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Diversity-Tag, Sat.1-Flop und Ölembargo: Kaisers royaler Wochenrückblick

Diversity-Tag, Sat.1-Flop und Ölembargo: Kaisers royaler Wochenrückblick

Diversity-Tag, Sat.1-Flop und Ölembargo: Kaisers royaler Wochenrückblick

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Diversity-Tag, Sat.1-Flop und Ölembargo
 

Kaisers royaler Wochenrückblick

Warum Netflix die Abonnenten weglaufen, Feminismus im Fernsehen einen schlechten Stand hat und wie der Krieg plötzlich zum Geburtshelfer so mancher Vernunft wird. Boris T. Kaiser blickt zurück.
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Am Dienstag war wieder Deutscher Diversity Day. Mit zahlreichen Aktionen von Unternehmen, Vereinen und öffentlichen Einrichtungen in der ganzen Bundesrepublik wurde dabei einmal mehr für noch mehr Vielfalt in der deutschen Gesellschaft geworben. Es wurden wieder mal Stadien in Regenbogenfarben beleuchtet, Flaggen gehißt, Sondersendungen ausgestrahlt und viele bunte Partys gefeiert. Dem einfachen Volk scheint angesichts so viel aufindoktrinierter Vielfältigkeit allerdings so langsam die Puste auszugehen. Nicht wenige hätten, so sieht es aus, zumindest in ihrer Freizeit gerne einfach mal ihre Ruhe von ihren omnipräsenten ideologischen Erziehern.

Das bekommt auch immer häufiger der betont woke Internet-Streaming-Dienst Netflix zu spüren, dem, nach einem jahrelangen schier beispiellosen Triumphzug, gerade reihenweise die Abonnenten wegbrechen. Dies mag sicherlich auch mit der aktuellen Wirtschaftskrise zu tun haben, in der sich die Konsumenten zweimal überlegen, wofür sie ihr sauer verdientes Geld auf den Kopf hauen. Jedoch hat sich die zunehmende Unlust der Zuschauer, an immer verqueerteren Geschichten, mit denen sie sich nicht im geringsten identifizieren können, auch schon vor der Eskalation des Ukraine-Konflikts und den Auswirkungen der Politik um das große C bemerkbar gemacht.

Feministische Ermüdungsentscheidungen

Immer häufiger gefielen die Formate, in denen es um Emanzipation, sexuelles Erwachen und die kulturelle Identität der Anderen ging, ihren Produzenten deutlich besser als dem angestrebten Publikum. So wurde zum Beispiel die Serie „Bonding“, in der sich zwei alte Highschool-Freunde, von denen einer gerade sein Coming-out als Homosexueller hatte, während die andere eine erfolgreiche Domina-Karriere gestartet hat, sich nach Jahren in New York wiederfanden, bereits 2019, wegen mangelndem Zuschauerinteresse, nach der zweiten Staffel abgesetzt. Die Macher der Serie „Dear White People“ durfte der privilegierten weißen Zuschauerschaft immerhin über vier Staffeln lang erklären, was sie im Umgang mit ihren schwarzen Mitmenschen so alles falsch macht, bevor deren Interesse an den Belehrungen offenbar so gering geworden war, daß die mächtigen Netflix-Bosse den Stecker zogen.

Als wäre das alles noch nicht schlimm genug, gibt es jetzt auch noch an der feministischen TV-Front erste Ermüdungserscheinungen. Auf Sat.1 lief in dieser Woche die neue Gesprächsreihe „Birgits starke Frauen“ an. Für die Sendung hat der Privatsender Birgit Schrowange reaktiviert. Die Dagi Bee der Generation Silver Surfer will in ihrer neuen Show mit ihren „Gästinnen“ sechs Montage lang „einzigartige Geschichten von bekannten und unbekannten Frauen“ porträtieren. In der ersten Ausgabe des feministischen Kaffeeklatsches hatte sich die Moderatorin zu diesem Zweck unter anderem Marie Schumann, Notärztin und stärkste Feuerwehrfrau Deutschlands, sowie das Werbemodel und Popsternchen, Mandy Capristo, eingeladen. Gemeinsam sollten Frauen Mut machen, sich gegen die „gläserner Decke“, „Gender Pay Cap“ und vor allem Männer stärker durchzusetzen.

