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„Kodex Wissenschaftsfreiheit“: Uniformität an Deutschlands Universitäten

„Kodex Wissenschaftsfreiheit“: Uniformität an Deutschlands Universitäten

„Kodex Wissenschaftsfreiheit“: Uniformität an Deutschlands Universitäten

Der Präsident der Universität Hamburg, Dieter Lenzen, sieht die Wissenschaftsfreiheit in Gefahr (Archivbild) Foto: picture alliance / dpa | Axel Heimken
Der Präsident der Universität Hamburg, Dieter Lenzen, sieht die Wissenschaftsfreiheit in Gefahr (Archivbild) Foto: picture alliance / dpa | Axel Heimken
Der Präsident der Universität Hamburg, Dieter Lenzen, sieht die Wissenschaftsfreiheit in Gefahr (Archivbild) Foto: picture alliance / dpa | Axel Heimken
„Kodex Wissenschaftsfreiheit“
 

Uniformität an Deutschlands Universitäten

Es steht nicht gut um die Freiheit der Lehre, wenn sich eine Universität veranlaßt sieht, einen „Kodex Wissenschaftsfreiheit“ verfassen zu müssen. Doch in Zeiten, in denen an Hochschulen unliebsame Lehrinhalte von woken Studenten bekämpft werden, müssen Zeichen gesetzt werden. Ein Kommentar.
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Unwort, Umfrage, Alternativ

Die Diskursverengung an deutschen Hochschulen schreitet seit Jahren voran. Immer mehr Themen werden tabuisiert. Um Fakten geht es schon lange nicht mehr, eher um Befindlichkeiten. Die politische Korrektheit hat sich zu einer moralischen Inquisition erhoben. Schon ein Fingerzeig kann heute eine berufliche Laufbahn an den Universitäten oder in Institutionen der Forschung beenden.

Was nicht in das eigene ideologische Weltbild paßt, wird verdammt und entfernt. So werden Professoren und Forscher aus Podiumsdiskussionen ausgeladen oder mittels Protesten von der eigenen Lesung ferngehalten. Die Eingriffe gehen sogar so weit, Studieninhalte löschen zu wollen oder nichtgenehme Bücher auszusortieren.

Es ist, als ob die Woke-Aktivisten die ganze Welt völlig neu programmieren wollen. In den USA erhob vergangenes Jahr die Bildungsinitiative „The Education Trust“ sogar den irrwitzigen Vorwurf, Mathematik sei ein Zeichen „weißer Vorherrschaft“. Man gab eine Unterrichtsempfehlung für Lehrer heraus, in der dazu aufgefordert wurde, im Mathe-Unterricht die Schüler nicht nach den Lösungen der Rechenaufgaben zu fragen. Schließlich könnten sich Schüler mit unterschiedlicher ethnischer Herkunft diskriminiert fühlen, da Mathematik von den „Weißen“ dominiert sei.

Universität Hamburg will Wissenschaft schützen

Die Übergriffe auf die Wissenschaft und die Lehrenden nehmen auch in Deutschland derart zu, daß sich Universitäten schon genötigt fühlen, Erklärungen dazu abzugeben. So hat die Universität Hamburg den „Kodex Wissenschaftsfreiheit“ erarbeitet und veröffentlicht. Der soll den Freiraum der Wissenschaft definieren und klare Grenzen ziehen. Damit gehört die Universität Hamburg zu den ersten Hochschulen, die den Schutz der wissenschaftlichen Freiheit in ihrem Leitbild verankern.

Der Präsident der Uni Hamburg, Dieter Lenzen, betonte bei der Vorstellung der Leitlinien: „Wissenschaft richtet sich nicht nach politischem, religiösem oder sonstigem Willen, sondern nur nach den eigenen Vorgaben“. Er forderte, daß „jeder Übergriff auf die Wissenschaftsfreiheit, jede Form der Beschneidung derselben“ betrachtet wird und „einer realen Bedrohung Einhalt“ geboten werden muß.

Sein Kollege aus der Fakultät für Rechtswissenschaft, Hans-Heinrich Trute, ermutigte zudem, diese Freiheit „selbstbewußt auch gegenüber Beeinträchtigungen und Gefährdungen in Anspruch“ zu nehmen. Dieser Kodex sollte ein Weckruf für alle selbstgerechten Wokeness-Jünger sein. Die Wissenschaft soll und muß von der Wissenschaft in Frage gestellt werden, aber nicht von der Politik oder der Kirche – und schon gar nicht von selbsternannten Berufs-Empörten.

Universitäten lehren Uniformität

In Artikel 5 garantiert das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland das hohe Gut der Meinungsfreiheit. In Absatz 3 gibt er auch der Freiheit der Lehre Brief und Siegel: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei“. Es ist recht und billig zu verlangen, daß die Beschneidung des wissenschaftlichen Diskurses aus ideologischen Gründen ein Ende haben muß.

Doch wie halten es die Universitäten mit der Souveränität der deutschen Sprache? An vielen Hochschulen herrscht mittlerweile Gender-Zwang. An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ein Student wegen unkorrekten Genderns unlängst schlechter benotet.

Diese Tendenzen befeuern Engstirnigkeit und Uniformität. Die Freiheit der Wissenschaft und der Lehre darf aber keine Einbahnstraße sein. Wenn selbst Universitäten kein Hort der Freiheit sind, steht es schlecht um unsere Zukunft.

Der Präsident der Universität Hamburg, Dieter Lenzen, sieht die Wissenschaftsfreiheit in Gefahr (Archivbild) Foto: picture alliance / dpa | Axel Heimken
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