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„Critical Race Theory“ und Intersektionalität: Was tatsächlich hinter Maaßens Worten steckt

„Critical Race Theory“ und Intersektionalität: Was tatsächlich hinter Maaßens Worten steckt

„Critical Race Theory“ und Intersektionalität: Was tatsächlich hinter Maaßens Worten steckt

Hans-Georg Maaßen (CDU) auf einer Veranstaltung der Zeitung "Freies Wort": Wütende Anklagen in den Medien
Hans-Georg Maaßen (CDU) auf einer Veranstaltung der Zeitung "Freies Wort": Wütende Anklagen in den Medien
Hans-Georg Maaßen (CDU) auf einer Veranstaltung der Zeitung „Freies Wort“: Wütende Anklagen in den Medien Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt
„Critical Race Theory“ und Intersektionalität
 

Was tatsächlich hinter Maaßens Worten steckt

Journalisten und Politiker reagieren aktuell empört auf Hans-Georg Maaßens Äußerungen zu einem angeblichen „eliminatorischen Rassismus gegen Weiße“ und einer „rot-grünen Rassenlehre“. Doch was steckt dahinter? Und was hat die „Critical Race Theory“ damit zu tun?
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Die Moderatorinnen von Welt-TV blickten am Dienstag ungläubig auf Hans-Georg Maaßen. „Eliminatorischer Rassismus gegen Weiße“? Eine „rot-grüne Rassenlehre“? Wie kann jemand tatsächlich so etwas vermeintlich absurdes sagen? Den meisten Medienschaffenden und Politikern dieser Tage reichen jene abschreckend wirkenden Triggerwörter aus, um aus der Haut zu fahren und den vermeintlichen „Rechtsextremisten“ ans Kreuz nageln zu wollen. Was aber steckt genau dahinter? Was meint Maaßen tatsächlich? Das möchten die wenigsten Ankläger wissen – auch, weil ihnen die entsprechenden ideologischen Hintergründe unbekannt sind.

Dies zeigte sich bereits in der Debatte um das „antisemitische Dogwhistling“, das Maaßen in den Augen von Diskurssäuberern wie der Amadeu-Antonio-Stiftung betrieben hatte, als er 2021 in einem Beitrag der akademischen US-Zeitschrift Telos von „Globalisten“, „einer kleinen Elite“ und „ein paar tausend Familien“ sprach und dessen deutsche Fassung das Magazin Cato publiziert hat. Eine entsprechende Replik lieferte Telos-Chefredakteur David Pan in der JUNGEN FREIHEIT.

Dieses Mal war es nun ein von Hans-Georg Maaßen am 13. Januar abgesetzter Tweet, der den Stein des Anstoßes bildete. Die „treibenden Kräfte im politischen-medialen Raum“ hätten eine bestimmte Stoßrichtung, erklärte der ehemalige Verfassungsschutzchef. Er sehe einen „eliminatorischen Rassismus gegen Weiße“ und den „brennenden Wunsch das Deutschland verrecken würde“. Die Welt-Moderatorinnen übergingen in ihrem Interview die offensichtliche Anspielung auf den „eliminatorischen Antisemitismus“, den der US-Soziologe Daniel Goldhagen vor 27 Jahren als quasi-genetische Eigenschaft der Deutschen festgestellt hatte – damals begleitet von wohlwollenden Berichten in den Medien.

Maaßen bezog sich in seinen Aussagen auf einen Tweet des Vorsitzenden und Sprechers von „Mission Lifeline“, Axel Steier. Der Seenotretter hatte verkündet: „Bald ist Schluß mit dem lustigen Leben als Weißbrot.“ Die Enthomogenisierung der Gesellschaft schreite voran, es werde irgendwann keine „Weißbrote“ mehr geben. „Ich unterstütze das mit meiner Arbeit“, so Steier. Das Ziel der Seenotretter im Mittelmeer liegt also in einer möglichst bunten Gesellschaft. Umso weniger Weiße, desto besser.

„Bizarre Gedankenwelt“

Die taz attestierte Maaßen angesichts dessen Kritik an solch einem „Menschenzuchtprogramm“ eine „bizarre Gedankenwelt“, ohne zu erkennen, daß Maaßen ja lediglich die Gedanken eines politischen Mitstreiters der taz, nämlich Axel Steiers, wiedergegeben hatte. Auch die deutsche Sea-Watch-Kapitänin Pia Klemp hatte einst im englischen Guardian bekannt: „Ich sehe die Seenotrettung nicht als eine humanitäre Aktion, sondern als Teil eines antifaschistischen Kampfes.“

