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Halbmond im Klassenzimmer

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Angesichts der demographischen Veränderungen und des Drucks islamischer Lobbygruppen ist es nicht verwunderlich, daß in vielen Kultusministerien an der Einführung von Islamunterricht gearbeitet wird. Bislang standen diesem vor allem institutionelle Probleme – die dezentrale Organisation des Islam und das Fehlen eines repräsentativen Ansprechpartners – sowie verfassungsrechtliche Bedenken im Wege.

Letztere sind allerdings im wesentlichen Machtfragen und werden gewiß in dem Maße nachlassen, in dem Muslime weiteren Einfluß gewinnen und Ministerposten besetzen; auch bei den sogenannten Islamkonferenzen saßen vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestufte Gruppen mit am Verhandlungstisch – was, nebenbei bemerkt, im Fall von national orientierten, multikulturalismuskritischen Gruppierungen, denen Rechtsextremismus vorgeworfen wird, undenkbar wäre.

Ob die in der Struktur der islamischen Religion begründete Schwierigkeit, einen verantwortlichen Träger des Schulfaches zu finden, in absehbarer Zeit bewältigt werden kann, wird sich in Hessen womöglich zeigen, wenn am 30. März das informelle Beratungsverfahren für das „Kerncurriculum für den Islamischen Religionsunterricht“ abgelaufen ist. Dieses wurde von Vertretern unterschiedlicher muslimischer Glaubensrichtungen, Verbände und Interessengruppen erarbeitet und der Öffentlichkeit am 9. Februar – unter großem Beifall der Politik – vorgelegt.

Die anspruchsvolle Tradition hessischer Schulpolitik

Als „bundesweit einmalig“ hat es die hessische Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) gelobt, um sodann einige Gemeinplätze über die religiöse Orientierung, die das Curriculum biete, sowie die Toleranz, die es gegenüber anderen Religionen vermittle, zu verbreiten: Es erschließe muslimischen Schülern gar, so die ministeriale Formulierung, „die religiöse Dimension der eigenen Religion“.

Wer solche tautologischen Phrasen von sich gibt, kann natürlich auch das seichte Wohlfühlgewäsch abnicken, mit dem die Autoren des „Kerncurriculums“ die auf einige politisch korrekte Worthülsen fixierte Erwartungshaltung unserer politischen Klasse bedienen: „Gott hat die Religionen gesandt, damit die Menschen hier auf dieser Erde in Frieden zusammenleben und glückselig werden.“

„Sehr anspruchsvoll“ findet das die Kultusministerin und stellt sich damit in die anspruchsvolle Tradition sprichwörtlicher hessischer Schulpolitik. Offensichtlich trieft dieser Satz aber nur so von Falschheit und Taqiyya (Täuschung der Ungläubigen). Er ist weder aus dem Koran ableitbar, der nur eine „wahre Religion“ kennt und zur Ausrottung aller anderen aufruft, noch enthält er irgendein Körnchen Realitätsgehalt. Dergleichen hat an deutschen Schulen nichts verloren.

Wenn ich solches Geschwurbel lese, komme ich allerdings nicht umhin, die Gretchenfrage nach einem bekenntnisorientierten Religionsunterricht im allgemeinen zu stellen – und ich kann sie nur so beantworten, daß ein solcher generell nichts in einem Schulsystem zu suchen hätte, das einer wissenschaftsorientierten Grundhaltung verpflichtet ist (die nicht positivistisch und vulgäraufklärerisch verengt zu sein braucht).

Bekenntnisneutraler Religionsunterricht ist das Gebot der Stunde

Ich störe mich nicht an Kreuzen in Klassenzimmern, insofern diese einer kulturellen Überlieferung entsprechen (mehr wird ja oft von lauen Kirchenvertretern gar nicht mehr behauptet); ich habe auch nichts gegen Religionsunterricht, im Gegenteil – nur sollte dieser, ungeachtet des persönlichen Bekenntnisses des Lehrers, bekenntnisneutral aus religionswissenschaftlicher, nicht aus theologischer Perspektive, gehalten werden. Ein Theologe kann im Übrigen als solcher kein Wissenschaftler sein, da eine Wissenschaft „von Gott“ nicht möglich ist, sondern nur eine von religiösen Texten, Ritualen, Kultgegenständen und sonstigen Zeugnissen.

Und ich hätte auch nichts gegen eine kultische Dimension im Unterricht einzuwenden, sofern sie sich auf die großen freudigen und katastrophalen Ereignisse unserer Geschichte, die Leistungen unserer Vorfahren, auf unsere Ursprünge und Ahnen bezöge. Der Ahnenkult ist schließlich neben und gemeinsam mit der Betrachtung des „gestirnten Himmels“ die älteste und eigentlichste Erscheinungsform des Religiösen überhaupt. Und von ihm aus läßt sich auch leicht, ohne Staatskirchenverträge, die Brücke zum Politischen schlagen, ja der Zusammenhang ergibt sich beinahe von selbst.

Zwar werden solche Positionen für ein Weile Utopien bleiben, aber wenn die Entchristlichung einerseits voranschreitet und die Islamisierung andererseits – doch noch – Absetzungs- und Selbstbehauptungsbewegungen der autochthonen Bevölkerung nach sich zieht, wird sich das religiöse Gesicht Deutschlands gründlich verändern.

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