BERLIN. Die neue Sammlungsbewegung „Aufstehen“ rund um die Linksfraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht erhält starken Zulauf. „Wir sind mit dem Echo auf den Start im Internet sehr zufrieden. Wir hatten Montag mittag schon 36.000 Anmeldungen. Das ist mehr als wir erwartet hatten“, sagte der saarländische Linksfraktionschef und frühere Parteichef Oskar Lafontaine der Rheinischen Post.
Die Kritik aus der SPD, deren Vorsitzender er war, wies Lafontaine zurück: „Die Aussagen einzelner SPD-Politiker, es gebe schon eine große Sammlungsbewegung, das sei die SPD, zeigen das Ausmaß der Selbsttäuschung. Eine Partei, die in den letzten Jahren zehn Millionen Wähler und 500.000 Mitglieder verloren hat, ist alles, nur keine Sammlungsbewegung.“
Vereint tritt bislang nur im Internet auf
Lafontaine wolle zusammen mit seiner Ehefrau Wagenknecht keine Partei gründen, viel mehr sei „Aufstehen“eine überparteiliche Bewegung. „Aus der Friedens-, Frauen- und Dritte-Welt-Bewegung sind auch keine Parteien entstanden und trotzdem haben sie die Gesellschaft verändert.“
Bislang tritt das Bündnis als „Aufstehen Trägerverein Sammlungsbewegung e.V.“ mit einer Webseite und auf mehreren Social-Media-Kanälen auf. Auf der am Sonnabend veröffentlichten Internetpräsenz aufstehen.de gibt es allerdings keinen Hinweis auf die Initiatoren der Initiative, die vor allem aus der Linkspartei stammen. Als Adresse ist eine Berliner Anwaltskanzlei angegeben.
Stegner: „Egotrip notorischer Separatisten“
SPD-Politiker hatten „Aufstehen“ zuvor scharf kritisiert. „Sogenannte Sammlungsbewegungen sind keine überzeugende Antwort. Schon gar nicht, wenn sie eher dem Egotrip notorischer Separatisten entspringen“, sagte etwa der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner der Berliner Morgenpost.
Auch die Grünen äußerten sich skeptisch. Während die frühere Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer die Bewegung unterstützt, sagte Grünen-Chefin Annalena Baerbock im ZDF-Sommerinterview, ihr sei nicht klar, was Wagenknecht wolle. „Ich habe bisher Sahra Wagenknecht so verstanden, daß sie keinen Bock hat, irgendwie in Regierungsverantwortung zu gehen.“
Es sei aber klar, daß man in Zeiten eines angeblichen Rechtsrucks in Deutschland und in Europa „eine progressive Mehrheit in der Gesellschaft, auch links der Mitte“ brauche, um Veränderungen zu bewirken. (ls)