Es war der große Auftritt der Kleinen: Am Mittwoch abend traten Bundestagskandidaten von AfD, FDP, Grünen und Linkspartei im Privatsender Sat1 zum TV-Duell an. Das Format mit dem Titel „Wahl 2017 – Die zehn wichtigsten Fragen der Deutschen“ sah vor, daß ausgesuchte Bürger ihre Fragen an die vier Kandidaten stellen durften.
So auch Dana Lützkendorf. Moderator Claus Strunz stellte die junge Frau als Intensivkrankenschwester vor, die sich von der Politik alleingelassen fühle und mehr Unterstützung für Pflegepersonal fordere. In einem kurzen Clip wurde die Berlinerin dem Zuschauer als gewöhnliche Charité-Mitarbeiterin präsentiert.
Ihre Frage an die Politiker lautete: „Wie gewährleisten Sie die Finanzierung des Gesundheitswesens.“ Nachdem die vier Kandidaten je 30 Sekunden Zeit hatten zu antworten, wurden sie auch gleich von Lützkendorf bewertet. Sie durfte, so wie alle vorherigen Gäste auch, einem Kandidaten ihre Stimme anvertrauen.
„Persönliche Erfahrungen“
Ihre Wahl fiel auf Katja Kipping, Co-Vorsitzende der Linkspartei. Der Grund: „Das sind durchaus auch persönliche Erfahrungen.“ Es gäbe Politiker, die hinter ihren Forderungen stünden und sie unterstützten. „Und da haben wir sehr gute Erfahrungen mit der Linken gemacht, mit den anderen eher schlechtere.“
Diese Erfahrungen hatte sie auch privat gesammelt. Denn Lützkendorf ist nicht nur Krankenschwester und „Landesfachbereichsvorstandsvorsitzende“ der Gewerkschaft Verdi, sondern auch Mitglied der Linkspartei in Berlin Friedrichshain-Kreuzberg.
Mehrfach trat Lützkendorf auf Veranstaltungen ihrer Partei zum Thema Pflege und Gesundheit auf. Beispielsweise sprach sie im März 2016 auf einer Pressekonferenz zum Start der „bundesweiten Aktionsphase Mehr Personal für Bildung, Pflege und Gesundheit“ zusammen mit Linken-Chef Bernd Riexinger. Regelmäßig kommt sie in Parteizeitungen zu Wort.
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Doch von all dem erfuhr der Sat1-Zuschauer am Mittwoch abend nichts. Ihm wurde suggeriert, bei Lützkendorf handele es sich um eine gewöhnliche Krankenschwester, die um die Arbeitsverhältnisse in ihrer Branche besorgt ist.
Strunz räumte auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT ein, ihm und seinem Team sei „ein Fehler unterlaufen“. Daß Lützkendorf Mitglied der Linkspartei ist, habe man nicht kenntlich machen können, „weil uns die Information aufgrund einer lückenhaften Recherche nicht bekannt war“. Er bitte seine Zuschauer und die Bundestagskandidaten in der Sendung um Entschuldigung für die „bedauerliche Recherche-Panne“.