MÜNSTER. Der Gebührenverweigerer Georg Thiel hat seinen Kampf gegen den Rundfunkbeitrag verteidigt. „Ich kämpfe für arme Leute“, sagte der 54jährige der Welt. Seit dem 25. Februar sitzt Thiel in der JVA Münster in Erzwingungshaft, seit Ende Mai befindet er sich im Hungerstreik. „Das ist es mir wert“, verdeutlicht der gebürtige Pole.
Sein Jahreseinkommen liege bei rund 14.000 Euro. Er habe ein sogenanntes P-Konto, das einen Pfändungsschutz von 1.178,59 Euro monatlich biete. „Ich achte darauf, daß ich nicht mehr verdiene“, erzählte der Techniker. Einen Fernseher oder ein Radio habe er nicht. Seit 2013 müssen jedoch fast jeder Haushalt und jeder Betrieb die Gebühr entrichten.
Weil Thiel nicht zahlte und sich überdies weigerte, seine Vermögensverhältnisse offenzulegen, mußte er in Erzwingungshaft. Diese wurde von drei Gerichten als verhältnismäßig eingestuft, weil der Inhaftierte entlassen würde, wenn er Auskünfte über sein Vermögen gäbe. Dies wäre jedoch die Grundlage für eine Pfändung.
WDR nennt Erzwingungshaft „bedauerlich“
Für die Haftkosten muß der WDR aufkommen, weil er als Landesrundfunkanstalt verantwortlich für Thiel ist. Der WDR bezeichnete Erzwingungshaft für die verweigerte Zahlung von Rundfunkgebühren als „bedauerlich“. Zu solchen Maßnahmen komme es nur in „absoluten Ausnahmefällen“. Zum konkreten Fall Thiel wollte sich der WDR auf Welt-Nachfrage nicht äußern.
Um den 54jährigen hatte sich in den vergangenen Monaten ein Unterstützerumfeld gebildet. Regelmäßig machen Kritiker der Zwangsgebühren in sozialen Medien mit Schlagworten wie #FreeGeorgThiel auf ihn aufmerksam. So auch nach der Sendung „Domian live“ am vorvergangenen Freitag. Dort hatte ein Anrufer über Thiel sprechen wollen. Moderator Jürgen Domian warf den Gesprächspartner allerdings aus der Leitung, weil dieser in dem Vorgespräch angegeben habe, er wolle über das Rücktrittsangebot von Reinhard Kardinal Marx sprechen.
Kritik an „Domian live“-Sendung
Kritiker warfen dem WDR, der für die Sendung verantwortlich ist, vor, den Fall Thiel und das Thema Rundfunkgebühr nicht zuzulassen. Eine WDR-Sprecherin sagte dazu auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT: „Grundsätzlich können die Anrufer*innen in der Sendung ‘Domian live’ alle Themen einbringen, auch das Thema Rundfunkbeitrag.“ Allerdings sei die „Glaubwürdigkeit der Geschichten“ ein wichtiges Kriterium.
„Im konkreten Fall hatte der Anrufer schriftlich und in zwei Vorgesprächen angegeben, über das Rücktrittsangebot von Kardinal Marx sprechen zu wollen. Als Jürgen Domian während der Sendung von der Redaktion erfuhr, wie sich der Anrufer den Weg in die Sendung erschlichen und damit sein Vertrauen gebrochen hat, entschied er sich, das Gespräch zu beenden.“ Unter dem Namen, den der Anrufer angegeben hatte, seien bis zu der Sendung am Freitag keine Anrufer oder E-Mails eingegangen. Der Mann hatte in der Sendung behauptet, er habe das Thema bereits mehrfach ansprechen wollen, sei aber nie durchgekommen. (ls)