PHNOM PENH. Ein Sondergericht hat in Kambodscha die beiden letzten lebenden Führer der Roten Khmer zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Unter anderem wurden dem Propagandachef Nuon Chea und dem Staatschef Khieu Samphan die Vertreibung von zwei Millionen Kambodschanern nach der Machtübernahme 1975 zur Last gelegt. Beide hatten bis zum Schluß bestritten, von den Greultaten der Roten Khmer gewußt zu haben, der schätzungsweise zwei Millionen Kambodschaner zum Opfer fielen.
Chea war als Bruder Nummer Zwei nach Pol Pot hauptverantwortlich für den kommunistischen Terror, mit dem die „Klassenlose Gesellschaft“ erzwungen werden sollte. Bis 1979, als vietnamesische Truppen die Rote Khmer vertrieben, hatte durch das Gesellschaftsexperiment jeder vierte Kambodschaner sein Leben verloren. Bruder Nummer Eins Pol Pot wurde erst 1997 entmachtet und starb ein Jahr später unter ungeklärten Umständen. Im gleichen Jahr ergaben sich die letzten Khmer-Kämpfer.
Noch nicht der letzte Auftritt vor Gericht
Der langwierige Prozeß war erst der zweite des Sondergerichtes. In einem ersten Verfahren wurde 2010 der einstige Leiter des Vernichtungslagers S21 zu 35 Jahren Haft verurteilt. Nach Protesten wurde das Strafmaß für Kaing Guek Eav, genannt „Duch“, ein Jahr später auf lebenslänglich erhöht. Duch wurde für rund 16.000 Tote des berüchtigten Foltergefängnisses verantwortlich gemacht.
Für Chea und Samphan dürfte es noch nicht der letzte Auftritt vor Gericht gewesen sein. In einem weiteren Verfahren wird ihnen nun die Ausrottung der vietnamesischen Minderheit vorgeworfen. Das Tribunal, welches sich aus kambodschanischen Richtern und Juristen der Vereinten Nationen zusammensetzt, hatte den Prozeß in Einzelverfahren aufgeteilt, um möglichst zügig zu ersten Urteilen zu kommen. (FA)