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Der Glaube an das Gute

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Der Glaube an das Gute

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Die Vorweihnachtszeit ist die Zeit der Schmonzetten. Mit Weihnachtsliedern und großen Kinderaugen versuchen Konzerne und Einkaufscenter, die Konsumenten zum Kauf besonders die rührselige Stimmung zum Abgrasen von Spendengeldern zu nutzen oder bemühen sich Lobby-Organisationen, beispielsweise die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung, mal wieder das Thema Kinderarmut in Deutschland in die Zeitungsspalten zu hieven.

Die Stimmung muß man sich deshalb nicht verderben lassen, aber ein klarer Blick hat noch nie geschadet. Nun las ich dieser Tage einen Beitrag von Heino Bosselmann auf der Online-Seite der Zeitschrift Sezession, die mir – bei aller Sympathie – auch als ein kurioses Rührstück erschien.

Heino Bosselmann beschreibt darin seine Zuneigung zum einstigen SED-Organ Neues Deutschland. Er habe deren Kulturseiten „geschätzt“, und lobt, daß das Blatt „sich angestrengt wendete, wenden mußte, sich aber nicht verriet, sondern in ihrem angestammten Spektrum zu einem informativen und gehaltvollen Blatt entwickelte“. Die linken Redakteure müssten sich in Rosen gebettet fühlen. Oder sollte man von Perlen vor die Säue sprechen?

Es passierte, was zwangsläufig passieren mußte

Nun war es Bosselmann aber nicht genug, die linke Tageszeitung im Netztagebuch der Sezession zu loben. Nein, er wollte auch noch Autor bei ihr werden. Und es gelang ihm sogar, dort unter Pseudonym einen seiner „Essays zur sogenannten neuen Lyrik“ zu veröffentlichen. Doch nun passierte, was zwangsläufig passieren mußte. Das Pseudonym wurde rasch von wachsamen „Antifaschisten“ enttarnt, der Vorgang skandalisiert, eine um ihren Stuhl schwitzende Redakteurin wähnte sich arglistig getäuscht.

Und selbst ein sich, wofür auch immer, entschuldigender Bosselmann konnte nichts mehr richten, sondern machte die Lage eher noch schlimmer. Selbstverständlich war auch sein Versuch, schriftlich im einstigen Zentralorgan der Mauermörder und Stasispitzel Stellung zu dem Vorgang zu nehmen, zum Scheitern verursacht. Weshalb sollte auch das Neue Deutschland einem JF-Autor, den es nicht mal als Mitarbeiter für einen harmlosen Lyrik-Essay haben möchte, nun erneut eine ganze Seite Platz für eine politische Stellungnahme einräumen?

Ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als ich das las. Natürlich bin ich mit Bosselmann solidarisch, die Stellungnahme war dennoch selbst für einen Hartgesottenen in Sachen Rührstücke zuviel. All das nun Widerfahrene ist doch seit Jahren bekannt, wenn man nicht entweder sehr unpolitisch denkt oder selbst von links kommt. Man denke nur an die „Nationalrevolutionäre“ der Achziger Jahre, die aus dem Umfeld der „Grünen“ und der „Friedensbewegung“ gedrängt wurden,  oder die rasch sanktionierten Einzelversuche „Linker“, überhaupt mit „Rechten“ zu reden, etwa bei der PDS-Politikern Christine Ostrowski in den Neunziger Jahren.

Die Linke hat den Raum des freien Denkens verdampfen lassen

Wer sich von außen mit der linken Kultur in Deutschland beschäftigt hat, weiß, daß Linke die Mitte als Gegner sehen, den Rechten als Feind, aber am meisten denjenigen verabscheuen, der in ihrem erstarrten Milieu zu hausieren versucht. „Hierzulande interessiert leider mehr, wo und wie man etwas zu sagen hat – was man zu sagen hat, darüber spricht man lieber nicht“, schrieb Günter Platzdasch bereits 1998 in meinem Buch „Bye-bye `68“.

