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Berliner Stadtschloß: Hier wird gebaut

Berliner Stadtschloß: Hier wird gebaut

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Berliner_Schloss_Panorama
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Berliner Stadtschloß
 

Hier wird gebaut

Wenn Bundespräsident Joachim Gauck im Beisein des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, heute mit dem Hammer symbolisch auf den Grundstein schlägt, findet auch eine jahrzehntelange, verbissene Diskussion um das Für und Wider des Berliner Schlosses ihr Ende.
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Simulation des Berliner Stadtschlosses: „2019 wird abgeliefert, was heute bestellt wurde“ Foto: Wikimedia/eldaco mit CC-Lizenz https://tinyurl.com/3hth25

Langsam wird die Weiße Frau ungeduldig. Seit 1950 ist sie nun schon obdachlos. Damals ließ das SED-Regime unter Walter Ulbricht das Berliner Stadtschloß, in dem die leichenblasse Dame jahrhundertelang gespukt hatte, dem Erdboden gleichmachen. Lediglich einige Kellerreste überdauerten die Zeit unter dem Asphalt. Aber dort zu hausen war nun wirklich nicht standesgemäß für eine Frau von Adel.

Doch für das Hausegespenst der Hohenzollern brechen jetzt bessere Zeiten an: An diesem Mittwoch wird in der Mitte der Hauptstadt der Grundstein für den Wiederaufbau des Stadtschlosses gelegt. Wenn Bundespräsident Joachim Gauck als Schirmherr der Schloßbaustiftung im Beisein des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), mit dem Hammer symbolisch auf den Grundstein schlägt, findet auch eine jahrzehntelange, verbissen geführte Diskussion um das Für und Wider einer Rekonstruktion des imposanten Barockbaues ihr Ende.

„Ort der Weltkulturen“ oder doch Alte Meister?

In den kommenden Jahren entsteht  nach den Plänen des italienischen Architekten Francesco Stella in der äußeren Gestalt des Stadtschlossses das Humboldt-Forum. Künftig sollen hier die Bestände des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst gezeigt werden, die Stiftung Berliner Schloß – Humboldt-Forum verspricht einen „Ort der Weltkulturen“. Kritiker hätten in dem Schloß allerdings lieber die Berliner Gemäldegalerie mit ihren Alten Meistern gesehen.

Verläuft alles nach Plan, wird das Humboldt-Forum Mitte 2019 eröffnet. Bereits 2015 soll der Rohbau stehen. Ein Blick auf den Berliner Flughafen BER, das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 oder die Hamburger Elbphilharmonie zeigt allerdings, daß auf deutschen Großbaustellen heutzutage selten etwas so läuft wie es geplant wurde. Dies gilt auch und gerade für die Kosten. Für den Wiederaufbau des Stadtschlosses wird bislang mit 590 Millionen Euro kalkuliert. Davon trägt der Bund 478 Millionen, das Land Berlin, das in dem Gebäude seine Zentral- und Landesbibliothek unterbringen will, beteiligt sich mit 32 Millionen Euro.

Spendenbereitschaft steigt mit dem Baubeginn

Die verbleibenden 80 Millionen Euro, die für die Rekonstruktion der Barockfassade des Schlosses einschließlich des berühmten Schlüterhofes veranschlagt werden, müssen nach dem Willen des Bundestages durch Spenden finanziert werden. Ob dies gelingt, ist ungewiß. Kritiker verweisen darauf, daß die Spendenbereitschaft bislang noch äußerst bescheiden ist. Dagegen gibt sich der Förderverein Berliner Schloß, der die Spenden einwirbt, optimistisch. Bis Ende Mai hatte der Verein nach eigenen Angaben gut 26 Millionen Euro eingenommen.

Der Geschäftsführer des Vereins, Wilhelm von Boddien, der durch sein jahrelanges öffentlichkeiswirksames Werben für die Rekonstruktion des Stadtschlosses den Bau des Humboldt-Forums überhaupt erst möglich machte, hat zudem stets beteuert, daß die Spendenbereitschaft mit dem Baubeginn kräftig steigen werde. Für diesen Optimismus gibt es einen guten Grund: Erst im März fand sich ein anonymer Spender, der einen Betrag zwischen fünf und neun Millionen Euro bereitstellte, um die baulichen Voraussetzungen dafür zu finanzieren, daß auch die Schloßkuppel in ihrer historischen Gestalt wiederaufgebaut werden kann.

„2019 wird abgeliefert, was heute bestellt wurde“

Auch an einen Zeitverzug beim Bau glaubt von Boddien nicht. „Beim Schloß wird es anders sein“, sagt er mit Blick auf Verzögerungen bei anderen Großprojekten. „Die Pläne wurden in drei Jahren sorgfältig entwickelt und mit den Nutzern bis ins Detail abgestimmt. Sie werden nicht mehr geändert“, begründet von Boddien seinen Optimismus. „2019 wird also genau abgeliefert, was heute bestellt wurde.“ Gebaut wird auf dem Gelände bereits seit dem vergangenen Jahr, als die Vorbereitungen für den Bau der U-Bahnlinie 5 begannen, die künftig auf ihrem Weg vom Hauptbahnhof zum Alexanderplatz unter dem Schloß hindurchfahren wird.

Hierfür und für das Betonfundament des Schloßneubaus, das im Sommer gegossen werden soll, wurden in den vergangenen Monaten Tausende Baumstämme aus dem sumpfigen Berliner Untergrund gezogen. Diese waren vor mehr als 300 Jahren in den Boden gerammt worden, als das Schloß unter Andreas Schlüter seine barocke Gestalt erhielt, die nun rekonstruiert wird.

Recycling des alten Fundamentes

Die sehr gut erhaltenen Holzpfähle, die zumeist schon mehr als einhundert Jahre alt waren, als die Bäume geschlagen wurden, wanderten übrigens nicht auf den Müll. Ende April wurden in einem Berliner Hotel rund 1.900 Eichen- und Kiefernpfähle versteigert. Nachdem sie jahrhundertelang das Berliner Schloß davor bewahrt hatten, im Sumpf zu versinken, werden sie nun zu Möbeln oder Schmuck umgearbeitet.

Ob die Weiße Frau tatsächlich wieder in das neue alte Schloß einziehen wird, um künftig zwischen afrikanischen Masken und polynesischen Einbäumen zu spuken, ist indes ungewiß. Vielleicht wäre es besser, sie bliebe verschwunden – denn ihr Erscheinen kündigte stets den Tod eines Schloßbewohners an.

JF 24/13

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