KARLSRUHE. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) hat davor gewarnt, sich in der Karlsruher Helios-Klinik in Behandlung zu begeben. Zuvor hatte ein dort angestellter Herzchirurg einen Beitrag auf Twitter verfaßt, in dem er Homo- und Transsexualität als Krankheiten bezeichnete, berichteten die Badischen Neuesten Nachrichten. Die Äußerungen des Arztes seien „verstörend und inakzeptabel“, sagte LSVD-Vorstandsmitglied Axel Hochrein dem Blatt. „Es ist zutiefst verunsichernd, daß LSBTI nicht erwarten können, von ihm diskriminierungsfrei und professionell behandelt zu werden.“
Zudem warf der Verband dem türkischstämmigen Mann vor, gegen medizinethische Grundsätze des Weltärztebundes und die Berufsordnung der Bundesärztekammer zu verstoßen, in denen ein „Diskriminierungsverbot aufgrund der sexuellen Orientierung“ vorgeschrieben sei.
Klinik: „Diversität und Inklusion sind uns wichtig“
Dem Bericht zufolge arbeitete der Chirurg bereits seit zwanzig Jahren an der Helios-Klinik. Eine Sprecherin der Einrichtung teilte mit, der als Kollege anerkannte Mann sei vorerst beurlaubt worden, der Fall werde geprüft. Der in türkischer Sprache geschriebene Twitter-Beitrag, der innerhalb eines Tages über 50.000 „Gefällt-mir“-Angaben bekam, wurde inzwischen gelöscht. Das Krankenhaus stellte in dem sozialen Medium klar: „Diversität und Inklusion sind uns sehr wichtig. Die fraglichen Äußerungen stimmen keineswegs mit den Handlungssätzen bei Helios überein.“
(1/2) Liebe Community, als Unternehmen fördern wir die Vielfalt unserer Mitarbeiter. Diversität und Inklusion sind uns sehr wichtig. Die fraglichen Äußerungen stimmen keineswegs mit den Handlungsgrundsätzen bei Helios überein.
— Helios Gesundheit (@Helios_Kliniken) April 28, 2020
In Istanbul hatte am vergangenen Freitag der Chef der Religionsbehörde Diyanet, Ali Erbas, laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland zum Anfang des Ramadan gepredigt, Homosexualität bringe Krankheiten mit sich und ließe Generationen „verrotten“. Zudem kritisierte der Imam Ehebruch und das Leben in wilder Ehe. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan stellte sich hinter Erbas und erklärte, die Aussagen seien nur für Moslems bindend. Für Angehörige anderer Religionen oder Atheisten stelle dies nur eine Meinung dar.
Ali Erbas ist zugleich der Vorsteher von vielen Imamen in Deutschland, die dem DITIB-Verband unterstehen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) strich 1990 Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten, Transsexualität definierte die Organisation im vergangenen Jahr als „Zustand sexueller Gesundheit“. (hr)