BERLIN. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat davor gewarnt, bei der Europawahl das Kreuz bei der AfD zu machen. Die nationale Selbstbeschränkung der neuen Rechten sei brandgefährlich, heißt es in einem Aufruf auf der Internetseite von Verdi. „Die AfD etwa vertritt die Ansicht, daß Deutschland aus dem Euro raus soll. Für Deutschland würde das in einem Desaster enden.“
Deutschland sei wirtschaftlich der Hauptprofiteur der gemeinsamen europäischen Währung. Ein Austritt aus dem Euro würde zu einer massiven Aufwertung der neuen nationalen Währung führen. „Die deutschen Exportgüter würden teurer und folglich im Ausland weniger nachgefragt. Die Unternehmen der Industrie (Auto, Pharma, Maschinenbau) würden abertausende Beschäftigte entlassen. Wirtschaftskrise und hohe Arbeitslosigkeit wären die unmittelbare Folge“, ist sich die Gewerkschaft sicher.
Bsirske: AfD will raus aus der EU
Verdi-Chef Frank Bsirske unterstrich die Warnung vor der AfD am Dienstag im Interview mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ nochmals. „Mit ihrer Politik tritt diese Partei Arbeitnehmerinteressen mit Füßen. Die AfD plädiert, wie viele andere Rechtspopulisten und Rechtsradikale in Europa, für ein Zurück in nationale Beschränktheit, sie will raus aus dem Euro und auch aus der EU. Das ist die falsche Antwort auf die globalen Herausforderungen: Klimawandel, Fluchtbewegungen, Finanzkrisen, Terrorismus, internationale Handelskonflikte erfordern ein Mehr an Zusammenarbeit und Miteinander“, betonte er.
Der Welt gehe es nicht dann am besten, wenn jeder nur an sich denke. Hinzu komme: „Der rechtsradikale Flügel dieser Partei wird immer stärker und tritt unverhohlen rassistisch auf. Diese Leute haben mit Demokratie, Menschenwürde und offener Gesellschaft nichts zu tun.“
Verdi hat AfD schon länger im Visier
Verdi hat der AfD schon seit längerem den Kampf angesagt. So gab beispielsweise der Verdi-Bezirk Süd-Ost-Niedersachen eine „Handlungshilfe für den Umgang mit Rechtspopulisten in Betrieben und Verwaltung“ heraus, in der er seine Mitglieder dazu aufrief, Kollegen, Mitarbeiter und Auszubildende auf rechte Gedanken oder eine Nähe zur AfD zu bespitzeln. Als sich nach einem Bericht der JUNGEN FREIHEIT Empörung über die Handreichung regte, distanzierte sich die Gewerkschaft allerdings davon.
Dennoch beteiligt sich Verdi regelmäßig an Protesten gegen die AfD. So unterstützt Verdi-Chef Bsirske beispielsweise das Anti-AfD-Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“, das auch von linksextremen, gewaltbereiten Kräften mitgetragen wird. Und als sich die AfD 2017 zu ihrem Bundesparteitag traf, bot der dortige Verdi-Verband den Gegendemonstranten seine Räumlichkeiten zur Koordinierung an.
Im vergangenen November hatte der Bezirksverband Mittelfranken der Gewerkschaft zudem einen Unvereinbarkeitsbeschluß mit der Mitgliedschaft in der AfD gefaßt. Angehörige der AfD können dort nun nicht mehr Mitglied von Verdi werden. (krk)