SONNEBERG. Dammbruch in Thüringen: Trotz des massiven Widerstandes aus der Landespolitik, von NGOs, Teilen der Wirtschaft und einem Bündnis aus CDU, Linken, SPD, Grünen und FDP hat sich der AfD-Bewerber Robert Sesselmann bei der Landratswahl in Sonneberg durchsetzen können.
Der Rechtsanwalt und Landtagsabgeordnete gewann die Stichwahl mit 52,8 Prozent gegen den bisherigen Vize-Landrat Jürgen Köpper (CDU). Auf diesen entfielen 47,2 Prozent. Sesselmann wird damit als erster AfD-Politiker in Deutschland Landrat. Die Wahlbeteiligung lag mit 59,6 Prozent deutlich höher als am 11. Juni. Da hatte sie nur 49,1 Prozent betragen. Die Internetseite des Landes Thüringen, auf der die Wahlergebnisse permanent aktualisiert hochgeladen werden sollten, brach unter dem Ansturm der Besucher ständig zusammen.
Die Wahl war notwendig geworden, weil der bisherige Amtsinhaber Hans-Peter Schmitz (parteilos) aufgrund einer Erkrankung seinen Posten niederlegen mußte.
Einheitsfront gegen die AfD
Bis zuletzt gab es massiven Druck auf die 48.299 Wahlberechtigen in Sonneberg. Von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), der in Thüringen eine rot-rot-grüne, von der CDU tolerierte Minderheitsregierung führt, bis zur FDP hatten alle Parteispitzen zur Wahl Köppers aufgerufen. Die CDU hatte Wahlkämpfer aus ganz Deutschland nach Sonneberg beordert.
„Die Menschen wollen mit ihrer Stimme für mich ein Zeichen setzen. Es geht nicht um einen kleinen Landrat im kleinsten Landkreis Deutschlands. Es geht um viel mehr“, hatte Sesselmann im einzigen Interview, das er vor der Stichwahl gab, der JUNGEN FREIHEIT gesagt.
Im ersten Wahlgang vor 14 Tagen hatte Sesselmann bereits mit 46,7 Prozent Platz eins erreicht. Für den amtierenden CDU-Landrat hatten 35,7 Prozent gestimmt. Die Bewerber aller anderen Parteien waren weit abgeschlagen, so daß es nun zur Stichwahl kam. (fh)
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