BERLIN. SPD- und Grünen-Politiker haben die Unterbringung von Moria-Migranten auf Kreuzfahrtschiffen gefordert. „Der Brand hat das wenige Hab und Gut, das den Geflüchteten geblieben ist, zerstört und sie benötigen dringend ein Dach über dem Kopf. Schiffe mit Hygienekonzept können ihnen kurzfristig Schutz bieten“, sagte die Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Katarina Barley (SPD), den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschlands vom Donnerstag.
Es lägen bereits konkrete Angebote von Reedereien vor, die die Kosten selbst tragen wollten. „Die Europäische Kommission sollte hierauf zügig eingehen. Die Schiffe sind eine Möglichkeit, sowohl den Geflüchteten als auch den Inselbewohnern kurzfristig Entlastung zu verschaffen, denn beide sind zum Spielball der gescheiterten europäischen Asylpolitik geworden“, betonte die SPD-Politikerin. Was sich derzeit auf Lesbos abspiele, sei ein humanitäres Drama.
Mitte vergangener Woche hatten Bewohner des Flüchtlingscamps Moria auf der griechischen Insel Lesbos das Lager an mehreren Stellen angezündet, woraufhin es fast vollständig abbrannte. Daraufhin startete in Deutschland eine heftige Debatte über die Aufnahme der rund 12.500 Migranten. Am Dienstag erklärte sich die Bundesregierung bereit, mindestens 2.750 Asylsuchende nach Deutschland zu holen.
„Würden das Schiff auch verschenken“
Auch der EU-Abgeordnete Erik Markquardt (Grüne) setzt sich dafür ein, derzeit leerstehende Schiffe zur Unterbringung von Migranten zu nutzen. „Viele Schiffe haben bereits Hygienekonzepte erarbeitet. Angesichts des eingebrochenen Markts für Kreuzfahrtreisen sind die Reedereien dankbar für alternative Einnahmequellen”, sagte er den Zeitungen. Auf Kreuzfahrtschiffen seien ausreichend Platz und Sicherheit geboten. Damit wäre eine „geordnete Unterbringung sehr kurzfristig möglich“.
Den Berichten zufolge zeigte sich der Bonner Kreuzfahrtanbieter „Phoenix Reisen“ zu sofortiger Hilfe bereit. „Wir stehen bereit, ein Schiff nach Lesbos zu schicken, um den Flüchtlingen und auch der Inselbevölkerung vor Ort zu helfen. Um Geld geht es uns nicht. Wir würden das Schiff auch verschenken“, sagte Geschäftsführer Johannes Zurnieden. „Wir haben Schiffe, die nutzlos hier in Deutschland liegen, während die Menschen auf Lesbos ohne Toiletten sind und nicht wissen, wo sie schlafen sollen. Ein Schiff ist gewiß besser als der Straßenrand.“
Auch der Reiseanbieter „Tui“ signalisierte Hilfsbereitschaft. „Grundsätzlich sind wir offen für Gespräche und den Einsatz von Schiffen“,teilte ein Sprecher dem Redaktionsnetzwerk Deutschland mit. Allerdings seien humanitäre Unterbringungsmaßnahmen staatliche Aufgabe, „Tui“ besitze hierbei „keinerlei Kompetenz“. (ls)