STOCKHOLM. Die schwedische Radio-Moderatorin Emma Knyckare hat angekündigt, im Sommer 2018 ein Musik-Festival nur für Frauen, Transsexuelle und sogenannte Nicht-Binäre auszurichten. Eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne garantiere die Grundfinanzierung für Sicherheitspersonal, Künstler und Standortmiete. Bisher sammelte das Projekt rund 55.000 Euro von über 3.000 Unterstützern ein, heißt es in einer Erklärung der Kampagne.
Ziel des Festivals seien mindestens 10.000 Besucher. Man wolle eine sichere Veranstaltung – ohne Männer. „Nicht alle Männer sind Vergewaltiger, aber fast alle Vergewaltigungen werden von Männern verübt. Das Festival ist nicht die Lösung, aber eine Reaktion auf das Problem“, sagte Knyckare in der schwedischen Ausgabe von The Local.
Bråvalla–Festival 2018 abgesagt
Auslöser sind die sexuellen Übergriffe auf Frauen in den vergangenen Jahren. Bei Musikfestivals in Stockholm hatte es im August 2014 und 2015 Dutzende Anzeigen wegen sexueller Übergriffe gegeben, zwei Vergewaltigungen wurden zur Anzeige gebracht. Unter Verdacht stand eine Gruppe von rund 50 jungen Asylbewerbern aus Afghanistan.
Auf dem „Party in the Park“–Festival in Karlstad wurden mindestens 35 Mädchen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren sexuell genötigt. Bei den Tätern handelte es sich laut Polizei um junge Einwanderer.
Beim diesjährigen Bråvalla–Festival in Schweden, das zu einem der größten des Landes zählt, sollen vier Frauen vergewaltigt worden sein. Außerdem gingen 23 Anzeigen wegen sexueller Belästigung bei der Polizei ein. Die Organisatoren entschieden sich, das Festival für 2018 abzusagen. „Bestimmte Männer können sich einfach nicht benehmen. Es ist eine Schande“, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP.
Die Veranstalter hatten mit dem Festival laut Aftonbladet Verluste in Höhe von mehreren Millionen schwedischen Kronen gemacht. Der Marketingchef wies dies als Begründung für eine Absage aber zurück. „Es geht nicht um Finanzen“, betonte er im Gespräch mit dem Sender Radio Sweden.
„Safe Spaces“ auf englischen Festivals
Auch in England hatte es in der Vergangenheit ähnliche Probleme gegeben. Im Mai lancierten über 25 Musikfestivals in Großbritannien eine Kampagne für Null-Toleranz gegen sexuelle Übergriffe. Das Glastonbury–Festival richtete 2016 einen Ort nur für Frauen ein. „Wir glauben, daß Zonen, in denen nur Frauen erlaubt sind, notwendig sind, in einer Welt die nach wie vor maßgeblich von Männern für Männer gemacht und gestaltet wird“, sagten die Organisatoren im Guardian. (ha)