht.
  
  Und ‚rechtsextreme Ecke‘? Haben Sie sich mal die Auftritte der AfD-Politiker im Bundestag oder in den Länderparlamenten angehört? Was bitte ist an deren Aussagen ‚rechtsextrem‘?
  
  Werden Sie einfach mal konkret und nennen Sie Beispiele. Dann lässt sich auch diskutieren. So ist es nur inhaltsleere Polemik.
  1. Wertkonservativer Akademiker sagt:
    
    2. Februar 2023 um 13:51 Uhr
    
    „Fünfte Kolonne“ meint hier die Unterstützung der russischen Interessen. Die AfD hat sich klar gegen Waffenlieferungen an die Ukraine gestellt. Damit spricht sie den Ukrainern ihr Recht auf Selbstverteidigung ab und liefert sie den Russen aus.
    
    Die endlose Diskussion über die Ausrichtung der AfD brauchen wir hier nicht wieder zu führen. Aber vermutlich ist für Sie auch die NPD nicht rechtsextrem.
Bernd Schmieder sagt:

1. Februar 2023 um 18:15 Uhr

Boris Palmer bei den Schwarzen ? Wagenknecht ist wohl zu recht beliebt. Sie unterstützt die Antifa- ich würde sehr aufpassen. Was sie sagt , ist aber okay.
Die Einstufungen rechts, mitte, links passen oft nur oberflächig. Ich zum Bleistift bin ein Linker, der Rechts wählt. Links ist ein Traum einer Weltordnung, die nicht funktionieren kann – weil sie von Menschen gemacht wird.
„Rechts“ Ist praktisch lebensfähig _ Strauss, Adenauer, Orban, so könnte es gehen.
Übrigens -weil sich das die Linken immer anhefen- ich bin rechts und ich ich würde immer die Schwächsten schützen, wenn ich kann: Alte, Kinder, Behinderte und ich schütze auch Tiere und Natur. Das hat was mit Menschlichkeit im guten Sinn zu tun, nichts mit „links“.