BERLIN. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Spekulationen angeheizt, nach ihrer Amtszeit eine Führungsposition in der Europäischen Union zu übernehmen. „Viele machen sich Sorgen um Europa, auch ich. Daraus entsteht bei mir ein nochmal gesteigertes Gefühl der Verantwortung, mich gemeinsam mit anderen um das Schicksal dieses Europas zu kümmern“, sagte sie der Süddeutschen Zeitung.
Bereits im April hatte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker geäußert, er halte Merkel für „hoch qualifiziert“ für eine Führungsrolle auf europäischer Ebene. „Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, daß Angela Merkel in der Versenkung verschwindet. Sie ist nicht nur eine Respektsperson, sondern ein liebenswertes Gesamtkunstwerk.“
Noch am Montag hatte Merkel während eines Bürgerdialogs betont, sie wolle nach ihrer Amtszeit kein politisches Amt mehr ausüben. Man solle gehen, bevor „einen keiner mehr sehen möchte“, sagte sie laut Welt.
Kanzlerin verteidigt ihre Migrationspolitik
Die Christdemokratin unterstrich ihr gutes Verhältnis zum französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Zwar gebe es Mentalitätsunterschiede, trotzdem stimmten Deutschland und Frankreich „in den großen Linien natürlich“ überein. Man leiste gemeinsam viel für Europa.
Mit Blick auf die Europawahl und einer eventuellen Aufnahme der migrationskritischen italienischen Partei Lega in die EVP-Fraktion erteilte die Kanzlerin Lega-Chef Matteo Salvini eine Absage. Dieser hatte unlängst diese Überlegung geäußert.
Zugleich verteidigte Merkel erneut ihre Migrationspolitik. „Hätten wir in der Flüchtlingskrise nicht oder ganz anders gehandelt, hätte das meiner Meinung nach sehr viel schlimmere Folgen als manche Probleme heute gehabt. Wenn weltweit knapp 70 Millionen Menschen auf der Flucht sind, dann war es nachvollziehbar, daß sich Europa mit gut einer Million davon befassen muß.“ Sie könne gesellschaftliche Kontroversen über das Thema nachvollziehen, aber die müßten dann eben ausgetragen werden. (ag)