Maaßen legte später in einem Interview mit dem Journalisten Alexander Wallasch nach. Etwas ausführlicher bekräftigte er: „Sie sagen mittlerweile ganz offen, um was es geht. Die deutschen ‘Weißbrote’ oder ‘Kartoffeln’ – damit sind wir Deutschen gemeint – werden in fünfzig bis hundert Jahren gar nicht mehr existieren, und es sei gut, daß Migranten zu uns kommen, damit es diese ‘Weißbrote’ nicht mehr gebe.“

Jeder erinnert sich wohl noch an Deniz Yücels Zeilen, wonach „der baldige Abgang der Deutschen, Völkersterben von seiner schönsten Seite“ sei (natürlich alles nur alles Satire…). „Biodeutsche“ würden „wegsterben“, frohlockte im Januar auch der Bestsellerautor Behzad K. Khani in der Berliner Zeitung. „Wir Migranten werden dieses Land wohl erben.“

Die Grünen-Parlamentarierin Stefanie von Berg hatte bereits 2019 in der Hamburger Bürgerschaft erklärt: „Unsere Gesellschaft wird sich ändern, unsere Stadt wird sich radikal verändern. Ich bin der Auffassung, daß wir in 20, 30 Jahren gar keine ethnischen Mehrheiten mehr haben in unserer Stadt.“ Hamburg werde „eine superkulturelle Gesellschaft haben“. Von Berg befand: „Das ist gut so!“ Später ruderte sie in Interviews zurück, das sei doch alles nicht so gemeint.

Wie es mit der unterschiedlichen Gleichwertigkeit aussieht

Die offene Verhöhnung eines Aussterbens der Deutschen also gibt es. Tatsächlich beschrieben die beispielhaft Genannten eine Entwicklung, die dank unterschiedlicher Geburtenraten von Migranten und Deutschen ohnehin vorhanden ist, die durch die Massenwanderung der vergangenen Jahre aber weiter befeuert wird.

Maaßen beklagte bei Wallasch nun einen „Rassismus, der gegen die einheimischen Deutschen betrieben“ werde. „Wenn hier nun von Politikern und Haltungsjournalisten behauptet wird, ein Rassismus gegen Weiße oder gegen Deutsche gebe es nicht, dann bedeutet dies, daß politische Verfolgung aus rassischen Gründen gegen Weiße erlaubt ist, und dies ist nichts anderes, als uns abzusprechen, dass wir gegenüber Migranten gleichwertige Menschen sind.“

Der Logik, nur durch die Behauptung, es gebe keinen Rassismus gegen Weiße, könnte eine politische Verfolgung von Weißen begründet werden, dürfte der Normalbürger auf der Straße kaum folgen. Niemand wird in Deutschland eingesperrt, weil er weiß ist. Niemand wird durch die Polizei kriminalisiert, weil er weiß ist. Das zu glauben, wäre absurd. Entscheidender ist Maaßens Argument einer unterschiedlichen Gleichwertigkeit. Passenderweise sprach das (Noch)-CDU-Mitglied bei Welt-TV die „Critical Race Theory“ an, wofür er von den beiden Moderatorinnen nur verständnislose Blicke erntete. Hier liegt der Knackpunkt, hierin begründet sich, was Maaßen mit der „rot-grünen Rassenlehre“ eigentlich meint.

Die moderne Opferhierarchie

Das zentrale Dogma der aus den US-Universitäten stammenden „Critical Race Theory“ ist die Intersektionalität (aus dem Englischen: intersection, zu deutsch: Schnittstelle). Der Begriff will das Zusammenwirken mehrerer und zeitgleicher Unterdrückungsmechanismen verdeutlichen, die eine Person erfährt. Der Mensch wird nicht mehr als Individuum betrachtet, sondern aufgrund seiner Gruppenzugehörigkeiten bewertet. Es handelt sich somit um eine Opferhierarchie. Gemäß intersektioneller Logik steht ein heterosexueller, weißer Mann ganz unten in der Gesellschaftspyramide, da er niemals Rassismus, Sexismus oder andere Diskriminierungen erfahren haben kann.

Als migrantischer Einwanderer hingegen, mit möglichst vielen Diskriminierungsmerkmalen (Frau, schwarz, homosexuell, etc.), stehen einem alle Türen offen. Sogar in Broschüren der Bundeszentrale für politische Bildung werden diese Dinge offen angesprochen, mitunter sogar „Light-Skin-Privilegien“ in Deutschland beklagt. Das heißt: Jemand mit einem weißen und einem schwarzen Elternteil steht in der Opferolympiade hinter einer Person mit zwei schwarzen Elternteilen.

