HANNOVER. Der Bundespolizei ist am Dienstag ein Schlag gegen ein deutsches Schleusernetzwerk gelungen. In den frühen Morgenstunden verhaftete die Spezialeinheit GSG9 bei Hannover einen Iraner und einen Deutschen, teilte die Bundespolizei Dienstag nachmittag mit.
Den beiden Hauptverdächtigen wird das „gewerbs- und bandenmäßige Einschleusen von Ausländern sowie die gewerbsmäßige Verleitung zur mißbräuchlichen Asylantragstellung“ vorgeworfen.
Zudem durchsuchten die Einsatzkräfte 22 Wohnungen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Berlin, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern. Zu den möglichen Mittätern zählen die Ehefrau und die Mutter des Iraners sowie ein 30 Jahre alter Mitarbeiter der iranischen Botschaft und ein Rechtsanwalt.
Hundertprozentige Garantie für den dauerhaften Aufenthalt
Der 37 Jahre alte Iraner soll unter anderem einen Facebook-Account betrieben haben, auf dem er mit hundertprozentiger Garantie für den dauerhaften Aufenthalt und anschließender Betreuung in Deutschland oder anderen EU-Ländern warb. Das könne er durch ein Netzwerk von Urkundenfälschern, Dolmetschern und Rechtsanwälten garantieren.
Laut Polizei seien auf diese Weise bereits mehrere Iraner nach Deutschland geschleust worden. Je nach Herkunft des erschlichenen Visums sollen die Verdächtigen vier bis fünfstellige Beträge verlangt haben. Der als Dolmetscher tätige Deutsche habe die weitere Betreuung übernommen.
Illegale Einwanderer lernten Bibel-Gleichnisse auswendig
Er soll die Ausländer gegen sofortige Barzahlung auf Anhörungsgespräche beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge vorbereitet haben und diese gezielt zur Schilderung erfundener Flucht- und Verfolgungsgeschichten angeleitet haben. In den meisten Fällen seien die illegalen Einwanderer „intensiv geschult“ worden, sich als konvertierte Christen auszugeben, denen bei einer Abschiebung Verfolgung in ihrem Heimatstaat drohte. Dafür ließen sie sich Gottesdienstbesuche bestätigen und lernten biblische Gleichnisse auswendig.
Bei den Razzien stellte die Polizei zwei Gasschreckschußpistolen, zahlreiche Laptops, Handys, unterschiedliche Datenträger, gefälschte Dokumente und Schulungsunterlagen in persischer Schrift sicher. Die Ermittlungen in dem Fall laufen seit März 2016. (ls)