HAMBURG. Der frühere Außenminister Joschka Fischer (Grüne) hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in höchsten Tönen gelobt. „Sie hat gewaltig gelernt mit den Jahren und ist eigentlich ein Glück für das Land“, sagte Fischer, der heute Mitglied im Präsidium der Gesellschaft für die Vereinten Nationen ist, dem Stern.
Schon Anfang März hatte der 70 Jahre alte Politiker Merkels Flüchtlingspolitik verteidigt. Im September 2015, als die Kanzlerin beschlossen hatte, die deutschen Grenzen für Masseneinwanderer zu öffnen, hätte er genauso entschieden, betonte er gegenüber der Welt am Sonntag. „Aber: Ihr Fehler war, danach den Eindruck von Kontrollverlust entstehen zu lassen.“
Kritik an Politiker-Zunft
Scharf kritisierte der gebürtige Schwabe in dem Hamburger Magazin seine Zunft. „Sie haben in der Politik mit vielen Idioten zu tun und werden selbst von vielen als Idiot oder sogar Ober-Idiot angesehen.“ Er bestritt, daß er sich 1998 als Außenminister auf dem Zenit seiner politischen Laufbahn gefühlt habe. „Ich wollte nicht Außenminister werden. Ich bin es nur geworden, weil ich wollte, daß die Grünen regieren.“
Vor drei Jahren war Fischers Polizeiakte in einem herrenlosen Koffer auf dem Flughafen in Frankfurt am Main gefunden worden. Das Schriftstück dokumentiert die Verstrickung Fischers in die linksradikale Szene. Fischer war 1976 bei einer Demonstration für die RAF-Terroristin Ulrike Meinhof festgenommen worden.
Bei den Protesten war es zu schweren Ausschreitungen gekommen. Unter anderem wurden Brandsätze auf Polizisten geworfen. Ein Beamter erlitt dabei lebensgefährliche Verletzungen. Gegen Fischer wurde damals wegen Landfriedensbruchs, versuchten Mordes und der Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt. Die Akte war zuvor 1985 das letzte Mal eingesehen worden. (ls)