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Von den Zensoren – zweiter Teil

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Fangen wir einfach einmal mit „Zigeuner“ an. Warum eigentlich unsere Sprache von diesem Begriff säubern? Ich sage „Zigeuner“, und jeder weiß doch, wer und was damit gemeint ist. Wo ist also das Problem? Ja, genau das ist doch das Problem. Wenn ich das Wort „Zigeuner“ benutze, besitzt jeder Zuhörer sofort eine völlig konkrete und anschauliche Vorstellung: eine Gruppe von Menschen mit einem bestimmten Äußeren, mit bestimmten Verhaltensweisen und so weiter. Das aber darf nicht sein.

Denn es ist die Überzeugung des politisch Korrekten, daß die Vorstellungen der breiten Masse von rassistischen Vorurteilen verseucht seien. Ich sage „Zigeuner“ und löse daher beim Zuhörer eine Assoziationskette von Erinnerungen aus, die irgendwie, wenn schon nicht direkt in die Gaskammer, so doch zu „rassistischer Hetze“ führen. Es steht uns daher nicht zu, derart konkrete Begriffe zu verwenden. Am besten wir sagen gar nichts, dann können wir auch nicht unseren latenten Rassismus ausleben.

Damit befindet sich der politisch Korrekte aber in einem Dilemma. Zwar hat er nun geschafft, daß wir, die seiner lenkenden Hand benötigende Masse, möglicherweise nicht mehr so ohne weiteres ihren Unmut über Zigeuner äußern kann. Was aber macht nun der politisch Korrekte selbst? Wie kann er seine Empörung zum Ausdruck bringen, wenn aus ganz gewiss rassistischen Motiven heraus ein Mensch belangt wird, der – nun ja – ein Zigeuner ist? Es geht nicht anders, er muß jetzt neue Begriffe erfinden.

Anschauliche Begriffe durch Abstraktionen ersetzen

Neue Begriffe muß der politisch Korrekte entwickeln, die unsere alten, mit Vorurteilen versetzen  Wörter – der moderne Dümmling von Welt nennt so etwas „rassistische Konnotationen“ – allmählich zurückdrängen und mit allerlei Ächtungen belegen. Möglichst abstrakt, vorstellungsarm sollen sie sein, damit sie beim einzelnen keine Assoziationsketten auslösen können. Im Ergebnis lösen sie dann meistens Heiterkeit aus. Mein persönlicher Lieblingsersatz für Zigeuner ist ja der „Rotationseuropäer“.

Wir hatten einen Luther, wir hatten einen Goethe. Oh du, unbekannter Veredler der deutschen Sprache, trete hervor und erkläre mir, was ein Rotationseuropäer ist. Wie rotiert er denn? Um eine Rotationsachse, oder um zwei? Hat er möglicherweise Anspruch auf die Pendlerpauschale? Und vor allem, was ist dann ein Nichtrotationseuropäer? Ein linear sich fortbewegender Europäer? Nun, dieser Begriff ist so offensichtlich lächerlich, daß er sich wohl nie durchsetzen wird.

Anders sieht es mit dem Begriff „Roma und Sinti“ aus. Alleine schon die Sperrigkeit dieses Wortungetüms sorgt dafür, daß es nur wahrhaft Berufene in den Mund nehmen. Sie allein, die erlauchte Gemeinschaft der Roma-und-Sinti-Sager, besitzt die Höhe und Reife, soziale Probleme zur Kenntnis zu nehmen, die mit Einwanderung der zahlreichen Soundso-Menschen mit ihren noch zahlreicheren Soundso-Kindern einhergehen. Doch leider, leider, schauen wir uns die Sache einmal näher an.

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