HAMBURG. Bis zum Ende ihrer Kanzlerschaft war Angela Merkel (CDU) unantastbar. Schon der Ruf „Merkel muß weg“ galt als rechtsextrem. Medien und Kultur verehrten die Regierungschefin wie zuvor höchstens ihren Vorgänger Willy Brandt (SPD).
Doch nun mehren sich die kritischen Stimmen. Eine davon gehört Herbert Grönemeyer. Der Sänger, von dem bisher nichts als regierungstreue Äußerungen zu vernehmen waren, will zwei Mal von Merkel ins Kanzleramt eingeladen worden sein. Doch beide Bitten habe er abgelehnt.
Grönemeyer: Merkel fehlte Offenheit für Kritik
Der 66jährige Sänger sagte dem Stern: „In ihrer fehlenden Offenheit für Kritik wirkte sie auch fast autokratisch – Frau Merkel mochte Widerworte anscheinend nicht gern.“ Die anderthalb Jahre nach ihrer Amtszeit erstmals geäußerte Kritik hat offenbar mit ihrer im Nachhinein für Grönemeyer fatalen Rußland-Politik zu tun.
Der Künstler, der sowohl die Migrations- als auch die rigide Corona-Politik der Altkanzlerin unterstützte, sagte, er habe Merkels Verhältnis zu Präsident Wladimir Putin bis heute nicht verstanden. Es sei ihm ein Rätsel, warum die frühere Regierungschefin, die doch sonst wie kaum eine andere die Männer in der Politik durchschaut habe, sich in Putin so getäuscht habe.
Auch an Merkels Nachfolger übt Grönemeyer Kritik. „Ich finde die Kommunikation von Herrn Scholz insgesamt dramatisch schlecht.“ Der Sänger befürwortet darüber hinaus Waffenlieferungen an die Ukraine: „Wer angegriffen wird, der muß sich verteidigen dürfen.“ (fh)