Den Begriff „Intersektionalität“ führte Ende der 1980er Jahre die amerikanische Juristin Kimberlé Crenshaw ein. Heute ist die Professorin an der University of California unter anderem als Ehrenpräsidentin der in Berlin ansässigen Organisation „Center for Intersectional Justice“ tätig. Gemeinsam mit dem den Grünen nahestehenden Gunda-Werner-Institut ehrte man Crenshaw 2019 mit einer Gala in der Hauptstadt und einer Festschrift. Mittlerweile folgen nicht nur das grüne Vorfeld, sondern die meisten politischen Institutionen der Bundesrepublik der intersektionellen Logik – ob bewußt oder unbewußt.

Der „alte, weiße Mann“ wird verhöhnt

In manchen Schulen und sogar Kitas werden Heranwachsende aufgefordert, ihr eigenes „Weißsein“ und die damit verbundenen Privilegien zu hinterfragen, sich also von Kindesbeinen an einer „antirassistischen“ Läuterung zu unterziehen. In den Leitmedien wird der „alte, weiße Mann“ verhöhnt, in der Werbung meist als dümmlicher Trottel dargestellt. Das Wandern gilt Antirassismus-Aktivisten als „weiße Domäne“. Das „müsse sich ändern“. Für den Satz „Deutschland hat eine eklige, weiße Mehrheitsgesellschaft“ brauche sich ohnehin „niemand entschuldigen“, meinte der Journalist Mohamed Amjahid. An anderer Stelle ging eine wissenschaftliche Studie der Humboldt-Universität zu Berlin der Frage nach, weshalb es in der Bundesliga so viele weiße Torhüter gibt. Auch hier wurde impliziert, es wäre besser, wenn es weniger weiße Torhüter gebe.

Die woken Glaubenskrieger ziehen sich bei Kritik dieser Positionen auf den argumentativen Rückzugsort zurück, wonach „weiß“ und „schwarz“ lediglich als „rassifizierte“ Kategorien, das heißt als „soziale Konstrukte“ zu verstehen seien. Wenngleich die Soziologin Natasha A. Kelly in einem Interview bei Tilo Jung selbst erklärt hatte, daß „dunkle Gene denen der Weißen überlegen“ seien, weshalb die Weißen sich das ausbeuterische System der Rasse ausgedacht hätten. Das ist logisch völlig inkonsequent.

Wie scheinheilig die Behauptung der „sozialen Konstruktion“ anmutet, verdeutlicht sich auch in einem einfachen Widerspruch der heutigen Linken. Ein Mann kann jederzeit eine Frau werden und umgekehrt. Aber eine weiße Person könnte sich niemals als schwarz definieren oder andersherum. Er würde in der Öffentlichkeit zerpflückt werden, obwohl das Geschlecht als auch die Rasse als sozial konstruiert gelten.

Maaßen erweitert Raum des Sagbaren

Maaßens Kritik trifft also einen wunden Punkt, das Einfallstor steht sperrangelweit offen. Doch wollen die politisch Handelnden „deshalb arabische und afrikanische Männer ins Land holen“, weil sie Weiße hassen? Dieser Erklärungsansatz ist kaum zu halten, denn er braucht entsprechende Äußerungen handelnder Funktionäre als Beweise. Kann es überhaupt jemals bewiesen werden? Daß viele Politiker Deutschland nur noch als Siedlungsgebiet betrachten und nicht mehr als ethnisch-kulturellen Verbund machen zumindest zahlreiche Äußerungen deutlich: „Wir haben ein deutsches Volk, das besteht aus all denjenigen, die die deutsche Staatsbürgerschaft haben“, erklärte auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) zuletzt im Bundestag.

Es gibt eine selbstverleugnende Tendenz hierzulande, angeheizt durch die Ideologie der „Critical Race Theory“, die bei der deutschen Bevölkerung auf dankbare Abnehmer trifft. Maaßen will wachrütteln, ein Problembewußtsein schaffen, verzettelt sich aber auch in drastischen Formulierungen, die wiederum nähere Erläuterungen benötigen.

Klar ist: Es braucht immer eine Person aus dem Kreis des Establishments, der den Raum des Sagbaren erweitern kann. Einen Thilo Sarrazin, der das Migrationsproblem erst ins Bewußtsein der deutschen Bevölkerung hob, obwohl natürlich schon Jahrzehnte zuvor Personen vor den Folgen einer unkontrollierten Einwanderung gewarnt hatten. Wenn ein AfD-Politiker derartige Äußerungen wie Maaßen getätigt hätte, liefen die Anklagen ins Leere. Dann aber braucht es auch gute und wohlüberlegte Argumente. Kann Maaßen diese weiterhin aufbieten?

Hans-Georg Maaßen (CDU) auf einer Veranstaltung der Zeitung „Freies Wort“: Wütende Anklagen in den Medien Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt
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