BERLIN. Die Eröffnung eines Asylbewerberheims mit 650 Migranten in dieser Woche sorgt selbst im linken Berliner Stadtteil Friedrichshain für Aufregung. Denn genau gegenüber, in der Nähe der weltbekannten Eastside-Gallery, liegt ein Club für Schwule und Lesben. Die Gegend gilt als Partymeile auch für queere Personen.
Die Betreiberin von „Die Busche“, Carla Pahlau, hat aufgrund des riesigen Asylheims nun Angst um ihr Publikum und wird in die rechte Ecke gestellt. Bei der Bundestagswahl hatten die Grünen dort das Direktmandat mit 37,9 Prozent der Stimmen gewonnen. Es folgten Linke und SPD mit zusammen 35,1 Prozent.
Schwulenfeindlichkeit durch Asylheim?
„Es ist nun mal eine Tatsache“, sagte Pahlau der Welt, „daß sich das Heim unmittelbar an einer Partymeile befindet, auf der neben jungen Frauen auch Transgender und viele andere Menschen aus der queeren Szene unterwegs sind.“ Man müsse sich „doch nichts vormachen und realitätsfremd sein“. Die Club-Betreiberin: „Flüchtlinge mit syrischem, afghanischem oder türkischem Hintergrund kommen aus einer Gegend, in der Schwulsein überhaupt keine Akzeptanz findet.“
Sie stellte klar, „nichts gegen Geflüchtete“ zu haben, und sie lasse sich „auf keinen Fall in eine rechtsradikale Ecke schieben“. Doch genau das geschieht offenbar. Auf die Einwände, jeder müsse „Akzeptanz und Toleranz“ gegenüber Migranten und Asylheimen zeigen, entgegnete sie: „Letztlich bin ich für die Sicherheit meines Ladens, meiner Angestellten und meiner Gäste verantwortlich – nicht für Integration.“
„Manche Dinge darf man nicht mehr ansprechen“
Es sei eine „traurige Entwicklung, daß man manche Dinge nicht mehr ansprechen darf“. Sie habe das „Gefühl, immer wenn man etwas in der Gesellschaft sagt, was nicht dem Mainstream angehört, wird man sehr schnell in eine Ecke gesteckt“. Viele Gewerbetreibende aus ihrer Nachbarschaft ermunterten sie, „daß ich weiter für meine Position einstehen soll, haben aber selbst davor Angst, daß ihre Namen mit rechtsradikalen Tendenzen in Verbindung gebracht werden“.
Sie wirft der Berliner Politik vor, das geplante Asylheim lange vor den Geschäftsleuten verheimlicht zu haben. Bereits seit Februar stehe dies fest, habe sie bei der Akteneinsicht beim Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten festgestellt. Mit einem Protestbrief hat sie sich inzwischen an den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) gewandt.
Denn erst Mitte August habe sie einen Flyer im Briefkasten gehabt, der einen Tag später zum „Tag der offenen Tür“ in dem noch leeren früheren Hostel einlud. Pahlau: „Warum hat man sich dann nicht einfach mit allen Gewerbetreibenden an einen Tisch gesetzt und uns gefragt, wie wir dazu stehen? Dann hätten wir über unsere Ängste sprechen können.“ (fh)