MeToo am Ende?

Einziges Problem: Die wollten die erlösenden Worte ihrer feministischen Oberschwestern gar nicht hören. Die Premiere der Sendung war ein gigantischer Flop. Gerade mal 0,49 Millionen Zuschauer konnte der Sender damit erreichen. Was einem Marktanteil von desaströsen 1,9 Prozent entsprach. In der werberelevanten Zielgruppe, der 14- bis 49jährigen schalteten sogar nur 180.000 Menschen ein. Dabei hatte Sat.1 die Sendung nicht irgendwo versteckt im Nachtprogramm oder zwischen anderen Trash-Formaten am Nachmittag versendet, sondern zur absoluten Primetime um 20.15 Uhr. Diesen prominenten Sendeplatz dürften die Damen angesichts der katastrophal schlechten Einschaltquoten allerdings bald los sein. Der Markt ist eben ein gnadenloses Chauvi-Schwein.

Überhaupt war es keine sonderlich gute Woche für den neuen woken Feminismus. So ist auch das Urteil im Medienprozeß des Jahres am Mittwoch zu Ungunsten einer Frau ausgefallen. Die Jury sah es als erwiesen an, daß das Model Amber Heard ihren Ex-Mann, den Schauspieler Johnny Depp, durch Lügen, unter anderem über angebliche häusliche Gewalt, massiv verleumdet hat. Ein absoluter Super-Gau für die fleißigen Stricklieschen am Narrativ von der toxischen Männlichkeit in Politik und Medien.

Entsprechend angesäuert fielen auch einige der Kommentare zu dem Gerichtsurteil aus. Der Prozeß habe „häusliche Gewalt verharmlost – und Frauenfeindlichkeit propagiert“, meint Chloe Laws, von der Glitzer-Frauenzeitschrift Glamour und versucht in ihrem Artikel aufzuzeigen, wie der „Prozeß von Frauenhassern instrumentalisiert“ worden sei. Auch auf Twitter wüteten viele angefressene Feministinnen gegen die „sexistische Jury“, die es gewagt hatte, gegen die ersten beiden Regeln der matriarchalen Gerechtigkeit zu verstoßen, die da heißen: 1.) „Die Frau ist immer im Recht“ und 2.) „Sollte die Frau einmal im Unrecht sein, tritt Regel Nummer 1. in Kraft.

Krieg als Geburtshelfer so mancher Vernunft

Manchmal beißen sich die Realität und das eigene Moralempfinden eben gehörig gegenseitig in den Hintern. Das gilt nicht nur für emotional aufgeladene Hollywood-Prozesse, sondern auch für die große Politik. Sachsen, Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt sahen sich, im Zuge des vom Bundestags in dieser Woche beschlossen Ölembargos gegen Rußland, bei allem Verständnis für die Entscheidung – und allen Solidaritätsbekundungen gegenüber der Ukraine – dazu gezwungen, darauf hinzuweisen, daß der Beschluss des Parlaments, der über die Verständigung innerhalb der Europäischen Union hinausginge, erhebliche Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit Ostdeutschlands haben könne.

Die Länderchefs fordern deshalb von der Bundesregierung, „daß im Vorfeld der Umsetzung des Öl-Embargos Maßnahmen getroffen werden, die eine vollumfängliche Versorgung der Raffinerien in Leuna und Schwedt mit anderweitigem Rohöl sicherstellen und somit die Versorgungssicherheit (Ost-)Deutschlands mit Kraftstoffen zu jeder Zeit zu gewährleisten“. So viel Rationalität war man von der Politik gar nicht mehr gewohnt. Sie scheint jedoch immer mehr um sich zu greifen. In der CDU hat man inzwischen offenbar sogar begriffen, daß der Strom doch nicht einfach aus der Steckdose kommt. Deshalb will die Union nun, man höre und staune, den von ihr selbst beschlossenen Atomausstieg verschieben.

Was so ein bewaffneter Konflikt vor der eigenen Haustür doch so alles bewirken kann. Zwar streiten sich die Experten noch, ob der Krieg wirklich „der Vater aller Dinge“ ist, wie es Heraklit einst verkündete, in jedem Fall scheint er aber der Geburtshelfer so einiger Vernunft zu sein.

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
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