Längst hat die Linke den Raum des freien Denkens verdampfen lassen. Es ist die alte „faschistoide“ Infizierungstheorie, die dort seit Jahrzehnten vorherrscht. Und sie ist auch ein Produkt der Gehirnwäsche, durch die jeder DDR- und Bundesbürger schon in der Schule gehen mußte. Demnach ist alles auch nur ansatzweise „Rechte“ als etwas dämonisch „Böses“ zu verstehen. Alle inneren Ängste vor Infiltration, Überwachung und sinistren Absichten werden auf diesen überall lauernden Feind als Projektionsfläche übertragen. Gerade das linke Milieu ist deshalb stets darauf bedacht, die eigene, natürlich nur eingebildete „Unschuld“ zu bewahren vor „feindlichen“ Attacken von außen, die etwas nicht Verstandenes zur Absicht haben oder alte Gewissheiten verunsichern könnten.

Wer für die JUNGE FREIHEIT schrieb, hat sich „verunreinigt“ und muß deshalb fortan daran gehindert werden, das „saubere“ Laken, also das zum linken Revier erklärte Terrain, zu beflecken. Sich als Autor einer rechtsgerichteten Zeitung der Höhle des Löwen andienen zu wollen, ist so, wie einer völlig traumatisierten Männerhasserin liebestoll Rosen in die Hand zu drücken – man wird Dornen ins Gesicht bekommen. Dies zumal es bislang noch gut läuft für die Linke, ist sie doch noch nicht auf rechte Autoren zum Aufpeppen ihrer angestaubten Blätter angewiesen und bedarf auch nicht deren Akzeptanz.

Warum sich den Diskursausgrenzern andienen?

Es scheint ein konservatives Bedürfnis zu sein, unbedingt mit Linken diskutieren zu wollen, und nicht einzusehen, daß man es oft mit völlig verbohrten Gläubigen zu tun hat, die höchstens zwecks „Bekehrung“ Interesse daran haben. Da sieht man gelegentlich ältere brave Bürger, die am Rande von gestörten Veranstaltungen immer noch glauben, man könne mit jungen „Antifas“ herrschaftsfrei plaudern, obwohl diese doch zu dem einzigen Zweck dort sind, zu schreien und jemandem, wenn es die Polizei nur zuließe, ohne Zögern einen Backstein über den Schädel zu ziehen.

Auch heute noch erzählen mir bisweilen selbst persönlich „Antifa“-Geschädigte träumerisch, man müsse doch das „Lagerdenken“ überwinden, es gäbe doch kein „rechts“ und „links“ mehr. „Erzählt das bitte nicht mehr mir, sondern geht zur Jungen Welt und laßt euch dort auslachen“, denke ich mir.

Ein den „Grünen“ nahestehender Freund schlug mir vor einigen Jahren vor, doch mal einen Text an die taz zu schicken. Ich würde als guter Autor das Blatt thematisch erweitern und bereichern, meinte er. Ich lehnte lachend ab, wisse man doch, wie die Sache weitergehe. Ein bisschen Würde muß schon sein, sagte ich, und für ein solches Blatt würde ich aus Prinzip nie schreiben. Warum sich Einwanderungslobbyisten und Diskursausgrenzern andienen?

Nüchternen Blick auf die Welt nicht ablegen

Na gut, wenn sie aus ihrem Redaktionsgebäude auf Knien bis zu meiner Schwelle hinrutschen würden und mir noch ein stattliches Honorar böten, würde ich aus reiner Höflichkeit mal kurz drüber nachdenken. Ansonsten sind Versuche eines politischen Dialogs mit real existierenden Linken unfruchtbar und spaßtötend. Was nicht heißt, daß viele Aufsätze und Bücher aus linker Feder keine wertvollen Anregungen geben. Man denke nur an die interessanten Arbeiten der „Krisis“-Gruppe. Oder daß die „Linke“ in der Frage der „Euro-Rettung“ Positionen vertritt, denen man als Konservativer partiell zustimmen kann.

Bitte nicht mißverstehen: Der Glaube des „rechten“ Deutschen an das Gute im Menschen ist sympathisch und spricht auch für den tendenziell toleranten Geist im konservativen Spektrum. Und es ist richtig, den Mensch stets nur nach seinem persönlichen Charakter zu bewerten und nicht nach politischen Ansichten, egal ob links oder rechts. Das ist ein Teil der eigenen seelischen Hygiene, und diese ist stete Aufgabe. Weihnachten erinnert uns nur daran, daß wir bessere Menschen sein können, wenn wir denn unser Herz offen halten. Den nüchternen Blick auf die Welt müssen wir deshalb aber nicht ablegen.

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