Daniel Zöllner, Jahrgang 1985, Philosoph, Literaturwissenschaftler und freier Autor legt mit seinem Buch „Mut zur Tugend“ ein Vademecum vor, das dem Leser Halt, Stärkung und Ermutigung schenken und ihn gegen das Gefühl der Sinnlosigkeit immunisieren soll. Aber kann man im 21. Jahrhundert überhaupt noch von Tugend sprechen, einem Begriff, der in der Zeit einer alles beherrschenden Dekadenz, des Hedonismus und der „Diktatur des Relativismus“ (Benedikt XVI.) für viele Menschen kaum noch eine Bedeutung hat?
Der Autor bejaht diese Frage, denn gerade wegen der Unzeitgemäßheit des Begriffs müsse man alles tun, um die Tugenden wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Tugend sei genau das, was den guten Menschen vom infantilen, oberflächlichen „Gutmenschen“ unterscheide, da sie christlich-abendländische Lebensweisheiten vermittle, die heute notwendiger denn je seien. Auf der Basis von Josef Piepers Werken sucht er daher eine auf dem christlichen Glauben und dem Naturrecht basierende vernunftgemäße Alternative zur psychologisierenden Lebenshilfe-Literatur, die in aller Regel weder philosophischen noch theologischen Ansprüchen genügt.

Es gibt durchaus Anlaß zur Verzweiflung
Das Buch eröffnet mit den sieben Haupttugenden: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maß, Glaube, Hoffnung und Liebe. Als negatives Gegenbild folgt sodann die Darstellung der sieben Hauptsünden: Hochmut, Neid, Habgier, Zorn, Trägheit, Wollust und Völlerei.
Die darauffolgenden Essays fragen nach der Möglichkeit des Glaubens und der Erfahrung des Heiligen in der Gegenwart und befassen sich mit der Thematik des Urvertrauens in einer entsakralisierten Gesellschaft, die mit dem Terminus „Reich der Lüge“ zutreffend beschrieben wird. Denn tatsächlich mißbrauchen politische Propaganda und der schändliche Kult der Werbung unsere Sprache, die im Grunde der Wahrheit dienen sollte, aber angesichts eines am Horizont aufziehenden drohenden Totalitarismus durchaus Anlaß zur Verzweiflung gibt.
So wie die Konsum- und Massengesellschaft versucht, der Erotik durch Kommerzialisierung, Liberalisierung und Banalisierung einer angeblich „befreiten“ Sexualität zu entfliehen, so führen auch die hochtrabenden Selbstverwirklichungspläne des Menschen als „gefährlicher Sog der Selbstzerstörung“ in den dunklen Untergrund des Chaos. Gegen die auf breiter Front an die Stelle der Kardinaltugenden getretene „Tyrannei der Werte“ (Carl Schmitt) mit dem „Gutmenschen“ als Perversion des guten Menschen in der Hauptrolle setzt Zöllner auf die Tradition abendländischen Denkens, die auch die christliche Hoffnung mit einschließt, daß das Böse nicht das letzte Wort haben und siegen wird.